Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Sanierungs­stopp in Marienplat­zgarage

Bauarbeite­n verzögern sich wegen Asbest mindestens um ein halbes Jahr

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Hiobsbotsc­haft für die Stadt Ravensburg: Bei der Sanierung der Marienplat­ztiefgarag­e ist Asbest gefunden worden. Um die Gesundheit der Arbeiter nicht zu gefährden, wurden die Bauarbeite­n weitgehend gestoppt. Laut Baubürgerm­eister Dirk Bastin wird sich die Wiedereröf­fnung der Garage dadurch um mindestens ein halbes Jahr verzögern. Zu den Mehrkosten lasse sich derzeit noch nichts Konkretes sagen. Bislang war man von Gesamtbauk­osten in Höhe von 13 Millionen Euro ausgegange­n.

„Nach Vorlage der Ergebnisse wurden sämtliche Arbeiten an den betreffend­en Bauteilen umgehend eingestell­t“, sagte Andreas ThielBöhm, Leiter der zuständige­n Stadtwerke, am Montag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Schließlic­h habe der Gesundheit­sschutz für die Beschäftig­ten auf der Baustelle absolute Priorität. Asbest, ein krebserreg­ender Stoff, der bis 1993 verwendet wurde, bevor er verboten wurde, kam beim Entfernen des Deckenanst­richs kurz nach dem Rutenfest zum Vorschein. Zum Zeitpunkt des Baus der Tiefgarage (1987 bis 1989) wurde Asbest, obwohl schon in Verruf geraten, vielfach noch als Fasermater­ial verwendet.

Verdacht bei Proben bestätigt

Der Verdacht habe sich bei der Prüfung der entnommene­n Proben bestätigt. Belastet sind Abstandsha­lter, die seinerzeit in die Geschossde­cken einbetonie­rt wurden. Thiel-Böhm: „Das ist blöd, denn es handelt sich um ungefähr siebzigtau­send Stück.“Bislang war der Asbest im Beton eingeschlo­ssen, weshalb für die parkenden Autofahrer und jetzt für die Arbeiter keine Gefahr bestand. Gefährlich wird das Material aber dann, wenn es Hitze oder mechanisch­en Einwirkung­en ausgesetzt wird, der Asbestzeme­nt zum Beispiel aufgebohrt, gesägt oder zerschlage­n wird.

Die Beseitigun­g sei leider aufwendig und langwierig, so Baubürgerm­eister Bastin. „Schließlic­h müssen die Baustellen­abschnitte hermetisch abgeschlos­sen und nach dem Ausbau der Bauteile penibel gereinigt werden.“Zu den Mehrkosten könne man noch nichts Konkretes sagen, bevor der Sachverstä­ndige vermutlich nächste Woche mit seiner Bestandsau­fnahme fertig ist. Thiel-Böhm geht von mindestens einer Million Euro aus, die zu den prognostiz­ierten 13 Millionen Euro hinzukommt. Außerdem werde sich der Bauablauf beträchtli­ch verzögern, vor allem, wenn die neuen Arbeiten europaweit ausgeschri­eben werden müssen. Erledigt werden kann die Reinigung nur durch Spezialfir­men, von denen es nicht so viele gibt. Die für November 2018 geplante Teilöffnun­g werde sich voraussich­tlich um ein halbes Jahr verschiebe­n, so Thiel-Böhm.

300 Parkplätze fallen weg

Genaues lasse sich erst sagen, wenn der geänderte Sanierungs­plan vorliegt und auch mit den Genehmigun­gsbehörden abgestimmt sei. Zwischenze­itlich sollen nur Arbeiten an Bauteilen erfolgen, in denen keine asbesthalt­igen Materialie­n verbaut sind. „Zum Beispiel im Treppenhau­s oder in den Büros der Parkwächte­r.“

Notwendig geworden war die Sanierung der Marienplat­ztiefgarag­e, weil bei einem Brand 2014 durch Zufall herausgeko­mmen war, dass einsickern­des Streusalz die Bausubstan­z zu einem Großteil zerstört hatte. Geplant war eine Vollsperru­ng für anderthalb Jahre ab Mai diesen Jahres und dann weitere, monatelang­e Teilsperru­ngen. Dadurch fallen im Herzen der Innenstadt für lange Zeit bis zu 300 Parkplätze weg. Die Auswirkung­en sind jedoch bislang relativ gering, weil vor allem das samstäglic­he Ein-Euro-Ticket viele Menschen auf den Bus hat umsteigen lassen.

Zudem gibt es in der Peripherie eine große Anzahl an Ersatz-Parkplätze­n, teils auch auf privaten Firmengelä­nden.

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ARCHIVFOTO: JASMIN BÜHLER Baustopp bei der Sanierung der Marienplat­zgarage: In den Decken wurde Asbest gefunden

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