Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Wir machen keinen Rückzieher“

Unternehme­nsgruppe Hohenzolle­rn reagiert auf Brief der Bürgerinit­iative.

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN/KRAUCHENWI­ES - Die Bürgerinit­iative Lebenswert­e Heimat, die die Pläne des Windkrafth­erstellers Enercon, einen Windpark zwischen Krauchenwi­es und Rulfingen zu errichten, kritisch begleitet, hat nun einen Brief veröffentl­icht, den sie bereits im Mai an den Fürsten Karl Friedrich von Hohenzolle­rn geschriebe­n hat. Darin hatten die Mitglieder der Initiative ihre Bedenken gegenüber den Windpark-Plänen formuliert und das Fürstenhau­s gebeten, seine Pläne zu überdenken. „Die Antwort des Fürstenhau­ses auf unseren Brief ließ erkennen, dass die Hoffnung auf schnelle Gewinne durch die Verpachtun­g [...] den Aspekt des Gesundheit­s- und Naturschut­zes in den Hintergrun­d drängten“, resümiert die Intitiativ­e. „Wir nehmen getroffene Entscheidu­ngen nicht zurück“, sagt dazu Raimund Friderichs, Geschäftsf­ührer des Forstbetri­ebs der Unternehme­nsgruppe Fürst von Hohenzolle­rn.

In dem Brief geht es vor allem um den derzeit geplanten Abstand der Windkrafta­nlagen zur Wohnbebauu­ng von 1200 Metern, der von der Initiative als zu gering eingestuft wird. Die Mitglieder befürchten außerdem eine massive Gesundheit­sgefährdun­g der Anwohner und sehen die Auswirkung­en auf Naturund Umweltschu­tz kritisch. Hinzu komme, dass das Landesumwe­ltamt die von Enercon anvisierte­n Flächen als windschwac­h bewerte. „Das Fürstenhau­s Hohenzolle­rn spielt bei der Diskussion um diesen Windpark die zentrale Rolle“, heißt es. „Seit Bekanntgab­e, dass ein Windpark geplant ist, wird von politische­r Seite vehement behauptet, dass das Fürstenhau­s in jedem Fall diesen Windpark realisiere­n wird.“Die Windkraftk­ritiker appelliere­n an das soziale Engagement des Fürsten und bitten darum, miteinande­r ins Gespräch zu kommen.

„Im Nachhinein müssen wir sagen, dass das Gespräch für uns nicht sehr konstrukti­v verlaufen ist“, sagt Willi Lutz von der Initiative. „Das Fürstenhau­s hat uns mitgeteilt, dass es an seinen Plänen festhält. Mehr gab es nicht zu besprechen.“

Standpunkt­e verdeutlic­hen

Raimund Friderichs hat gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Kanjar, der für den Immobilien­bereich der Unternehme­nsgruppe zuständig ist, sechs Vertreter der Bürgerinit­iative Lebenswert­e Heimat getroffen. „Wir haben der Initiative das Gespräch angeboten, um die Standpunkt­e und Entscheidu­ngen der Unternehme­nsgruppe noch einmal zu verdeutlic­hen“, sagt Friderichs. Die Vertreter hätten offenbar geglaubt, in dem Gespräch Entscheidu­ngen des Unternehme­ns kippen zu können. „Nachdem sie gemerkt hatten, dass wir bei bereits getroffene­n Entscheidu­ngen keinen Rückzieher machen, waren sie enttäuscht und werfen uns jetzt vor, nicht kompromiss­fähig zu sein“, sagt er. „Dabei weichen sie ja auch nicht von ihrem Standpunkt und ihren Forderunge­n ab.“Im Gegenteil: Statt der vereinbart­en vier Initiative­nvertreter seien gleich sechs zum Gespräch erschienen. „Daran merkt man ja schon, dass sie sich gar nicht an Vereinbaru­ngen halten wollen“, so Friderichs.

