Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Panne: Tonkunst-Konzert muss umziehen
Vivaldis „Vier Jahreszeiten“zu weltlich für St.-Antonius-Kirche – Späte Absprache
BAD SAULGAU - ●Das heute beginnende Tonkunst-Festival muss für ein Konzert kurzfristig den Veranstaltungsraum wechseln: Die „Vier Jahreszeiten“von Antonio Vivaldi dürfen nicht in der Bad Saulgauer St.Antonius-Kirche gespielt werden. Dekan Peter Müller hat das Konzert untersagt, weil die Diözese in katholischen Kirchenräumen nur geistliche Konzerte erlaube. Alban Beikircher wollte in der Kirche das bekannte Werk von Vivaldi zusammen mit ehemaligen Schülern und früheren Musikern der Jungen Philharmonie Oberschwaben spielen, die inzwischen den Weg zu Profimusikern eingeschlagen haben. Nun spielen sie nun im Alten Kloster.
„Das ist unglücklich gelaufen“, räumt Kulturamtsleiter Andreas Ruess ein. Es habe im Vorfeld des Konzerts von seiner Seite eine inoffizielle Anfrage gegeben. Offiziell sei Dekan Peter Müller aber erst spät angefragt worden. Zu diesem Zeitpunkt war das Programm der Tonkunst aber bereits gedruckt.
Vor diesem Hintergrund versagte Dekan Peter Müller die Erlaubnis. Seine Begründung: Es gebe klare Vorgaben der Diözese. Danach könne eine Kirchengemeinde Kirchen nur für geistliche Konzerte zur Verfügung stellen. Dies sei bei Vivaldis „Vier Jahreszeiten“nicht der Fall. Der Dekan hat inzwischen den Kirchengemeinderat über diese Entscheidung informiert. Dekan Müller befindet sich derzeit auf Wallfahrt und war für eine Stellungnahmen nicht zu erreichen. Der zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Ludwig Boll, verweist auf den Erlass der Diözese aus dem Jahr 2014. Im Gegensatz zu einer evangelischen Kirche handele es sich bei einer katholischen Kirche um einen geweihten Raum. „Ein rein weltliches klassisches Konzert ist in einer Kirche nicht erlaubt“, so Boll. Anders könne es aussehen, wenn das Programm eine Mischung aus geistlicher und weltlicher Musik vorsehe. Vor diesem Hintergrunde wäre eine rechtzeitige „Kommunikation“zwischen Veranstalter und dem Vertreter der Kirchengemeinde wichtig gewesen.
Ruess: Kein Problem
Die Seite der Veranstalter versucht, den Ball flach zu halten. „Die Verlegung in den Lichthof ist unproblematisch“, sagt Andreas Ruess. Das Konzert ist eines von drei Konzerten bei der Nacht der Musik am Freitag, 29. September. Nach der Absage werden nun alle drei Konzerte im Alten Kloster stattfinden: Ein Harfenrezital mit der Harfistin Floraleda Sacchi im Saal der Musikschule im zweiten Obergeschoss, Alban Beikircher und l’estro armonico - hinter dem Namen verbergen sich die ehemaligen Mitspieler der Jungen Philharmonie – nun im Lichthof im Erdgeschoss statt in der St.-Antonius-Kirche und Krimi-Jazz mit Angela Eßer und Boogaloo in den Räumen der Stadtbibliothek im ersten Stock. „Damit finden die Konzerte auf allen drei Etagen des Alten Klosters statt“, sagt Kulturamtsleiter Andreas Ruess. Auch Festivalleiter Alban Beikircher, der gleichzeitig betroffener Künstler ist, bringt Verständnis für die Ablehnung auf. Dass die Kirche als Veranstaltungsort auf den Plakaten schon gedruckt war, bevor der Hausherr angefragt worden war, sei „nicht optimal“.
Beliebte Konzerträume
Auch die Vorgaben aus Rottenburg kennt der Festivalleiter. Bei Veranstaltern seien Kirchenräume nicht nur wegen ihrer oft guten Akustik begehrt. Die Saalmiete in Form einer Spende an die Kirchengemeinde falle in der Regel günstiger aus als an vielen anderen Veranstaltungsorten.