Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Otto Sauter rechnet vor, wie viele Hemden ihm gebügelt wurden
Im Gemeindehaus feiert die Nachbarschaftshilfe für Scheer, Heudorf und Blochingen ihr 25-jähriges Bestehen
SCHEER - Die Nachbarschaftshilfe für Scheer, Heudorf und Blochingen gibt es jetzt seit 25 Jahren. Das wurde am Samstag im katholischen Gemeindehaus in Scheer im größeren Kreis gefeiert. Es kamen Thomas Münsch, Geschäftsführer der katholischen Arbeitsgemeinschaft Caritas Organisierte Nachbarschaftshilfe in den Dekanaten Biberach und Saulgau, Gemeindereferentin Claudia Roeder und Kirchengemeinderat Ewald Braig von der Kirchengemeinde sowie Bürgermeister Lothar Fischer zum Festakt. Karin Voll, Einsatzleiterin der Nachbarschaftshilfe, freute sich, dass so viele Helferinnen und Bürger zum Feiern gekommen waren. Es gab Kaffee und Kuchen im festlich dekorierten Saal.
1992 ist die Nachbarschaftshilfe in Scheer, Heudorf und Blochingen per Beschluss des Kirchengemeinderats gegründet worden. Bis 2011 war Maria Weckerle Einsatzleiterin, es folgte ihr Simone Uhl-Kösel. Seit 2014 hat Karin Voll dieses Ehrenamt inne. Das Team von 15 Helferinnen und zwei Helfern leistet jährlich 1500 bis 2000 Stunden Hilfe. Derzeit sind es 23 Einsätze, berichtete Karin Voll. Sie warb um weitere Helfer, um das Team zu verstärken. „Ältere Menschen brauchen menschliche Zuwendung und ein gesichertes soziales Umfeld, damit sie lange zuhause wohnen bleiben können und ein selbstbestimmtes Leben genießen“, betonte sie.
Bürgermeister Fischer lobte und dankte im Namen der Stadt den Helfern für ihre Einsätze, die den älteren Bürgern ermöglichen, zuhause zu wohnen. „Das ist ein riesiger und toller ehrenamtlicher Beitrag in unserer Gemeinde“, sagte er. Er wünschte sich, dass die Außenwirkung der Nachbarschaftshilfe steige, denn sie leiste einen Part für die Gemeinschaft, der nicht mehr wegzudenken sei. Er hofft, dass sich weitere Helfer finden lassen werden, weil abzusehen sei, dass der Bedarf steigen wird, sagte er.
500 Mark als Startkapital
Von einem Fonds habe es im Gründungsjahr 1992 500 DM Starthilfe gegeben, erinnerte Münsch. Die Gründer haben zu Beginn in der Öffentlichkeit den Sinn und Zweck der neuen kirchlichen Einrichtung bewusst machen müssen. Er zeigte das Plakat der Caritas mit dem Impuls „Zusammen sind wir Heimat“. Ältere Bürger brauchen Heimatgefühl, das Gefühl aufgehoben und angenommen zu sein, sagte Münsch. Es sei wichtig zu wissen, dass jemand kommt, wenn es einem nicht so gut gehe. Ein Teil der Helferinnen der Nachbarschaftshilfe mit Thomas Münsch und Einsatzleiterin Karin Voll (rechts).
Aus dem Kreis der Bürger, die Hilfe erfahren, sprach der fast 98-jährige Otto Sauter sehr humorvolle und anerkennende Worte. Seit mehr als 20 Jahren seien die Helferinnen bei ihm im Haushalt, vor allem seit dem Tod seiner Frau im Jahr 1999. Er dankte der Helferin Anne Reck, die seit Jahre helfe und Ingrid Gruber, die sich seiner persönlich annehme, sagte er und gab eine kleine Kostprobe, wie sie ihm immer die Haare kämme. Es wurde viel gelacht. Er rechnete vor, wie viel Hemden und Socken die Helferinnen in all den Jahren gewaschen und gebügelt haben. Die Fenster seien immer blitzblank geputzt, damit er Tag und Nacht unterscheiden könne. Und er freue sich, wenn der Staubsauger schnurre und der nasse Wischmop ihm um die Füße fege. Sauter bekam begeisterten Applaus, der seinen Humor und Lebenslust würdigte.
Kirchengemeinderat Braig dankte dem Team im Namen der Kirchengemeinde. Er bat alle, weiter zu machen. Einsatzleiterin Voll sagte dies zu. „Ich nehme Ihre Zusage mit in den Kirchengemeinderat“, sagte er.