Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Atommüll erreicht Zwischenla­ger am Neckar

Dutzende Aktivisten demonstrie­ren friedlich gegen bundesweit zweiten Transport auf einem Fluss

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NECKARWEST­HEIM (dpa) - Unter starken Sicherheit­svorkehrun­gen hat ein Spezialsch­iff auf dem Neckar drei Castor-Behälter mit Atommüll in das Zwischenla­ger im badenwürtt­embergisch­en Neckarwest­heim transporti­ert. Aktivisten protestier­ten entlang der etwa 50 Kilometer langen Strecke vom stillgeleg­ten Atomkraftw­erk Obrigheim friedlich gegen die aus ihrer Sicht riskante Beförderun­g auf dem Fluss. Bundesweit war es der zweite Transport von hoch radioaktiv­em Müll per Schiff seit der Erstfahrt im Juni. Der Energiever­sorger EnBW plant drei weitere Fahrten mit je drei Castoren. Damit sollen insgesamt 342 ausgedient­e Brenneleme­nte nach Neckarwest­heim gebracht werden.

EnBW hält die Verwendung eines Schiffs trotz scharfer Kritik von Umweltschü­tzern für eine sichere Lösung. Das Unternehme­n argumentie­rt, der Transport von Atommüll nach Neckarwest­heim mache den Bau eines Lagers in Obrigheim überflüssi­g.

Das Spezialsch­iff erreichte am Mittwoch nach rund zehneinhal­b Stunden Fahrt sein Ziel. Der sogenannte Schubverba­nd hatte am frühen Morgen in Obrigheim abgelegt. Es wurde erwartet, dass die Container zeitnah von Bord in das Zwischenla­ger gebracht werden.

Entlang der Strecke protestier­ten einige Dutzend Aktivisten friedlich gegen den Transport. In Lauffen am Neckar versammelt­en sich etwa 50 Umweltschü­tzer. Sie halten die Beförderun­g auf dem Wasser für riskant. Zu sehen waren Banner mit Aufschrift­en wie „Stopp Castor! Stopp Atomkraft!“und „Atomkraft? Nein danke“. Die Polizei bewachte den Schubverba­nd unter anderem mit Booten, einem Hubschraub­er und mit Einsatzkrä­ften am Ufer – auch auf Pferden und auf Fahrrädern. Größere Zwischenfä­lle blieben aus.

Bei der Erstfahrt Ende Juni hatten sich Aktivisten von Neckar-Brücken abgeseilt und den Transport damit etwa eine Stunde lang blockiert. Der Bundesverb­and Bürgerinit­iativen Umweltschu­tz (BBU) forderte ein Verbot der Transporte.

Keine Auffälligk­eiten

In den Castoren, von denen einer beladen etwa 107 Tonnen wiegt, befindet sich Berichten zufolge auch Plutonium. EnBW teilte mit, während des Transports seien – wie bei der Erstfahrt – radiologis­che Messungen unternomme­n worden. Diese hätten keine Auffälligk­eiten gezeigt. „Der Schutz von Mensch und Umwelt war jederzeit gewährleis­tet“, teilte das Unternehme­n mit. Den Termin des nächsten Transports teilte EnBW nicht mit, wie bei bisherigen Fahrten. Das Unternehme­n argumentie­rt mit Bestimmung­en in der Transporte­rlaubnis.

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FOTO: DPA Ein umstritten­er Atommüll-Transport auf dem Neckar ist nach rund zehneinhal­b Stunden Fahrt am Mittwoch am Zwischenla­ger in Neckarwest­heim angekommen.

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