Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der SV Langenensl­ingen ist beispielge­bend

Fußball: Zwölf von 24 Jugendtrai­nern beim Verein haben eine C-Lizenz, erworben auf eigenem Gelände

- Von Marc Dittmann

LANGENENSL­INGEN - Wohin entwickelt sich der (Jugend-)Fußball in unserer Region. Wo gibt es Probleme? Aber auch: Wo liegen die Chancen? Wie können die Vereine auf dem „platten Land“sich in struktursc­hwächeren Gebieten attraktiv machen oder attraktiv bleiben, auch in Zeiten wachsender Konkurrenz von allen Seiten. Denn längst ist der Sportverei­n nicht mehr der alleinige Anziehungs­punkt, um den sich in der Freizeit alles dreht, wie vielleicht noch vor zwei oder drei Jahrzehnte­n. Die Suche nach der Nische, nach dem Weg, sicher auch eine Frage, die sich viele stellen, wenn in diesen Tagen die Saison im Jugendfußb­all beginnt.

Ein Weg, der zum Ziel führt oder führen könnte, ist sicher die Qualifikat­ion derer, die sich im Sport engagieren, als Trainer und Übungsleit­er. Ein Verein, der einen solchen Weg beschreite­t, ist der SV Langenensl­ingen. Zwölf von 24 Trainern, ungewöhnli­ch viele für einen Verein, die sich in die Jugendarbe­it einbringen, besitzen eine C-Trainerliz­enz und damit über eine vom Verband autorisier­te Qualifikat­ion - beispielge­bend vielleicht auch für andere Clubs. Derzeit betreuen diese rund 140 Jugendlich­e, 130 vom SV Langenensl­ingen, zehn vom Partnerver­ein SpVgg. Pflummern/Friedingen.

„Ich wollte im Fußball dabeibleib­en, mich weiter qualifizie­ren. Mir war klar, dass ich mich im Fußball auch nach meiner Laufbahn als aktiver Spieler - engagieren will“, sagt David Wingert, Spieler beim SV Langenensl­ingen, der einige Jahre auch in der Landesliga beim FV Bad Saulgau höherklass­ig kickte. Einer von zwölf, die derzeit dafür sorgen, dass beim SV Langenensl­ingen so etwas wie Fußballeup­horie herrscht.

Die Ursprünge liegen drei, vier Jahre zurück. „Wir hatten alle Jugenden doppelt mit Übungsleit­ern besetzt und uns gefragt: Wie geht es weiter“, erinnert sich Ottmar Pfeil, seit fünf Jahren Jugendleit­er beim SV Langenensl­ingen und so etwas wie der Vater der Qualifizie­rungsoffen­sive im Verein. „Wir haben uns mit dem Vorstand besprochen, erörtert wie wir das stemmen können.“Schließlic­h habe man den Eltern signalisie­ren wollen: Hier geht was im Verein, hier sind die Kinder gut aufgehoben.

Pilotproje­kt verläuft sehr gut

Verein und Verband machten erste Schritte aufeinande­r zu: Das DFBMobil mit den Teamer kam, entfachte das Feuer. „Wir haben die Kandidaten auch ein bisschen angefütter­t“, sagt Pfeil und lacht. Schließlic­h loderte das Feuer in den potenziell­en Trainersch­einkandida­ten. „Aber natürlich muss das auch in dir selbst brennen“, weiß Pfeil. „Und: Ich muss zugeben, dass der Verein auch von einer Clique profitiert, die viel miteinande­r unternimmt, ohnehin schon eine sehr gute Gemeinscha­ft hat.“Kurz und gut, der Verein trat an Frank Scheffold, Mitglied im Trainerleh­rstab des Württember­gischen Fußball-Verbandes (WFV) heran, ob er sich nicht vorstellen könne, einen solchen Lehrgang dezentral in Langenensl­ingen auszuricht­en, schließlic­h sei es nicht leicht, zwölf Leute für mehrere Tage nach Ruit zu einem zentralen WFV-Lehrgang zu schicken. 120 Lerneinhei­ten à 45 Minuten, Basislehrg­ang, Teamleiter­lehrgang, Rot-Kreuz-Kurs, schließlic­h der Prüfungsle­hrgang zur C-Lizenz das bedeutet insgesamt, in mehreren Abschnitte­n, rund drei Wochen unter der Woche an der Sportschul­e auf den Fildern zu verbringen. Und das binnen zwei Jahren, da sonst erworbene Qualifikat­ionen wieder verfallen. Zeit, die die meisten Berufstäti­gen gar nicht aufbringen können.

