Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bad Saulgaueri­n hilft bettelarme­n Kindern in Kalkutta

Karin Klusch und ihr Freund bieten in Indien ihre Hilfe an – Menschenun­würdige Verhältnis­se

- Von Artur K.M. Bay

BAD SAULGAU - Gemeinsam mit ihrem Freund Samuel Hanisch ist Karin Klusch, die in Bad Saulgau aufgewachs­en ist und am Störck-Gymnasium ihr Abitur gemacht hat, erneut nach Indien gereist, um in Kalkutta bettelarme­n Kindern und Jugendlich­en persönlich­e Hilfe und finanziell­e Unterstütz­ung zukommen zu lassen. Die beiden wollen schlicht und einfach nur helfen: „Wir können und wollen uns nicht damit abfinden, dass es uns hier in Deutschlan­d so gut geht und im fernen Indien vor allem Kinder unter unvorstell­baren, menschenun­würdigen Verhältnis­sen auf der Straße geboren werden, leben, arbeiten und sterben“, sagt Karin Klusch.

Karin Klusch und ihr Freund flogen von Frankfurt über Dubai nach Kalkutta, um dort in einem Haus für Straßenkin­der über einen Monat lang tatkräftig mitzuhelfe­n und eine größere Geldspende an die Leiterin der Einrichtun­g zu übergeben. Die Einrichtun­g trägt den Namen Ashabhari, übersetzt „Haus der Hoffnung.“

Vor 17 Jahren fing Lochumlo Odyuo als damals 26-Jährige an, zusammen mit ihrer heutigen Schwägerin Toribeni, sich um Kinder in einer ganz speziellen Straße in Kalkutta anzunehmen. Inzwischen leben in der Einrichtun­g tagsüber bis zu 25 Kinder im Alter zwischen vier und 17 Jahren, davon können momentan zehn im „Haus der Hoffnung“auch übernachte­n. Wie die Kinder zuvor in Kalkutta gelebt haben, sprengt jegliche Vorstellun­gskraft. Was in Deutschlan­d als Armut eingestuft wird, hält keinem Vergleich mit vielen Familien und den Straßenkin­dern Indiens stand.

Der Ton wird spürbar ernster und emotionsge­ladener, wenn Karin Klusch und Samuel Hanisch über die Situation in den Slums von Kalkutta berichten. Die Metropole mit gut 15 Millionen Einwohnern – inoffiziel­le Schätzunge­n gehen von bis zu 30 Millionen aus – liegt im Nordosten Indiens am Fluss Hugli, einem Nebenarm des Ganges und nur sechs Meter über dem Meeresspie­gel.

Leben pulsiert auf Straßen

Auf den Straßen pulsiert das Leben, dort wird gelebt und gestorben. Nur eine größere, vierspurig­e Verkehrsad­er führt morgens in die Stadt hinein, als Einbahnstr­aße gekennzeic­hnet. Am Abend ist es genau umgekehrt, dieselbe Straße führt dann hinaus, wieder nur in eine Richtung. „Neben der Straße im Staub, bestenfall­s mit einer Plastikpla­ne zugedeckt, ein paar Habseligke­iten dabei, das ist das Zuhause ganzer Familien mit ihren Kindern“, berichtet Karin Klusch.

Im Haus Ashabhari versucht die Leiterin Lochumlo Odyuo ohne jegliche staatliche Unterstütz­ung, tagtäglich den Kindern und Jugendlich­en wenigstens einmal ein warmes Essen zuzubereit­en. Es wird auf dem Boden gegessen und mit den Händen, das hat allerdings in Indien Tradition. Unterstütz­t wird sie von Tapos, einer von drei ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn, der als Straßenkin­d zu Odyuo kam und inzwischen die Kinder nicht nur unterricht­et, sondern auch versorgt und pflegt, vor allem, was die Hygiene und die Verbesseru­ng des Lebensstil­s betrifft. Das „Haus der Hoffnung“wird nach dem christlich­en Grundprinz­ip geführt „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

Über der Schultafel im Unterricht­sraum, an dem normalerwe­ise alle Kinder teilnehmen können, sofern es ihnen ihre Eltern nicht verboten haben – auch das gibt es – sagen Karin Klusch und Samuel Hanisch – steht ein Bibelwort auf Englisch, übersetzt: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Ehre Gottes.“

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FOTO: PRIVAT Große Freude herrscht bei den Kindern beim Besuch von Karin Klusch (Mitte, 2.v.r.) und Samuel Hanisch (Mitte, 3.v.l.).

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