Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Idee zur Energieverteilung feiert Erfolge
Die Firmengründung des Sigmaringers David Balensiefen macht einen großen Sprung
SIGMARINGEN - Die Wirtschaft und die Verbände beklagen immer wieder, dass es in Deutschland zu wenig so genannte Startups, auf einer neuen Idee basierende Firmengründungen gibt. Aber die an amerikanischen Geschäftsmustern orientierte Gründerszene wächst auch in Deutschland. Der Sigmaringer David Balensiefen hat zusammen mit einem Kollegen vor einem Jahr die Firma gridX gegründet, die mit einem kleinen Gerät die Verteilung von Ökostrom regelt (die SZ berichtete). Inzwischen hat die Firma einen großen Sprung nach vorne gemacht und ist zu einem eigenständigen Energieversorger geworden.
Die Grundidee ist, dass überschüssiger Solarstrom unter den Teilnehmern des gridX-Systems ausgetauscht werden kann, sodass der Ökostrom kostengünstig verteilt werden kann. Davon profitieren beide Seiten, der Lieferant und der Kunde, da der Lieferant für seinen überschüssigen Strom mehr Geld als die Einspeisevergütung ins normale Stromnetz erhält und der Kunde weniger bezahlt als auf dem freien Markt.
Diese Idee hatte diverse Geldgeber überzeugt, darunter den ebenfalls aus Sigmaringen stammenden, im Silicon Valley agierenden Investor Gabor Cselle. Seit Mai 2016 wurde gridX zudem durch das EXISTGründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Europäischen Sozialfonds gefördert. Auszeichnungen erhielt das Projekt auch, den 3MInnovationspreis, Start2grow und AC2.
Jetzt ist gridX mit seinem intelligenten Steuerungscontroller, der gridBox, in den Markt gestartet. Damit kommen Privatpersonen auf einer computergestützten Plattform zusammen und formen ein dezentrales Kraftwerk, das erneuerbare Energien in einem viel größeren Stil nutzbar macht als dies bisher möglich war. gridX wird damit zum Energieversorger, ohne selbst ein einziges Kraftwerk zu besitzen. „Es gibt in Deutschland eine private Stromerzeugung durch Fotovoltaikanlagen von rund 38 Gigawatt (38 Milliarden Watt), das entspricht etwa 30 bis 35 Kernkraftwerken. Diese Energie wird zu wenig genutzt“, sagt Balensiefen. Hinter dem Geschäftsmodell scheint großes Potenzial zu stecken, deshalb hat sich in Balensiefens Unternehmen seither einiges getan. Zum einen konnte man weitere Investoren von der „Zukunft der Energieversorgung”, wie gridX sein Konzept beschreibt, überzeugen: Bisher hat das Unternehmen Kapital in Millionenhöhe eingesammelt, unter anderem vom Startup-Arm des Heizungsherstellers Vissmann, Vito One. Auch die Mitarbeiterzahl ist gestiegen. Aktuell arbeitet ein 16-köpfiges Team (vergangenes Jahr noch zehn) an der Weiterentwicklung der Stromplattform, zudem ist zum Unternehmensstandort in Aachen ein Büro in München hinzugekommen. Das Wachstum des Unternehmens spiegelt sich auch in den ambitionierten Unternehmenszielen wider: „Langfristig wollen wir klassische Energieversorger aus dem Markt drängen, denn die Energiewende wird nur digital zu stemmen sein“, sagt Balensiefen.
Firma peilt den internationalen Markt an
Deshalb hat gridX seine Zielgruppe in der Zwischenzeit deutlich vergrößert: Neben Besitzern einer Fotovoltaikanlage können auch reine Verbraucher einen Stromvertrag bei gridX abschließen. Der nachhaltige Strom des Unternehmens kostet 27,49 Cent pro kWh. Kunden bekommen von gridX einen intelligenten Stromzähler gestellt, den sogenannten Smart Meter, und haben damit transparente Einsicht in ihren Verbrauch. Eine App weist den Nutzer darauf hin, wenn Strom gespart werden kann, weil sich beispielsweise Elektrogeräte im Standby-Modus befinden. „Wir wollen gridX auch auf dem internationalen Markt etablieren, um Europas größte, autarke Strom-Gemeinschaft aufzubauen“, blickt Balensiefen in die Zukunft.
Nähere Informationen über die Firma gibt es im Internet unter folgender Adresse