Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bundestagskandidaten diskutieren heftig
Bei der SZ-Talkrunde muss sich Thomas Bareiß Kritik gefallen lassen.
SIGMARINGEN - Am Ende gewinnt der Titelverteidiger: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß hat bei der SZ-Talkrunde mit den sechs aussichtsreichsten Bundestagkandidaten die meisten Zuhörer überzeugen können. Bei der „kleinen Bundestagswahl“am Ende der Veranstaltung konnte er 38 der 108 gültigen Stimmen auf sich vereinen. Vorausgegangen war eine teils unerbittlich geführte Diskussion im Foyer der Stadthalle. Wie haben sich die Kandidaten geschlagen? Hatten sie gute Argumente, oder blieben sie eher im Ungefähren? Unser Überblick in alphabetischer Reihenfolge.
Thomas Bareiß (CDU): Falls der 42-jährige Bundestagsabgeordnete es am 24. September wieder in den Bundestag schafft, tritt er seine vierte Legislaturperiode in Berlin an. Entsprechend selbstsicher war Bareiß’ Auftritt bei der Talkrunde. Als Mitglied der Regierungspartei verwies er gerne und häufig auf seine persönlichen politischen Erfolge – beispielsweise den erfolgreichen Kampf für die Heraufstufung der Nordtrasse in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans. Angriffe insbesondere von links ließ er häufig unkommentiert an sich abperlen.
Erwin Feucht (Grüne): Insgesamt blieb Feucht in der Diskussion eher blass, wurde aber auch mal vehement. Mit einem harschen „Mir reicht’s!“reagierte er beispielsweise auf die Forderung des AfD-Kandidaten, den Familiennachzug von Flüchtlingen zu unterbinden. „Sie sind doch Christ oder wenigstens Humanist und haben obendrein sechs Kinder“, sagte Feucht. „Sie können doch nicht verlangen, dass die Familien jahrelang getrennt leben sollen.“
Hans-Peter Hörner (AfD): Die Aussagen des Kandidaten aus Hechingen führten unter den Zuhörern immer wieder zu merklichem Unbehagen, dem beim Thema Asylpolitik auch mit Buh-Rufen Ausdruck verliehen wurde. Hörners politische Ideen wirkten mitunter ungelenk. So sei etwa ein Rufbus eine gute Möglichkeit, um die Mobilität im ländlichen Raum zu verbessern. Andererseits sei er aber bestimmt zu teuer. Dass das Rufbuskonzept längst im Kreis Sigmaringen angekommen ist, entzog sich offenbar Hörners Kenntnis. Stattdessen schlug er vor, dem Mobilitätsproblem mit sozialpolitischen Instrumenten beizukommen und Familien stärker finanziell zu fördern.
Stella Kirgiane-Efrimidou (SPD): Die Sozialdemokratin versucht zum zweiten Mal in Folge, ein Bundestagsmandat zu bekommen. Weil sie diesmal einen ordentlichen Listenplatz hat, könnte es auch ohne Direktmandat klappen. Stella KirgianeEfremidou gab sich am Montagabend kämpferisch und insbesondere in Richtung Thomas Bareiß angriffslustig. Sie warf ihm unter anderem Populismus vor. Außerdem konnte sie im Gegensatz zum ein oder anderen Konkurrenten mit Fachkompetenz punkten, wenn es konkret um den Wahlkreis ging. Für den möchte sie sich im Falle ihrer Wahl einsetzen: „Aus dem Wahlkreis fließen viele Steuern nach Berlin“, sagte sie. „Die müssen wir uns zurückholen, jetzt ist diese Region dran.“Für alle Fälle hatte KirgianeEfremidou ein SPD-Wahlprogramm dabei.
Dirk Mrotzeck (FDP): Nicht nur, weil er in Bezug auf seine Partei Schuldeingeständnisse machte, dürfte der FDP-Kandidat beim Publikum den ein oder anderen Sympathiepunkt erzielt haben. Inhaltlich gab er den flexiblen Realpolitiker, verlor sich aber auch immer wieder in Allgemeinplätzen. Inhaltlich scharf wurde Mrotzeck beim Thema Bildungspolitik: Die Ankündigung der grün-roten Landesregierung, 11 000 Lehrerstellen abzubauen, habe fatale Folgen gehabt. „Das hat viele junge Leute verunsichert, die uns nun als Lehrer fehlen.“
Claudio Wellington (Linke): Der Kandidat der Linken und jüngstes Mitglied der Talkrunde nutzte jede Gelegenheit, um die Politik seiner Partei insgesamt zu erklären. Damit kam er zwar nicht immer gleich auf den Punkt, argumentierte aber meist schlüssig und stand seinen teilweise deutlich erfahreneren Konkurrenten rhetorisch in nichts nach. Insbesondere Thomas Bareiß, über dessen Abstimmungsgebaren bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr er beispielsweise gut informiert war, griff er immer wieder an. Claudio Wellington punktete allerdings eher im Allgemeinen, nicht so sehr im Konkreten:
Wahlkreisspezifische Aussagen suchte man auch bei ihm vergeblich.