Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Pilger übernachten vor 330 Jahren in Burgweiler
Gruppe wandert von Elchingen nach Einsiedeln in der Schweiz – In Ostrach gibt es einen Vespertrunk
OSTRACH - Einen Besuch ganz besonderer Art haben der Ort Ostrach und der Gasthof Rotenbühl in Burgweiler vor ziemlich genau 330 Jahren gehabt, nämlich am 16. September 1687. Eine Gruppe von Wallfahrern mit dem Ziel Maria Einsiedeln in der Schweiz legte in Ostrach eine Vesperpause ein und übernachtete dann im Rotenbühl.
Die Pilgerreise, die von drei Geistlichen begleitet wurde, startete in dem Benediktinerkloster Elchingen und führte über Ehingen und Riedlingen nach Ostrach. Leiter der Gruppe war der Subprior des Klosters Gregor Bieckelmann, der im 54. Lebensjahr stand. Anlass war das große Wallfahrtsfest der Engelweihe im Kloster Einsiedeln. Einen Reisebericht über die Wallfahrt verfasste Pater Bernhard Dürr, der selbst an ihr teilnahm. Ein Zufall wollte es, dass diese Dokumente dem SZ-Mitarbeiter und Heimatkundler Josef Unger erst kürzlich in die Hände fielen. Ihm liegen ein paar Seiten des Berichtes vor. Jedoch fehlt das Blatt, in dem über den 15. September, also den Tag vor der Ankunft in Ostrach, berichtet wird.
Fest steht, dass die Pilger in einem Gasthaus mit dem Namen „Weißes Rössl“einkehrten, am Morgen des 16. September bei den Kapuzinern die Heilige Messe hielten (könnte es in Riedlingen gewesen sein?). Dann zogen sie über Neufra und Ertingen nach Herbertingen, wo ihnen ein Wirt einen roten Schillerwein vorsetzte. Anschließend nahmen sie den Weg weiter über Eichen und Friedberg nach Ostrach. Dort stärkten sie sich mit einem Vespertrunk, bevor sie zur Nacht ihre Herberge im Rotenbühl bei Burgweiler erreichten.
Der Verfasser des Reiseberichts hielt es für mitteilenswert, was man ihm über die Herberge erzählt hat. „So erfahren wir“, heißt es wörtlich, „dass zwölf Jahre zuvor der Wirt sich erhängt habe und um dieselbe Zeit 15 Stück Vieh von den Wölfen gerissen worden seien“. Am 16. September sei es der Pilgergruppe besonders gut ergangen, heißt es weiter in dem Bericht. Über Salem und Konstanz erreichte die Gruppe tags drauf die Schweiz.