Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Freie Wähler haben sich in der Göge etabliert
Mitglieder der Freien Wählervereinigung Göge feiern 30-jähriges Bestehen
URSENDORF - Seit 30 Jahren existiert die Freie Wählervereinigung Göge als eingetragener Verein. Diesen runden Geburtstag haben die Mitglieder am Sonntagnachmittag im Dorfgemeinschaftshaus Ursendorf gefeiert.
Im Grunde genommen gibt es die Freien Wähler in der Göge schon länger als 30 Jahre, wie Ernst Mayer, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Gemeinderat Hohentengen, aufzeigte. Ende der 1970er-Jahre seien Freie Wähler schon aktiv gewesen, und in den frühen 1980er-Jahren habe es dann auch eine alternative Liste für die Gemeinderatswahlen gegeben, neben der CDU-Liste. Diese Liste sei für die Leute entstanden, die nicht unbedingt einen parteilichen Hintergrund für die Kommunalpolitik haben wollten. Am 3. April 1987 war dann laut Mayer der Tag der Eintragung ins Vereinsregister – die Freie Wählervereinigung Göge war als Verein gegründet.
Ein „Gleichgewicht der Kräfte“von CDU- und Freie-Wähler-Fraktion habe zusammen mit dem jeweiligen Bürgermeister die Gemeinde Hohentengen in den vergangenen Jahrzehnten vorangebracht, sagte Bürgermeister Peter Rainer (CDU). Er lobte die „sehr offene Diskussionskultur“im aktuellen Gemeinderatsgremium. „Meistens kommen wir zu einem guten Konsens“, so Rainer. Als wichtige Herausforderung benannte er unter anderem den demografischen Wandel. Da gehe es um Fragen wie beispielsweise, ob es in 30 Jahren in der Göge noch einen Arzt geben wird.
Der Landtagsabgeordnete und Gemeinderat Klaus Burger (CDU) sprach für die CDU-Gemeinderatsfraktion. Er betonte, dass es im Gemeinderat vor allem um das Ringen um die beste Lösung gehe. „Natürlich war es nicht immer lustig, weil es auch harte Entscheidungen gab“, sagte Burger, und nannte beispielsweise die Schließung der Hauptschule oder die Konversion der ehemaligen Kaserne, die nach wie vor ein schwieriges Thema sei. „Wir haben Wohnungsbau möglich gemacht in der Göge“, nannte er eine gemeinsame Errungenschaft von CDU und Freien Wählern.
Auf Kreisebene haben sich die Freien Wähler zu einem Kreisverband zusammengeschlossen, Klaus Kubenz aus Sigmaringen ist stellvertretender Vorsitzender. „Wir hoffen jetzt, dass wir auf diese Weise eine etwas stärkere Kraft werden“, sagte er mit Blick auf die Kommunalwahlen in zwei Jahren. Derzeit hat die CDU-Fraktion die absolute Mehrheit im Kreistag. Würden die Freien Wähler mehr Sitze bekommen, müsste man in dem Gremium mehr miteinander reden, so Kubenz.
Ott vermisst Auseinandersetzung
„Freiheit heißt, sich unterscheiden zu dürfen“, zitierte Alt-Bürgermeister Franz Ott, der früher für die Freien Wähler im Kreistag saß, den Finanzexperten Professor Paul Kirchhof aus Heidelberg. Ott betonte, es sei wichtig, „die Leute frei entscheiden zu lassen“. In diesem Zusammenhang beklagte er, dass es ein großes Problem in unserer Republik gebe: „Die Auseinandersetzungen werden nicht mehr in den Parlamenten geführt.“Die „richtig kernigen Auseinandersetzungen“finden laut Ott heutzutage in Ausschüssen und Fraktionen statt. Auch kritisierte er, dass es „nicht mehr viele kantige Leute“in der Politik gebe.
Freiheit sei relativ, meinte Rudolf Fischer, ehemaliger Vorsitzender der Freien Wähler. „Die Gemeinde Hohentengen ist keine Insel der Seligen“, sagte er. Im Gemeinderat gehe es hier genauso schlimm und genauso gut zu wie anderswo auch.
Zu Beginn des Nachmittags hatte die Vorsitzende Christa EichelmannSteinborn die Anwesenden begrüßt. Ihr Ehemann und Neu-Mitglied Hans-Joachim Steinborn wiederum erklärte, dass es mehr Frauen im Hohentengener Gemeinderat brauche. Am Schluss führte Heimatforscher Hermann Brendle die Besucher durch das Archiv, das im Altbau neben dem DorfgemeinschaftshausAnbau untergebracht ist. Er erläuterte, dass das Archiv künftig ins neue Rathaus im ehemaligen Volksbankgebäude ziehen könnte. Den jetzigen Standort in Ursendorf hält er unter brandschutztechnischen Gesichtspunkten für nicht optimal.