Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Nichts für zarte Gemüter
Überdrehte Fortsetzung des Agentenklamauks: „Kingsman – The Golden Circle“
Regisseur Matthew Vaughn hat für das Actionspektakel „Kingsman: The Golden Circle“zahlreiche Hollywood-Stars vor die Kamera geholt – und einen ganz besonderen Gaststar. Die überdrehte Fortsetzung kann in Sachen Action und Humor mit Teil eins mithalten.
Ein schwarzes Londoner Taxi rast in halsbrecherischer Geschwindigkeit und mit offener Tür durch die britische Hauptstadt, während zwei Männer auf Leben und Tod darin miteinander kämpfen. Aus den Lautsprechern des aufgemotzten Taxis, das in Wirklichkeit ein Fahrzeug der Geheimorganisation Kingsman ist, dröhnt der Prince-Hit „Let’s Go Crazy“. Der Song könnte auch als Motto für das Actionspektakel „Kingsman: The Golden Circle“gelten, mit dem Regisseur und Drehbuchautor Matthew Vaughn den Überraschungserfolg „Kingsman: The Secret Service“von 2015 zu toppen versucht.
In der ähnlich überdrehten Fortsetzung überleben Eggsy (Taron Egerton) und Merlin (Mark Strong) als einzige Kingsman-Agenten einen Anschlag auf die Geheimorganisation. Hinter dem tödlichen Angriff steckt die psychopathische Drogenbaronin Poppy Adams (Julianne Moore). Die überlebenden Kingsman-Mitglieder verbünden sich mit dem Statesman-Agenten Champ (Jeff Bridges). Zusammen wollen sie Poppy und ihrem Drogenring „Golden Circle“das Handwerk legen. Zudem stellen sie fest, dass ihr vermeintlich toter Kingsman-Kollege Harry Hart (Colin Firth) noch lebt, sich nach einem Kopfschuss aber an nichts erinnern kann.
Vaughn und Drehbuch-Co-Autorin Jane Goldman standen bei „Kingsman: The Golden Circle“vor der Herausforderung, die überdrehte Action und den originellen Humor des ersten Films fortzuführen, ohne sich zu wiederholen. Mitunter ist das auch gelungen, etwa bei der spektakulären Taxifahrt zu Beginn des Films.
Ein echter Geniestreich des Films ist die Entführung von Popstar Sir Elton John. Superschurkin Poppy zwingt ihn, in ihrem Hauptquartier für sie aufzutreten. Sir Elton spielt sich selbst dabei mit so viel Witz und Selbstironie, dass es eine wahre Freude ist, ihm dabei zuzusehen. Aber auch Moore ist als irre Kriminelle mit Dauerlächeln und diabolischen Methoden großartig. Ihre Mitarbeiter verarbeitet sie zur Strafe schon mal zu Hamburgern. Und dass einer ihrer Roboter wie Claudia Schiffer aussieht, ist sicher kein Zufall. Das ehemalige deutsche Topmodel ist Vaughns Ehefrau.
Nebendarsteller Channing Tatum, der momentan einen Blockbuster-Film nach dem anderen dreht, überzeugt genauso als moderner Cowboy und Agent Tequila wie sein Kollege Pedro Pascal, der dem deutschen Publikum vor allem durch die Netflix-Serie „Narcos“bekannt sein dürfte, in der Rolle des zwielichtigen Machos Whiskey.
Etwas grenzwertig sind allerdings die Gewaltdarstellungen. Wie der erste Teil geizt auch „Kingsman: The Golden Circle“nicht mit visueller Brutalität. Kopfschüsse sind an der Tagesordnung und werden mitunter musikalisch und optisch so feierlich in Szene gesetzt, dass man es zumindest fragwürdig finden darf. Zartbesaitete sollten die Gewaltorgie meiden. (dpa)
Kingsman: The Golden Circle. Regie: Matthew Vaughn. Colin Firth, Taron Egerton, Julianne Moore. Großbritannien/USA 2017. 140 Minuten. FSK ab 16.