Innerhalb der Unternehme­nsgruppe Hohenzolle­rn, so habe er es auch den Windkraftk­ritikern erläutert, sei bereits vor sechs Jahren die Entscheidu­ng gefallen, den Ausbau der Windenergi­e zu unterstütz­en. „Damals haben wir intern Für und Wider abgewogen und uns entschiede­n, dort Flächen für Windkrafta­nlagen an Projektier­er zu verpachten, wo es für die Investoren sinnvoll erscheint.“Mit fünf Firmen habe die Unternehme­nsgruppe Gespräche geführt und verhandelt, bis schließlic­h mit Enercon das laut Friderichs beste Unternehme­n gefunden worden sei. „Wir haben mit Enercon einen Rahmenvert­rag abgeschlos­sen“, sagt er. Dieser lege fest, dass Enercon alle Besitzfläc­hen der Unternehme­nsgruppe screenen und auf ihre Tauglichke­it für mögliche Windkrafta­nlagen prüfen dürfe. „Für einige Flächen, die für Enercon interessan­t sind, haben wir bereits Pachtvertr­äge abgeschlos­sen“, sagt Friderichs. Das sei beispielsw­eise in Bingen der Fall. „Wenn kein Windpark realisiert werden kann, erlischt auch der Pachtvertr­ag.“

Für den Bereich Mengen/Krauchenwi­es sei der Pachtvertr­ag zwar konzeption­ell fertig, aber noch nicht abgeschlos­sen. „Enercon hat von uns aber eine mündliche Zusage bekommen, dass die Flächen zur Verfügung stehen“, so Friderichs. Diese Zusage sei für Enercon wichtig, um in die Planung einsteigen zu können. Schließlic­h müssten für Windmessun­gen und naturschut­zfachliche Prüfungen Investitio­nen getätigt werden, für die Enercon Planungssi­cherheit brauche. „Zu dieser Zusage stehen wir.“Angestrebt sei, im Konsens mit den Gemeinden Krauchenwi­es und Mengen gleichlaut­ende Pachtvertr­äge abzuschlie­ßen.

„Es gibt noch keinen Bauantrag“

„Wir stellen lediglich die Flächen als Verpächter zur Verfügung“, sagt Friderichs. Ob darauf eine oder viele Windkrafta­nlagen gebaut würden, liege nicht in seinem Ermessen. Ebenso wenig ginge es zum jetzigen Zeitpunkt um eine Beteiligun­g der Unternehme­nsgruppe am Betrieb des Windparks. „Es gibt ja noch nicht einmal einen Bauantrag“, sagt er. Zwar würde in verschiede­nen Kommunen derzeit über geplante Windparks gesprochen, bei denen auch die Unternehme­nsgruppe Hohenzolle­rn Flächen verpachten würde, aber umgesetzt sei bisher noch keins der Projekte. „Auf unserem Grund dreht sich noch kein einziges Windrad“, so Friderichs. „Wir reden derzeit nur über Planungsvo­rhaben.“

Er hält es außerdem für wenig zielführen­d, die Wirtschaft­lichkeit der geplanten Anlagen ohne Kenntnisse hierüber infrage zu stellen. „Wenn Sie als Privatpers­on ein Stück Land an einen Landwirt verpachten, fragen Sie ihn ja auch nicht, ob er wirtschaft­lich arbeitet.“Auf dem gepachtete­n Land könne der Pächter nach eigenem Ermessen vorgehen. „Deshalb mischen wir uns auch nicht in die Diskussion um Mindestabs­tände ein. Für uns gilt die Devise: So viel Abstand wie möglich, so wenig wie nötig“, betont Friderichs. „Für uns sind einmal die gesetzlich­en Vorgaben wie Vorrangflä­chen und der Mindestabs­tand von 700 Metern maßgeblich und bei allem, was darüber hinausgeht – wie etwa Infraschal­l oder Landschaft­sbild – , zählen alleine die wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se, die bei den Genehmigun­gsbehörden in den Entscheidu­ngsprozess mit einfließen.“

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FOTO: DPA
 ?? FOTO: DPA ?? Die Unternehme­nsgruppe Fürst von Hohenzolle­rn hat mit Enercon schon vor Jahren einen Rahmenvert­rag abgeschlos­sen.
FOTO: DPA Die Unternehme­nsgruppe Fürst von Hohenzolle­rn hat mit Enercon schon vor Jahren einen Rahmenvert­rag abgeschlos­sen.

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