Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Überraschung: Binger sichten seltenes Insekt
Familie Gfrörer-Gihr beobachtet im eigenen Garten die Blauschwarze Holzbiene
BINGEN - Reinhard Gihr und seine Frau Regina Gfrörer-Gihr haben vor einigen Tagen eine spannende Entdeckung in ihrem Garten gemacht: Für rund eine Stunde besuchte eine Blauschwarze Holzbiene eine ihrer Staudenwicken. Die Biene, die eher einer Hummel denn einer Biene ähnelt, aber fast dreimal so groß wie eine Hummel ist, ist im süddeutschen Raum äußerst selten anzutreffen. Im Landkreis Sigmaringen ist sie sogar so selten, dass sie offiziell noch nie gesichtet worden ist.
Dies geht aus dem WildbienenKataster hervor, das im Jahr 2003 am Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart angelegt wurde. Seither können die Blauschwarzen Holzbienen, deren Bestand noch in den 1980er-Jahren als stark gefährdet galt, online kartiert werden. Mit dieser Online-Kartierung soll das Interesse der Bevölkerung an den Wildbienen verstärkt werden.
Der Bestand der Blauschwarzen Holzbiene, die auf Totholz angewiesen ist, hat sich mittlerweile wieder etwas erholt. Es gebe laut der Internetseite www.wildbienen-kataster.de einige Hinweise, dass sich die wärmeliebende Holzbiene vermutlich aufgrund der Klimaänderung in Regionen oberhalb von 500 Metern ausdehnt. Um hierzu weitere Informationen sowie ein aktuelles Verbreitungsbild zu erhalten, werde die Online-Kartierung durchgeführt. Während für Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren Hunderte Blauschwarze Holzbienen registriert worden waren, schien sie den Landkreis Sigmaringen komplett zu meiden. Mit der Entdeckung der Gfrörer-Gihrs ist nun klar: Die Blauschwarze Holzbiene fühlt sich offenbar auch hier wohl.
„Meine Frau und ich waren schon etwas aufgeregt, als wir das Insekt in unserem Garten sahen“, erinnert sich Reinhold Gihr an den Fund. Schnell habe er die Kamera geholt und ein Foto gemacht. Zunächst hätten die beiden vermutet, das Insekt sei aufgrund der gewaltigen Größe ein Käfer. Glücklicherweise ist die Familie im Besitz eines Insektenbestimmungsbuches und nach einiger Recherche stand fest: Der seltene Gast konnte nur die Blauschwarze Holzbiene sein. Nach weiteren Recherchen – der Ehrgeiz war geweckt – stießen die Gfrörer-Gihrs schließlich auf die Online-Kartierung. „Wir sind dann den dortigen Anweisungen gefolgt und einen Tag später wurde uns bestätigt, dass tatsächlich eine männliche Blauschwarze Holzbiene unseren Garten aufgesucht hatte“, freut sich Gihr noch heute. Die Sichtung sei ein echter Glücksfall, lediglich 2013 habe es in der Region im Balinger Raum dokumentierte Sichtungen gegeben. „Meine Frau und ich haben uns gefreut, dass in unserem Garten einmal etwas los war“, sagt Gihr und lacht.