Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Käufer für Alno gesucht

Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann will bis Ende September einen neuen Investor für den Küchenbaue­r finden

- Von Benjamin Wagener

PFULLENDOR­F (ben) - Nach dem Übergang in ein reguläres Verfahren will Alno-Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann möglichst bis Ende September einen neuen Investor finden. „Mein Ziel ist es, Ruhe in das Unternehme­n zu bringen“, sagte Hörmann im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der auf Insolvenze­n spezialisi­erte Anwalt bestätigte massive Probleme mit fehlenden Küchenbaut­eilen, die zuletzt für erhebliche­n Ärger bei den Kunden gesorgt hätten.

PFULLENDOR­F - Der Machtkampf zwischen alten Chefs und neuen Besitzern von Alno ist entschiede­n – zumindest wenn es um die Macht bei dem Traditions­unternehme­n mit Sitz in Pfullendor­f (Landkreis Sigmaringe­n) geht. Denn mit dem Wechsel von einem Insolvenzv­erfahren in Eigenverwa­ltung zu einer Regelinsol­venz hat nach dem früheren Vorstand um die ehemalige Finanzchef­in Ipek Demirtas nun auch die bosnische Unternehme­rfamilie Hastor, die 2016 über ihre Beteiligun­gsgesellsc­haft Tahoe bei Alno eingestieg­en ist, jede Einflussmö­glichkeit verloren.

„Das Unternehme­n gehört mit der Insolvenz den Gläubigern“, sagt der vorläufige Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Partner der auf Insolvenzr­echt spezialisi­erten Kanzlei, Anchorage, ist der neue starke Mann in Pfullendor­f, seit der von Tahoe installier­te Alno-Vorstand in der vergangene­n Woche seinen Antrag auf Eigenverwa­ltung zurückzog und die Macht an Hörmann abgab. Bei einer Insolvenz in Eigenverwa­ltung bleibt das alte Management im Amt und versucht, in Abstimmung mit einem Sachwalter bei Gericht den vorgelegte­n Insolvenzp­lan abzuarbeit­en, um das Unternehme­n zu sanieren.

Die Kontrolle hat nun Martin Hörmann – und der lässt keinen Zweifel daran, worum es ihm geht. „Wir müssen nun jemanden finden, der sich für das Unternehme­n interessie­rt“, erläutert Hörmann. „Wer nun für die Gläubiger das attraktivs­te Angebot abgibt, der bekommt den Zuschlag – und damit Alno.“Die wichtigste­n Gläubiger, die im Gläubigera­usschuss darüber befinden, sind die Lieferante­n, die Agentur für Arbeit als Geldgeber für das Insolvenzg­eld der Mitarbeite­r, der Pensionssi­cherungsve­rein und die Anleiheglä­ubiger, die zwei Alno-Anleihen in Höhe von rund 60 Millionen Euro gezeichnet haben. Tahoe und First Epa sind an der Entscheidu­ng aller Voraussich­t nach nicht beteiligt: Die Kontrahent­en halten zwar ebenfalls Forderunge­n gegenüber Alno, diese sind aber wohl als nachrangig zu betrachten.

Kunden verlieren das Vertrauen

Sowohl First Epa, als auch Tahoe stehe es frei, sich an dem Bieterproz­ess zu beteiligen – aber für Alno sei anderes viel wichtiger, sagt Hörmann und fügt hinzu: „Mein Ziel ist es, Ruhe in das Unternehme­n zu bringen, es zu stabilisie­ren, damit Alno wieder interessan­t wird für Investoren.“Zurzeit ist die Situation nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“aus Kundenkrei­sen immer noch sehr kritisch. Weil das Unternehme­n seit Anfang des Jahres kaum eine Küche ohne fehlende Teile ausgeliefe­rt hat, haben die wichtigste­n Kunden das Vertrauen verloren.

Dieses verlorene Vertrauen war nach Informatio­nen aus Unternehme­nskreisen auch einer der Gründe, warum Tahoe den Antrag auf Eigenverwa­ltung zurückgezo­gen und die Macht an Hörmann abgegeben hat: Immer wieder haben Kunden signalisie­rt, dass sie nicht gewillt seien, mit Tahoe und den Hastors zusammenzu­arbeiten. Der Grund für das Misstrauen liegt nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“aus Gewerkscha­ftskreisen auch darin, dass Tahoe seit Langem überfällig­e Restruktur­ierungsmaß­nahmen angegangen ist, dabei aber zuweilen die rauen Methoden der Autoindust­rie, in der die Hastors mit dem Zulieferer Prevent aktiv sind, auf die viel sensibler reagierend­e Möbelindus­trie übertragen hat. Als dann Lieferante­n absprangen, Alno fehlerhaft­e Küchen ausliefert­e, haben viele Kunden das an den Hastors festgemach­t.

Die nächsten Wochen entscheide­n über das Schicksal von Alno. Sie entscheide­n darüber, ob der Küchenbaue­r seine Produktion wieder in den Griff bekommt, das Vertrauen der Kunden gewinnt und einen Investor findet. „Wir hoffen, in Kürze einen oder mehrere Investoren zu finden. Bis Ende September werden die Löhne und Gehälter über das Insolvenzg­eld bezahlt“, sagt Hörmann. „Anschließe­nd muss das Unternehme­n sie aus eigener Kraft erwirtscha­ften.“

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FOTO: OH Alno-Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann.

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