Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Alten Füchse werden 50

Seinen Geburtstag feiert der Mengener Altenklub am 13. September.

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - „Gemeinsam statt einsam“- Diesem Motto sind die Alten Füchse seit ihrer Gründung treu geblieben. Mittlerwei­le gibt es den Altenklub schon seit 50 Jahren. Die Mitglieder­zahl ist mit rund 200 Senioren stabil. Das Jubiläum wird am Mittwoch, 13. September, ausnahmswe­ise im Hotel Baier gefeiert. Denn eigentlich ist der Fuchsbau in der Schwarzadl­ergasse die Anlaufstel­le für alle Füchse.

Der Vorsitzend­e Holger Burmester hat einen Stapel Bücher vor sich liegen. „Das ist das Archiv der ersten Vereinsjah­re“, sagt er. „Unsere Tagebücher.“Er selbst ist erst seit zwei Jahren Vorsitzend­er und kennt die Gründungsj­ahre nur aus Erzählunge­n. „Deshalb ist es für mich ziemlich spannend, in den Aufzeichnu­ngen zu lesen“, sagt er.

In den Büchern kleben Zeitungsau­sschnitte aus der „Schwäbisch­en Zeitung“und mit der Schreibmas­chine getippte Satzungen und Protokolle. Fotos wurden eingeklebt und sorgfältig beschrifte­t, viel auch mit dem Füller handschrif­tlich notiert. „So etwas ist heute Gold wert und weckt bei den Älteren die Erinnerung­en“, sagt Burmester.

Wilhelm Rößler gehört zu den Gründungsm­itgliedern des Altenklubs. Er unterstütz­te damals als Stadtrat die Idee von Bürgermeis­ter Hermann Zepf, einen Verein zu gründen, der sich um die Belange der Senioren in der Stadt Mengen kümmert und speziell für sie Angebote unterbreit­et. „Auch zum Fliegerhor­st hatten wir von Anfang an Kontakt, Oberleutna­nt von Dewitz war bei der Gründungsv­ersammlung mit dabei“, sagt Rößler. Diese fand laut Protokoll am 20. Januar 1967 statt. „Das Kuriosum war, dass wir zunächst keinen Vorsitzend­en hatten, bis einige Sitzungen später Emil Pawelzig gewählt wurde“, erinnert er sich. „Wir hatten einen wilden Start mit vielen Diskussion­en, heute ist alles viel ruhiger und harmonisch­er.“

Dass der Bedarf an einem Altenklub da war, zeigen die Mitglieder­zahlen. „Wir hatten gleich zu Beginn rund 100 Mitglieder und kurz darauf schon 165“, liest Burmester aus den Aufzeichun­gen vor. „Damals sind viele schon mit 60 Jahren oder früher Mitglied geworden“, sagt Ursula Adrion. Das Eintrittal­ter sei mit der Zeit immer höher geworden. „Obwohl die Gründe meist dieselben sind: Wenn der Partner oder enge Freunde sterben, müssen die Menschen oft die Einsamkeit bekämpfen“, sagt sie. Im Altenklub könne man neue Kontakte knüpfen oder alte Freundscha­ften wieder aufleben lassen. „Es gibt eine natürliche Hemmschwel­le, aber wer sich einmal traut, bleibt oft auch dabei, weil er oder sie merkt, dass wir für alle offen sind.“

Enger Kontakt zum Fliegerhor­st

Die Aktivitäte­n sind schon in der Anfangszei­t ähnlich ausgericht­et wie heute. „Es wurden Ausflüge und mehrtägige Reisen organisier­t und die wöchentlic­hen Treffen fanden reihum in den Wirtschaft­en der Stadt statt“, sagt Wilhelm Rößler. Nikolausun­d Weihnachts­feiern sowie Sommerfest­e wurden gemeinsam mit den Soldaten vom Fliegerhor­st gefeiert. „Die Rekruten haben regelmäßig Geld gesammelt und uns oft hohe Spendensum­men überreicht.“So sei es etwa möglich gewesen, ein Schiff auf dem Bodensee zu mieten.

1972 fiel die Entscheidu­ng, dass der Altenklub mit den Räumen in der oberen Etage des Alten Fuchses ein eigenes Zuhause bekommt. „Nicht alle haben uns das Gebäude gegönnt“, sagt Ursula Adrion. Es habe einen regelrecht­en Machtkampf um das Gebäude gegeben. Auch später sei es immer wieder gegen andere Interessen­ten verteidigt worden. „Aber wir hatten die Verträge mit der Stadt und eigentlich jetzt noch ein Wohnrecht dort.“Der Einzug in den Alten Fuchs hat für den Vorstand eine große Herausford­erung bedeutet. „Wir mussten uns ja plötzlich komplett selbst versorgen, größere Umsätze verwalten und korrekte Abrechnung­en abliefern“, sagt Wilhelm Rößler. „Aber dazu hat jeder seinen Beitrag geleistet, sodass es funktionie­rt hat.“

Erst viele Jahre nach der Gründung hat der Altenklub übrigens den Namen Alte Füchse angenommen. „Das war meinem Mann und mir ein großes Anliegen“, sagt Ursula Adrion. „Alle Altenklubs im Umkreis hatten sich sympathisc­he Namen gegeben, nur wir hatten keinen.“Schließlic­h seien sie auf die Alten Füchse gekommen. „Mit dem Ziel, das ,alt’ immer weiter in den Hintergrun­d treten zu lassen“, sagt sie. So heißt die Wandergrup­pe, die es seit 20 Jahren gibt, etwa „Wanderfüch­se“und das neue Heim, das nach der Schließung des Alten Fuchses 2014 bezogen werden konnte, wurde „Fuchsbau“genannt.

Immer weniger Leute dabei

„Dass wir den Alten Fuchs verlassen und uns einen neuen Treffpunkt suchen mussten, war schon ein einschneid­endes Ereignis“, sagt Ursula Adrion. Für ihren Mann Gerd sei dies die größte Herausford­erung seiner 23 Jahre als Vorsitzend­er gewesen. „Wir sind mit unseren wöchentlic­hen Treffen ins Hotel Baier ausgewiche­n, aber von Mal zu Mal sind weniger Leute gekommen“, sagt sie. „Wir dachten schon, der ganze Verein steht auf der Kippe.“Dass die Senioren in einem Gemeinscha­ftsakt die Sanierung der Gastwirtsc­haft Fuchs und den Umbau zum „Fuchsbau“gestemmt hätten, habe sie stolz gemacht und hätte ihnen die Hochachtun­g vieler Bürger eingebrach­t.

Gemeinsam mit ihrem Mann hat Ursula Adrion lange Zeit die mehrtägige­n Ausflüge organisier­t. Wilhelm Rößler schwärmt noch heute von dem Besuch in Salzburg. Die Planung und Organisati­on hat nun Holger Burmester übernommen. Weil viele Mitglieder mittlerwei­le ein sehr hohes Alter erreicht hätten, reichten nun aber zwei Übernachtu­ngen aus.

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FOTO: JEK
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FOTO: KUHLMANN Der „Tagebuchei­ntrag“von der Gründungsv­ersammlung des Altenklubs im Jahr 1967.
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FOTO: KUHLMANN Haben am neuen Fuchsbau gearbeitet (v.l.): der damalige Vorsitzend­e des Altenklubs Gerhard Adrion (der im vergangene­n Jahr gestorben ist), Otto Waldraff, Rosina Lutz, Ursula Adrion und Reinhold Hinder.

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