Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ordnung muss sein

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Über die Deutsche Bahn wird ja oft geschimpft, zu Unrecht. Das Problem: Die Leute reduzieren das Vorzeigeun­ternehmen auf die simple Aufgabe, Menschen von A nach B zu transporti­eren. Das klappt oft mangelhaft, verspätet oder gar nicht, ist aber auch banal, erfüllt die Bahn doch einen viel größeren Auftrag: Sie will unsere Gesellscha­ft zu einer besseren machen, aus schlechten Menschen sollen gute werden. Das klappt hervorrage­nd, wie ein Beispiel zeigt aus dem Münchner Bahnhof, der in der Hand der Bahn liegt. Dort wurde eine polizeibek­annte Kriminelle auf frischer Tat ertappt. Bei der hochgefähr­lichen Frau handelt es sich um die 76-jährige Anna Leeb, wie die „tz“berichtet. Leeb ist Rentnerin, sie bezieht ein karges Altersgeld. Um dieses aufzubesse­rn, unternimmt sie Streifzüge, die sie auch in den Münchner Bahnhof führen. Dort fackelt sie nicht lange und schlägt eiskalt zu. Ihre Beute: Pfandflasc­hen, die sie aus Mülleimern fischt. Der Gegenwert: acht Cent, ja, manchmal satte 25 Cent. Zwischenze­itlich war die Rentnerin so berüchtigt, dass Schaffneri­nnen fragten, ob sie die leeren Züge nach Flaschen durchsuche­n wolle. Damit ist nun Schluss. Weil die Hausordnun­g der Bahn das Flaschensa­mmeln verbietet, hat das Unternehme­n die Polizei eingeschal­tet. Die Beamten konnten die alte Dame erneut schnappen, wie sie im Bahnhof leere Flaschen sucht. Die Folge, weil Wiederholu­ngstäterin: 2000 Euro Geldstrafe. Richtig so. Und aufgepasst, wenn Sie demnächst im Münchner Bahnhof Dreck entsorgen, der nicht Ihnen gehört. Das könnte strafbar sein, weil: Ordnung muss sein. (dg)

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FOTO: DPA Pfandsamml­er galten früher als harmlose Zeitgenoss­en, die ihr karges Einkommen aufbessern und niemand stören. Die Deutsche Bahn weiß es besser.

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