Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ostrach richtet 14er-Rat ein
Jugendliche sollen ihre Ideen für die Gemeinde künftig stärker einbringen.
OSTRACH - Ostrach soll einen 14erRat bekommen. Solch ein Gremium ist ein Instrument, mit dem sich Jugendliche in ihre Heimatgemeinde aktiv einbringen können. Den Jugendlichen stehen dabei zunächst ein Jahr lang Mitarbeiter des Forums Jugend – Soziales – Prävention, das zum Landratsamt Sigmaringen gehört, zur Seite. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.
„Es heißt 14er-Rat, weil sich das Angebot an 14-Jährige richtet“, sagt Eugenia Baron vom Ordnungsamt. Die Gemeindeverwaltung wird alle Jugendlichen anschreiben, die 14 Jahre alt sind und die, die zwar schon 15, aber im gleichen Schuljahr sind. Wer sich angesprochen fühlt, kann mitmachen und am ersten Treffen teilnehmen. „Mit den 14-Jährigen soll die Jugendbeteiligung beginnen“, sagt Baron. Ein halbes Jahr lang sollen Mitarbeiter des Forums die Jugendlichen intensiv begleiten und mit ihnen die Themen erarbeiten, die ihnen wichtig sind. Danach soll der Kreis vergrößert werden. In dieser Phase sollen alle Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren eingeladen werden mitzumachen. „Das Ziel ist, dass die Jugendbeteiligung nach dem ersten Jahr weitergeht“, sagt Baron.
Jeder darf mitmachen
Doch auch, wenn sich das Angebot anfangs primär an 14-Jährige richtet, ist es auch für jüngere oder ältere Jugendliche offen. „Jeder darf mitmachen, niemand wird wegen seines Altes abgewiesen werden“, sagt sie. Doch aus Sicht des Forums, das bereits mehrere 14er-Räte im Landkreis betreut, sei 14 ein gutes Alter, um Jugendliche in die Prozesse in der Gemeinde miteinzubeziehen. „In diesem Alter sind die Jugendlichen einerseits schon reif genug, andererseits sind sie aber schulisch noch nicht so stark eingebunden wie die älteren Schüler, die schon kurz vor den Abschlussprüfungen stehen“, sagt sie. Wunsch der Gemeindeverwaltung ist, dass der 14er-Rat in Ostrach so schnell wie möglich eingerichtet werden soll. Die Anschreiben an die 14-Jährigen sind aktuell in Vorbereitung. „Vermutlich wird das erste Treffen Anfang Oktober stattfinden“, sagt Eugenia Baron.
Es fehlt ein Treffpunkt
Das Thema Jugendarbeit taucht in Ostrach immer wieder auf. So kam etwa bei der Umfrage für das Gemeindeentwicklungskonzept „Ostrach 2030“im Frühjahr 2015 unter anderem heraus, dass die Ostracher sich mehr Angebote für Jugendliche wünschen. Daraufhin lud die Gemeinde alle Neuntklässler, die zu diesem Zeitpunkt in Ostrach wohnten, zu einem Workshop ein. Dort konnten die 65 Jugendlichen ansprechen, was aus ihrer Sicht in Ostrach fehlt und was verändert werden sollte. Als Hauptwunsch hatte sich damals ein Treffpunkt wie etwa ein Jugendraum abgezeichnet.
In anderen Gemeinden im Landkreis gibt es bereits 14er-Räte, beispielsweise in Scheer, Illmensee oder Sigmaringendorf. Ein Grund dafür ist die Gemeindeordnung des Landes Baden-Württemberg. Sie sieht seit Dezember 2015 vor, dass Kinder und Jugendliche stärker in die Kommunalpolitik miteinbezogen werden sollen. Vor allem, wenn es um Planungen und Vorhaben geht, die ihre Interessen berühren, sollen sie beteiligt werden. Bislang gibt es in Ostrach solche Beteiligungsverfahren allerdings noch nicht. Die Gemeinde stand aber schon länger auf der Warteliste für einen 14er-Rat, denn die Kapazitäten des Forums Jugend – Soziales – Prävention sind begrenzt. Jugendarbeit erfolgt in der Gemeinde bisher in den Vereinen. Stark ausgeprägt ist außerdem die Bauwagenkultur. Vor allem in den Teilorten schaffen sich Jugendliche in Bauwagen und Hütten ihre eigenen Treffpunkte.