Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Nils Finke ist zweifacher Deutscher Meister
15-Jähriger lässt Segelmodelle fliegen – Titel sind Entschädigung für die Auftritte bei EM und WM
MANCHING/MENGEN - Nils Finke ist seit zehn Jahren Modellflugsportler im Deutschen Aero Club. Seit jeher betreibt er die Disziplin des Freiflugs. Das bedeutet, dass der 15-Jährige nur Segelmodelle ohne Fernsteuerung fliegen lässt. Auf der Deutschen Junioren-Meisterschaft in Bayern konnte der Mengener, nach zwei eher enttäuschenden Auftritten bei der Welt- und Europameisterschaft, sein Können mit zwei Titeln unter Beweis stellen.
Nils Finke startet hierbei in zwei Kategorien: Zum einen mit den, durch einen starken Magneten gesteuerten, Hangflugmodellen, die auf einem eingestellten Kurs am Hang gegen den Wind fliegen. Zum anderen geht der Mengener mit den normalen Segelmodellen, die mit einer 50 Meter langen Leine hochgezogen werden, 410 Gramm wiegen und zweieinhalb Meter groß sind, an den Start. Die Segler werden mit voller Kraft hochgezogen, bei maximaler Höhe wird die Leine losgelassen. „Durch den Zeitschalter wird dann nach zirka 0,8 Sekunden das Höhenleitwerk gedrückt, wodurch das Modell in die waagrechte Lage geht. Weitere 1,5 Sekunden später geht das Leitwerk auf Gleitflugstellung. Jetzt kommt nur noch die „Thermikbremse“: Nach Ablauf der erforderlichen Flugzeit klappt das Leitwerk um 45 Grad nach oben und das Modell landet im Sackflug. All diese Einstellungen werden vor dem Start vorgenommen“, erklärt Wolfgang Gerlach von den Modellflugsportlern aus Mengen die komplizierte Technik des Starts beim Freiflug.
Enttäuschende Platzierung
Im Jahr 2016 noch Vize-Europameister im Magnetflug, lief die Weltmeisterschaft in Turda (Rumänien) Ende August für Nils Finke leider nicht nach Plan. Von den insgesamt fünf Starts ging einer komplett daneben. Das bedeutete einen enttäuschenden Platz 19 in der Einzelwertung und Platz fünf mit der deutschen Mannschaft, die aus drei Piloten bestand. Ebenfalls im letzten Jahr konnte man mit dem Team noch die Vize-Weltmeisterschaft bei den Seglern feiern. „Das ist halt so bei uns im Freiflug: 40 Prozent der Endplatzierung macht der Teilnehmer an sich mit seiner Flugleistung aus, 30 Prozent das Modell und 30 Prozent sind schlicht auf das Glück zurückzuführen!“, sagt Wolfgang Gerlach, Mannschaftsführer und Betreuer des deutschen Teams in diesem Jahr.
Auch auf der Europameisterschaft 2017 in Prilep, Mazedonien, war es schwierig vorne mitzumischen: Temperaturen über 30 Grad, wechselnde Windstärken, knifflige Thermik und extreme Abwinde. Als bester Deutscher Teilnehmer kam Nils Finke immerhin noch auf den 25. Rang im Endklassement.
Am vergangenen Wochenende war Finke im oberbayerischen Manching auf der Deutschen JuniorenMeisterschaft 2017. Hier waren die Wetterbedingungen völlig anders als ein paar Wochen zuvor: Kalt, bewölkt, regnerisch und leichter Wind. Der Druck, 2017 noch keine sehr guten Ergebnisse erzielt zu haben, belastete. Es war schwierig, die richtige Thermik für einen guten Durchgang zu finden. Schlussendlich mussten an zwei Wettkampftagen insgesamt sieben Starts geflogen werden. Dabei dauerte jeder Durchgang eine Stunde, die Flugzeit betrug jeweils gut drei Minuten. Auch als Triathlet im TV Mengen aktiv, hat Nils Finke eine gute Kondition für die Vielzahl von Starts. Davon profitiert er auch, wenn es darum geht, das Modell rechtzeitig im Gelände zu bergen. Mit dem besten Ergebnis aller Teilnehmer wurde der 15-jährige Mengener Deutscher Juniorenmeister 2017. Auch die Mannschaft aus BadenWürttemberg war an diesem Wochenende die erfolgreichste. Das wurde mit Gold Nummer zwei belohnt.
Schon sehr bald steht im streng getakteten Terminkalender bereits der nächste Wettkampf an. In zwei Wochen schickt der Pilot nämlich bei der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Bulgarien seine Modelle ins Rennen. „Ich hoffe, mein Vorsprung von der ,Deutschen’ reicht aus, um den Wettkampf erfolgreich gestalten zu können und mich souverän zu qualifizieren“, sagt Finke, der mit einem positiven Gefühl in die Qualifikation geht.