Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Derzeit sind 500 Flüchtlinge in der LEA untergebracht
SZ-Leser machen sich ein eigenes Bild von der Einrichtung in der ehemaligen Graf-Stauffenberg-Kaserne
SIGMARINGEN (chw) - 20 Teilnehmer haben bei der SZ-Aktion „Schwäbische Türöffner“die Landeserstaufnahmestelle (LEA) für Flüchtlinge in der ehemaligen GrafStauffenberg-Kaserne besucht. Andrea Huthmacher vom Regierungspräsidium Tübingen führte die Besucher durch die Einrichtung und gab interessante Informationen zu den einzelnen Abteilungen. Tagsüber sind etwa 24 Sicherheitskräfte im Einsatz, nachts sind es etwas weniger.
Die Erstaufnahmestelle wurde unmittelbar nach dem Landeskinderturnfest am 3. August 2015 eingerichtet. Zu Hochzeiten waren hier rund 2500 Flüchtlinge, darunter 800 Kinder untergebracht. Momentan sind es rund 500 und 75 Kinder. Die Verwaltung besorgt das Regierungspräsidium, die Alltagsbetreuung wird von der Firma ORS übernommen. Nach der Ankunft werden die Flüchtlinge registriert und gesundheitlich untersucht. Anschließend erhalten sie dann ein ausweisähnliches Dokument mit einem Barcode zum Scannen, mit dem An- und Abwesenheit festgehalten werden.
Nach dem Treffen an der Hauptpforte wurden die Besucher anhand eines Lageplans über die verschiedenen Gebäude der Anlage unterrichtet. „Wir sind hier wie ein kleines Dorf, sozusagen ein Ortsteil von Sigmaringen.“Der Rundgang begann dann an der Sanitätsstation, wo sich die Patienten mit kleineren Leiden melden können. Zu Fachärzten geht es in die Stadt. Der Sanitätsstation ist eine Zahnarztpraxis angeschlossen, die von einem Zahnarzt im Ruhestand zweimal in der Woche geöffnet wird. Im Haus der sozialen Dienste teilen sich Caritas, Diakonie und Rotes Kreuz die Betreuung. Hier gibt es auch eine Notfallseelsorge. „Bei den Kämpfen um Aleppo gab es kaum einen Tag, an dem nicht schlechte Nachrichten aus Syrien kamen“, erzählt Huthmacher. Zentrale Anlaufstelle für die Flüchtlinge ist der Infopoint, wo alle möglichen Pläne, beispielsweise zur Verlegung in andere Städte, zur Gesundheitsuntersuchung, zum Postein- und ausgang oder anderen Anliegen aushängen.
Die Wäscherei war der nächste Anlaufpunkt. Hier staunten die Besucher über die lange Reihe von Waschmaschinen, Trocknern und Wäscheregalen. Wer Wäsche abgibt, erhält eine Nummer, die bei der Bearbeitung bei der Wäsche bleibt und bei der Abholung die Zuordnung erlaubt. Viele Flüchtlinge beteiligen sich freiwillig an Arbeiten, da sie so etwas zu tun haben und Struktur in den Tagesablauf bringen, erklärt Huthmacher.
Ehrenamtliche kümmern sich um die Kinderbetreuung, die Kinder sind in zwei Gruppen aufgeteilt. Hier werden bereits den Kleinen „deutsche Tugenden“wie Pünktlichkeit, Ordnung und richtige Kleidung beigebracht.
Für die älteren Kinder gibt es Unterricht in der LEA, da sie hier noch keinen Anspruch auf Schulbesuch haben. Auch müssen die Flüchtlinge mit deutschen Gebräuchen vertraut gemacht werden, die sich oft stark von deren Heimatgebräuchen unterscheiden. Bei der Unterbringung versucht man, die jeweiligen Nationalitäten beisammen zu lassen. Da die Kasernengebäude aus den 50er Jahren stammen und ausschließlich für männliche Bewohner gedacht waren, mussten die Flüchtlingsunterkünfte zusätzlich für Familien und alleinstehende Frauen umgebaut werden. Für den Kontakt mit den Heimatländern gibt es in der LEA auch W-Lan.
Die Reinigung ihrer Unterkünfte übernehmen die Flüchtlinge selbst, lediglich die Sanitäranlagen werden wegen Hygienevorschriften professionell gereinigt. „Wenn Flüchtlinge Negativschlagzeilen machen, dann ist das bei weitem nicht die Mehrheit unserer Bewohner“, verdeutlichte Andrea Huthmacher abschließend.