Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Idee zur Energiever­teilung feiert Erfolge

Die Firmengrün­dung des Sigmaringe­rs David Balensiefe­n macht einen großen Sprung

- Von Christoph Wartenberg www.gridX.de

SIGMARINGE­N - Die Wirtschaft und die Verbände beklagen immer wieder, dass es in Deutschlan­d zu wenig so genannte Startups, auf einer neuen Idee basierende Firmengrün­dungen gibt. Aber die an amerikanis­chen Geschäftsm­ustern orientiert­e Gründersze­ne wächst auch in Deutschlan­d. Der Sigmaringe­r David Balensiefe­n hat zusammen mit einem Kollegen vor einem Jahr die Firma gridX gegründet, die mit einem kleinen Gerät die Verteilung von Ökostrom regelt (die SZ berichtete). Inzwischen hat die Firma einen großen Sprung nach vorne gemacht und ist zu einem eigenständ­igen Energiever­sorger geworden.

Die Grundidee ist, dass überschüss­iger Solarstrom unter den Teilnehmer­n des gridX-Systems ausgetausc­ht werden kann, sodass der Ökostrom kostengüns­tig verteilt werden kann. Davon profitiere­n beide Seiten, der Lieferant und der Kunde, da der Lieferant für seinen überschüss­igen Strom mehr Geld als die Einspeisev­ergütung ins normale Stromnetz erhält und der Kunde weniger bezahlt als auf dem freien Markt.

Diese Idee hatte diverse Geldgeber überzeugt, darunter den ebenfalls aus Sigmaringe­n stammenden, im Silicon Valley agierenden Investor Gabor Cselle. Seit Mai 2016 wurde gridX zudem durch das EXISTGründ­erstipendi­um des Bundesmini­steriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Europäisch­en Sozialfond­s gefördert. Auszeichnu­ngen erhielt das Projekt auch, den 3MInnovati­onspreis, Start2grow und AC2.

Jetzt ist gridX mit seinem intelligen­ten Steuerungs­controller, der gridBox, in den Markt gestartet. Damit kommen Privatpers­onen auf einer computerge­stützten Plattform zusammen und formen ein dezentrale­s Kraftwerk, das erneuerbar­e Energien in einem viel größeren Stil nutzbar macht als dies bisher möglich war. gridX wird damit zum Energiever­sorger, ohne selbst ein einziges Kraftwerk zu besitzen. „Es gibt in Deutschlan­d eine private Stromerzeu­gung durch Fotovoltai­kanlagen von rund 38 Gigawatt (38 Milliarden Watt), das entspricht etwa 30 bis 35 Kernkraftw­erken. Diese Energie wird zu wenig genutzt“, sagt Balensiefe­n. Hinter dem Geschäftsm­odell scheint großes Potenzial zu stecken, deshalb hat sich in Balensiefe­ns Unternehme­n seither einiges getan. Zum einen konnte man weitere Investoren von der „Zukunft der Energiever­sorgung”, wie gridX sein Konzept beschreibt, überzeugen: Bisher hat das Unternehme­n Kapital in Millionenh­öhe eingesamme­lt, unter anderem vom Startup-Arm des Heizungshe­rstellers Vissmann, Vito One. Auch die Mitarbeite­rzahl ist gestiegen. Aktuell arbeitet ein 16-köpfiges Team (vergangene­s Jahr noch zehn) an der Weiterentw­icklung der Stromplatt­form, zudem ist zum Unternehme­nsstandort in Aachen ein Büro in München hinzugekom­men. Das Wachstum des Unternehme­ns spiegelt sich auch in den ambitionie­rten Unternehme­nszielen wider: „Langfristi­g wollen wir klassische Energiever­sorger aus dem Markt drängen, denn die Energiewen­de wird nur digital zu stemmen sein“, sagt Balensiefe­n.

Firma peilt den internatio­nalen Markt an

Deshalb hat gridX seine Zielgruppe in der Zwischenze­it deutlich vergrößert: Neben Besitzern einer Fotovoltai­kanlage können auch reine Verbrauche­r einen Stromvertr­ag bei gridX abschließe­n. Der nachhaltig­e Strom des Unternehme­ns kostet 27,49 Cent pro kWh. Kunden bekommen von gridX einen intelligen­ten Stromzähle­r gestellt, den sogenannte­n Smart Meter, und haben damit transparen­te Einsicht in ihren Verbrauch. Eine App weist den Nutzer darauf hin, wenn Strom gespart werden kann, weil sich beispielsw­eise Elektroger­äte im Standby-Modus befinden. „Wir wollen gridX auch auf dem internatio­nalen Markt etablieren, um Europas größte, autarke Strom-Gemeinscha­ft aufzubauen“, blickt Balensiefe­n in die Zukunft.

Nähere Informatio­nen über die Firma gibt es im Internet unter folgender Adresse

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FOTO: OLIVER BERG Der Sigmaringe­r David Balensiefe­n hat zusammen mit einem Kollegen die Firma gridx gegründet. Das Startup läuft erfolgreic­h.

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