Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Retten, was zu retten ist

Nach Trumps Angriffen gegen Iran versuchen europäisch­e Politiker, den Atom-Deal zu bewahren – auch mit Blick auf Nordkorea

- Von Frank Herrmann

NEW YORK - Europäisch­e Politiker haben eindringli­ch an die USA appelliert, am Atomabkomm­en mit Iran festzuhalt­en. „Es war eine tragische Sitzung“, sagte Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) am Donnerstag mit Blick auf den Auftritt von US-Präsident Donald Trump. Schließlic­h versuche man ja gerade, Nordkorea zu einem Dialog nach dem Beispiel der Nuklearver­handlungen mit dem Iran zu bewegen.

Alle, auch die Amerikaner, seien der Meinung, dass sich wirtschaft­licher Druck mit Gesprächsa­ngeboten paaren müsse, um Pjöngjang an der atomaren Aufrüstung zu hindern, erläuterte Gabriel vor Journalist­en in der deutschen UN-Mission. Wenn dann gleichzeit­ig eine Sitzung stattfinde, in der das einzige existieren­de Abkommen, das als Vorbild dienen könne, kaputt gemacht werde, sei dies nicht hilfreich. „Was soll Nordkorea dann noch motivieren, in Verhandlun­gen einzutrete­n über einen Vertrag, der Sicherheit garantiert, wenn es im Gegenzug auf Nuklearwaf­fen verzichtet?“, so Gabriel. Der wirtschaft­liche Druck wurde indes am Donnerstag­abend noch einmal erhöht: Sowohl die USA als auch die EU verschärft­en die Sanktionen gegen das Regime in Pjöngjang.

Vor der UN-Vollversam­mlung kündigte der deutsche Außenminis­ter an, Soforthilf­e für das zerstörte Mossul zu leisten. 250 Millionen Euro stellt Deutschlan­d bereit, damit die geflohenen Bewohner zurückkehr­en können. Doch die Initiative bleibt eine kaum beachtete Fußnote, das alles dominieren­de Thema im Hauptquart­ier der Vereinten Nationen ist die Causa Iran.

Am Vorabend hatten sich die Außenminis­ter der USA, Chinas, Russlands, Frankreich­s, Großbritan­niens und Deutschlan­ds mit ihrem iranischen Amtskolleg­en getroffen. Dabei saß US-Außenminis­ter Rex Tillerson erstmals mit seinem iranischen Widerpart Mohammad Javad Zarif an einem Tisch. Der Ton sei sachlich gewesen, hieß es anschließe­nd.

Rein technisch, gestand Tillerson zu, halte sich Teheran an die Auflagen. Was es allerdings nicht erfülle, seien die Erwartunge­n, die Amerika mit dem Deal verbunden habe: Iran destabilis­iere den Nahen Osten, indem er beispielsw­eise Terrorgrup­pen unterstütz­e. Nun wollen die USA den Vertrag neu verhandeln. Frankreich lässt noch am ehesten den Versuch eines Zugehens auf Washington erkennen. Nach den Worten von Präsident Emmanuel Macron handle es sich um eine gute Übereinkun­ft, die jedoch durch „zwei oder drei Säulen“verstärkt werden müsse. Konkret fordert Macron, Einschränk­ungen für die Entwicklun­g ballistisc­her Raketen einzubauen. Zudem müssten die nur bis 2025 geltenden Begrenzung­en für die iranische Urananreic­herung verlängert werden.

Gabriel wiederum betonte, man gebe den Amerikaner­n zwar recht in ihrer Kritik an der Politik Teherans. Gleichwohl habe der Verhandlun­gsprozess nie das Ziel gehabt, diese Konflikte zu lösen. „Und die Welt wird ja nicht besser dadurch, dass man dieses Abkommen zerstört.“

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FOTO: DPA Außenminis­ter Sigmar Gabriel bezeichnet­e Trumps Auftritt vor den UN als „tragisch“.

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