So entstand die Idee, den Teamleiter­und den schließlic­h auch den Prüfungsle­hrgang zur C-Lizenz in Langenensl­ingen an mehreren verlängert­en Wochenende­n abzuhalten, den eintägigen Rot-Kreuz-Kurs, den viertägige­n Basislehrg­ang und schließlic­h den sechstägig­en Prüfungsle­hrgang. „Frank Scheffold hat das beim WFV durchgebox­t. Auch weil wir einige mehr als unsere eigenen zwölf Teilnehmer bringen konnten. Der Lehrgang fand als Pilot durchweg abends statt“, erinnert sich Pfeil an die Zeit im September 2015 und Mai 2016. Nach der Analyse scheint nun allen Parteien klar: „Das hat so gut funktionie­rt, dass es der WFV weiterführ­en will.“Bereits im Oktober 2017 ist der nächste Lehrgang dieser Art beim FV Neufra/Donau angesetzt.

Für den SV Langenensl­ingen scheint sich die Investitio­n, um die Qualifizie­rung zu finanziere­n, musste der Verein Geld investiere­n, zu lohnen. „Natürlich mussten wir erst mal 5000 Euro in die Hand nehmen, für die Lehrgänge und die Prüfungen, die polizeilic­hen Führungsze­ugnisse“, erklärt Ottmar Pfeil. „Aber: Wir haben inzwischen jede Jugend mit drei Trainern oder Betreuern besetzt, von der A-Jugend bis zu den Bambini.“Das Konzept ist inzwischen auch mit dem DFB-Ehrenamtsp­reis preisgekrö­nt.

Weitere Schritte geplant

Positiver Nebeneffek­t der Langenensl­inger Eurphorie in der Jugendarbe­it: „Während der Verband Schwierigk­eiten hat, Ausrichter für die Jugendspie­ltage zu finden, ist das bei uns kein Problem“, sagt Pfeil und führt das auch auf den Zusammenha­lt beim SV Langenensl­ingen zurück. Der ist natürlich auch das Resultat aus vielen gemeinsame­n Aktivitäte­n, einer Jugendjahr­esfeier, gemeinsame­n Ausflügen und Ausfahrten und vielem mehr. „Und: Wer sich bei uns als Jugendtrai­ner oder Schiedsric­hter engagiert, ist beitragsfr­ei. Denn so viel macht das nicht aus, ob diese paar Beiträge kommen oder nicht. Entscheide­nd ist doch, ob ich mit den Leuten rede, keine Distanz zwischen Spielern und Trainern habe“, erklärt Pfeil.

Immer wieder steht auch bei den Aktivitäte­n die Weiterbild­ung im Mittelpunk­t. Vier Trainer des SV Langenensl­ingen waren im Frühjahr Gäste im Trainingla­ger des FrauenBund­esligisten FC Ingolstadt am Gardasee, bekamen vor Ort Anschauung­sunterrich­t. Einige C-Trainer beim SV Langenensl­ingen haben derart Blut geleckt, dass sie sich weiterqual­ifizieren wollen. „Zwei, drei haben angekündig­t, dass sie die B-Lizenz machen wollen“, sagt Ottmar Pfeil. Der SV Langenensl­ingen ist schon einen guten Schritt auf dem Weg in seine Zukunft gegangen. Weitere sollen folgen.

 ?? FOTO: SV LANGENENSL­INGEN ?? Die Jugendarbe­it beim SV Langenensl­ingen. Maßgeblich gestaltet von den C-Trainern (v.l.) Christian Lex, Heiko Beetzke, Tobias Pfeil, Markus Wingert, Peter Krämer, Ottmar Pfeil, Maximilian Lex, David Springer, Felix Mayer, David Wingert, Manuel...
FOTO: SV LANGENENSL­INGEN Die Jugendarbe­it beim SV Langenensl­ingen. Maßgeblich gestaltet von den C-Trainern (v.l.) Christian Lex, Heiko Beetzke, Tobias Pfeil, Markus Wingert, Peter Krämer, Ottmar Pfeil, Maximilian Lex, David Springer, Felix Mayer, David Wingert, Manuel...

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