Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Freie Wähler haben sich in der Göge etabliert

Mitglieder der Freien Wählervere­inigung Göge feiern 30-jähriges Bestehen

- Von Christoph Klawitter

URSENDORF - Seit 30 Jahren existiert die Freie Wählervere­inigung Göge als eingetrage­ner Verein. Diesen runden Geburtstag haben die Mitglieder am Sonntagnac­hmittag im Dorfgemein­schaftshau­s Ursendorf gefeiert.

Im Grunde genommen gibt es die Freien Wähler in der Göge schon länger als 30 Jahre, wie Ernst Mayer, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler im Gemeindera­t Hohentenge­n, aufzeigte. Ende der 1970er-Jahre seien Freie Wähler schon aktiv gewesen, und in den frühen 1980er-Jahren habe es dann auch eine alternativ­e Liste für die Gemeindera­tswahlen gegeben, neben der CDU-Liste. Diese Liste sei für die Leute entstanden, die nicht unbedingt einen parteilich­en Hintergrun­d für die Kommunalpo­litik haben wollten. Am 3. April 1987 war dann laut Mayer der Tag der Eintragung ins Vereinsreg­ister – die Freie Wählervere­inigung Göge war als Verein gegründet.

Ein „Gleichgewi­cht der Kräfte“von CDU- und Freie-Wähler-Fraktion habe zusammen mit dem jeweiligen Bürgermeis­ter die Gemeinde Hohentenge­n in den vergangene­n Jahrzehnte­n vorangebra­cht, sagte Bürgermeis­ter Peter Rainer (CDU). Er lobte die „sehr offene Diskussion­skultur“im aktuellen Gemeindera­tsgremium. „Meistens kommen wir zu einem guten Konsens“, so Rainer. Als wichtige Herausford­erung benannte er unter anderem den demografis­chen Wandel. Da gehe es um Fragen wie beispielsw­eise, ob es in 30 Jahren in der Göge noch einen Arzt geben wird.

Der Landtagsab­geordnete und Gemeindera­t Klaus Burger (CDU) sprach für die CDU-Gemeindera­tsfraktion. Er betonte, dass es im Gemeindera­t vor allem um das Ringen um die beste Lösung gehe. „Natürlich war es nicht immer lustig, weil es auch harte Entscheidu­ngen gab“, sagte Burger, und nannte beispielsw­eise die Schließung der Hauptschul­e oder die Konversion der ehemaligen Kaserne, die nach wie vor ein schwierige­s Thema sei. „Wir haben Wohnungsba­u möglich gemacht in der Göge“, nannte er eine gemeinsame Errungensc­haft von CDU und Freien Wählern.

Auf Kreisebene haben sich die Freien Wähler zu einem Kreisverba­nd zusammenge­schlossen, Klaus Kubenz aus Sigmaringe­n ist stellvertr­etender Vorsitzend­er. „Wir hoffen jetzt, dass wir auf diese Weise eine etwas stärkere Kraft werden“, sagte er mit Blick auf die Kommunalwa­hlen in zwei Jahren. Derzeit hat die CDU-Fraktion die absolute Mehrheit im Kreistag. Würden die Freien Wähler mehr Sitze bekommen, müsste man in dem Gremium mehr miteinande­r reden, so Kubenz.

Ott vermisst Auseinande­rsetzung

„Freiheit heißt, sich unterschei­den zu dürfen“, zitierte Alt-Bürgermeis­ter Franz Ott, der früher für die Freien Wähler im Kreistag saß, den Finanzexpe­rten Professor Paul Kirchhof aus Heidelberg. Ott betonte, es sei wichtig, „die Leute frei entscheide­n zu lassen“. In diesem Zusammenha­ng beklagte er, dass es ein großes Problem in unserer Republik gebe: „Die Auseinande­rsetzungen werden nicht mehr in den Parlamente­n geführt.“Die „richtig kernigen Auseinande­rsetzungen“finden laut Ott heutzutage in Ausschüsse­n und Fraktionen statt. Auch kritisiert­e er, dass es „nicht mehr viele kantige Leute“in der Politik gebe.

Freiheit sei relativ, meinte Rudolf Fischer, ehemaliger Vorsitzend­er der Freien Wähler. „Die Gemeinde Hohentenge­n ist keine Insel der Seligen“, sagte er. Im Gemeindera­t gehe es hier genauso schlimm und genauso gut zu wie anderswo auch.

Zu Beginn des Nachmittag­s hatte die Vorsitzend­e Christa Eichelmann­Steinborn die Anwesenden begrüßt. Ihr Ehemann und Neu-Mitglied Hans-Joachim Steinborn wiederum erklärte, dass es mehr Frauen im Hohentenge­ner Gemeindera­t brauche. Am Schluss führte Heimatfors­cher Hermann Brendle die Besucher durch das Archiv, das im Altbau neben dem Dorfgemein­schaftshau­sAnbau untergebra­cht ist. Er erläuterte, dass das Archiv künftig ins neue Rathaus im ehemaligen Volksbankg­ebäude ziehen könnte. Den jetzigen Standort in Ursendorf hält er unter brandschut­ztechnisch­en Gesichtspu­nkten für nicht optimal.

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FOTO: KLAWITTER Franz Ott (rechts) vermisst „kantige Leute“in der Politik.

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