Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Wohnen 500“garantiert dauerhaft niedrigen Mietpreis
SPD-Kreisvorsitzender Michael Femmer informiert sich in Vorarlberg über bezahlbaren Wohnraum
MENGEN/MÄDER - Dass neuer und vorzeigbarer Wohnraum auch für Menschen mit kleinerem Geldbeutel bezahlbar sein kann, davon wollte sich der SPD-Kreisverbandsvorsitzende Michael Femmer in Österreich selbst überzeugen. Deshalb hat er sich in der Gemeinde Mäder in Vorarlberg das neu entstandene Wohnprojekt „Wohnen 500“der Vorarlberger gemeinnützigen Wohnungsbauund Siedlungsgesellschaft mbH (Vogewosi) angesehen. „Das könnte ein Vorbild für künftigen Wohnungsbau im Kreis Sigmaringen sein“, findet Femmer.
„Wohnen 500“- der Name sagt schon, was Femmer an dem österreichischen Projekt gefällt: Unterm Strich, inklusive aller Betriebs- und Heizkosten sowie der Umsatzsteuer kostet eine Wohnung mit 65 Quadratmetern nicht mehr als 500 Euro Miete im Monat. Mit dieser garantierten Mietgrenze sollen auch Menschen mit geringerem Einkommen bezahlbaren Wohnraum finden.
Wohnung hat drei Holzmodule
Die ersten beiden Wohnhäuser, die Vogewosi nach diesem Konzept in Mäder errichtet hat, sind dreigeschossig. Die zehn Wohnungen sind mit 65 Quadratmetern alle gleich groß. Sie haben drei Zimmer und sind aus drei Holzmodulen zusammengesetzt. In einem befinden sich die notwendigen Anschlüsse für Küche und Bad, die anderen sind sogenannte Wohnmodule.
„Wir haben die Häuser in Holzmodulbauweise als Reaktion auf die stark ansteigende Nachfrage nach bezahlbarem Wohnbau entwickelt“, sagt Thomas Baldauf, der Leiter der kaufmännischen Abteilung bei Vogewosi. Durch die Notwendigkeit, viel mehr Flüchtlinge als bisher unterzubringen, habe das Land Vorarlberg beschlossen, ab 2016 das Neubauprogramm von rund 500 gemeinnützigen Wohnungen pro Jahr um die Förderung weiterer 150 Wohnungen in einem Sonderwohnbauprogramm zu ergänzen. Gefördert werden besonders kostengünstige und schnell umsetzbare Konzepte, damit bleibeberechtigete Flüchtlinge untergebracht werden können.
„Mit einer Bauzeit von drei Monaten erfüllen wir das zeitliche Kriterium gut“, sagt Baldauf. Als sozialer Wohnungsbauträger sei die Gesellschaft nicht verpflichtet, die Standards eines Passivhauses umzusetzen. „Wir konnten auf eine kontrollierte Be- und Entlüftung verzichten, halten aber energetisch trotzdem ein hohes Niveau“, sagt er. Um Baukosten zu reduzieren, würde auf einen Keller und einen Aufzug verzichtet werden. Nur die beiden Wohnungen im Erdgeschoss seien deshalb barrierefrei. Die Holzmodule werden vom Unternehmen Kaufmann Bausysteme aus Reuthe gefertigt und an die Baustelle geliefert. Mit 2090 Euro pro Quadratmeter Wohnnutzfläche liegen die Baukosten laut Baldauf rund 25 Prozent unter den aktuellen konventionellen Neubauvorhaben. Das könne sich durchaus sehen lassen, da die Baukosten auch in Österreich in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen seien.
Michael Femmer kann sich vorstellen, dass sich ein vergleichbares Konzept auch auf den Landkreis Sigmaringen übertragen lassen kann. Auch, dass in Mäder Flüchtlinge mit Bleiberecht, Alleinerziehende, Geringverdiener und Sozialhilfeempfänger Tür an Tür wohnen, findet er gut. „Einzige Bedingung für den Bezug einer solchen Wohnung ist, dass das Nettoeinkommen der Person unter 2240 Euro im Monat liegt“, so Baldauf. Da muss Femmer dann doch ein wenig schlucken, denn im Kreis Sigmaringen würde jemand mit diesem Einkommen nicht in die Kategorie „Sozialwohnung“fallen.
Der SPD-Kreisvorsitzende ist übrigens nicht der einzige, der sich für „Wohnen 500“interessiert. „Vor allem aus Deutschland und der Schweiz haben wir schon viele Anfragen bekommen“, sagt Baldauf. Femmer will nun seine Idee mit der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft für den Kreis Sigmaringen weiterverfolgen.