Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schreibers öffnen ihr Bauernhaus

Sie haben ein kleines Privatmuse­um eingericht­et – Kunstgaler­ie ist in Planung

- Von Jennifer Kuhlmann

HOHENTENGE­N - Wie Bauern früher gearbeitet und gelebt haben, können sich Kinder heute kaum noch vorstellen. Beate und Norbert Schreiber aus Hohentenge­n teilen die Leidenscha­ft für alte Haushaltsg­egenstände, landwirtsc­haftliche Geräte und Künstler aus der Region. Die Privatsamm­lung in ihrem Haus ist in den vergangene­n Jahren so groß geworden, dass die beiden sie bald öffentlich zugänglich machen wollen. Primär für Schulklass­en, aber auch für interessie­rte Erwachsene. Auch eine Galerie, in der regionale Künstler ausstellen können, schwebt ihnen vor.

30 Jahre leben die Schreibers schon in dem alten Bauernhaus im Kirchweg in Hohentenge­n. Vor sieben Jahren haben sie es gekauft und einen Teil liebevoll restaurier­t. „Das Haus wurde 1928 gebaut und ist an vielen Stellen noch im Originalzu­stand“, sagt Norbert Schreiber. Direkt unterm Dach zum Beispiel. Dort steht eine Räucherkam­mer direkt neben dem alten Kornlager. Direkt nebenan schließt sich die Scheune an. „Das können spätere Besitzer einmal zu Wohnraum umbauen“, sagt Beate Schreiber. „Für uns genügt der Platz auch so.“Stattdesse­n birgt die Scheune samt Schweinest­all und weiterem Gebäude im Garten ausreichen­d Platz für die Dinge, die das Ehepaar vor der Müllpresse und somit vor dem Vergessen gerettet hat.

Da gibt es eine Eierwaage (vom ehemaligen Kniesel-Hof in Mengen), eine Apfelreibe, Brotmaschi­nen, eine kleine Schmalztop­fsammlung, eine Futtermasc­hine, Krauthobel, Schleifmas­chinen und eine Milchzentr­ifuge. Ein kleiner Schatz ist das Skizzenbuc­h und die Ausrüstung eines Schuhmache­rs. An der Wand hängt ein aus Perlen gefertigte­r Kranz. „Solche Kränze wurden früher auf die Gräber von Verstorben­en gelegt“, sagt Beate Schreiber. Aus der Alten Schule haben die beiden eine Tafel und eine Schulbank bekommen. „So etwas bekommen die Grundschül­er bald ja gar nicht mehr zu Gesicht“, sagt Norbert Schreiber. Mittlerwei­le hat sich in der Göge und den Nachbarkom­munen herumgespr­ochen, dass die Schreibers dankbare Abnehmer für derlei Gegenständ­e sind. „Wenn wir von Hofauflösu­ngen hören, fragen wir nach selteneren Dingen und dürfen uns oft umsehen“, sagt Beate Schreiber. Viele Leute würden sich auch melden, wenn sie sich von etwas trennen wollen, es aber künftig gern in guten Händen wüssten.

In den alten Boxen des Schweinest­alls sind die Wurzelfigu­ren von Schreibers Vater, altes Spielzeug, eine Puppenstub­e und Krippenfig­uren aufgereiht. Zu jedem Teil wissen Norbert und Beate Schreiber die passende Geschichte zu erzählen. Gern sind sie bereit, ihr Wissen mit anderen zu teilen. „Wir möchten nicht, dass in Vergessenh­eit gerät, wie die Menschen früher gelebt und gearbeitet haben“, sagt Norbert Schreiber. „Deshalb möchten wir unser Haus für Interessie­rte öffnen.“Testen wollen die beiden das mit einem Tag der offenen Tür. Der genaue Termin steht aber noch nicht fest. Auch mit der Grundschul­e stehen sie in Kontakt. „Wenn jede Klasse einmal im Jahr zu uns kommt, könnten wir uns mit bestimmten Themenbere­ichen befassen“, sagt er.

Interessie­rte Künstler gibt es

Wer das Wohnzimmer der Schreibers betritt, in dem auch die Versammlun­gen der Freien Wähler, des Arbeitskre­ises Asyl und des VdK abgehalten werden, kann Bilder verschiede­ner regionaler Künstler bewundern. „Wir haben da eine kleine Privatsamm­lung“, sagt Beate Schreiber. Die Bilder von ihrem Mann sind derweil zur Probe in einem Teil der Scheune aufgehängt. „Wir würden hier gern eine kleine Galerie einrichten, in der Künstler aus der Göge und der Nachbarsch­aft ihre Werke zeigen können“, erzählen die beiden von ihrer Idee. „So ein Raum fehlt uns in der Göge. Wir könnten uns vorstellen, dass das an den Wochenende­n hier funktionie­ren könnte.“Interessie­rte Künstler gebe es bereits.

 ?? FOTOS: JENNIFER KUHLMANN ?? Beate und Norbert Schreiber haben in der Scheune ihres Hauses Platz für kleines Privatmuse­um. Unter anderem haben sie Schulbänke und die Tafel aus der Alten Schule gerettet. Sie können sich auch vorstellen, heimischen Künstlern Raum für Ausstellun­gen...
FOTOS: JENNIFER KUHLMANN Beate und Norbert Schreiber haben in der Scheune ihres Hauses Platz für kleines Privatmuse­um. Unter anderem haben sie Schulbänke und die Tafel aus der Alten Schule gerettet. Sie können sich auch vorstellen, heimischen Künstlern Raum für Ausstellun­gen...
 ??  ?? Der Vater von Norbert Schreiber hat Kunstwerke aus Wurzeln gefertigt (links). Im Garten steht ein Relikt vom Kniesel-Hof in Mengen.
Der Vater von Norbert Schreiber hat Kunstwerke aus Wurzeln gefertigt (links). Im Garten steht ein Relikt vom Kniesel-Hof in Mengen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany