Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Josefsbrunnen ist auch nach Jahrzehnten noch gefragt
Herbert König und die Stadt Mengen denken darüber nach, das Wasser dauerthaft fließen zu lassen
MENGEN - Der Josefsbrunnen in Mengen lädt ebenso zum Verweilen ein wie er zum Nachdenken anregt. Der in Stein gemeißelte Spruch „Im Wasser sprudelt Kraft und Leben, danket Gott, der es gegeben“macht bewusst, dass Wasser ein kostbares Gut ist. „Mein Großvater war ein gläubiger Mensch und hat diesen Spruch ausgewählt, als er den Brunnen hat errichten lassen“, sagt Herbert König, der den Brunnen regelmäßig zu den Heimattagen auffrischen lässt.
Für die jüngsten Heimattage hat Herbert König den Stein abdampfen und die Schrift nachmalen lassen. Die Stadt hat eine ganze Zeit lang das Wasser laufen lassen, sodass der Josefsbrunnen wochenlang munter plätscherte. Der Brunnen führe Frischwasser, deshalb sei der Betrieb teuer, sagt König. Er sehe ein, dass die Stadt das Wasser nicht die ganze Zeit laufen lassen könne. Er stehe aber mit der Verwaltung im Gespräch, um vielleicht eine kleine Zisterne und Umwälzpumpe in den Boden einzulassen, sodass ein kostengünstiger Wasserkreislauf eingerichtet werden und der Brunnen immer Wasser führen kann. Die Kosten übernähme er selbst, sagt König.
Eidechse symbolisiert Wasser
Sein Großvater, Josef König, hatte den Brunnen Ende der 50er-Jahre errichten lassen. „Er hat ihn gestiftet, deshalb wird er Josefsbrunnen genannt“, sagt Sohn Herbert. Über den Spruch auf der Steinkante klettert eine Eidechse. Das Tier ist ein Symbol für Wasser, weil es sich dort aufhält, wo es Quellen gibt. Es ist in Wüstenlandschaften ein untrügliches Anzeichen dafür. „Sie ist nett gemacht, man muss aber genauer hinschauen, um sie wahrzunehmen“, sagt Herbert König. Am Brunnenrand befindet sich eine kleine Mulde für die Vögel, die sich hier trinken konnten. Früher war der Brunnen immer voll mit Wasser, weil ein hohes Rohr im Auslauf steckte.
In der Kindheit habe sich alles um die große Kastanie und den Brunnen gedreht, erzählt Herbert König. Die vielen Kinder der Nachbarschaft hätten sich dort zum Spielen getroffen. Die Leute saßen auf der Bank, die rund um die ganze Kastanie stand. „Viele von uns haben Erinnerungen an diese Zeit“, sagt König. Als der Brunnen über die vergangenen Heimattage Wasser führte, genossen die Kinder es wieder, damit zu spielen.
Die große Kastanie gibt es nicht mehr. Weil sie alt war, brach sie in sich zusammen. Sie wurde mit einer Trauerbuche ersetzt, die sich über den Brunnen beugt. Daneben stehen Bänke und machen aus dem Platz einen beschaulichen Ort. Der Brunnen und der Platz seien ihm wichtig, deshalb kümmere er sich darum, sagt Herbert König.