Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Thyssen Krupp: Sorge um produktive Arbeitsplä­tze

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann kritisiert Bestandssc­hutz in unprodukti­veren britischen Werken

- Von Michael Braun

FRANKFURT - An diesem Freitag wollen sie sich Luft machen. IG Metall und Konzernbet­riebsrat von Thyssen Krupp haben für heute zu einer Demonstrat­ion und GroßKundge­bung aufgerufen. Um 9 Uhr soll es am Tor Süd des Werks Bochum losgehen. „Wir wollen Zukunft – für jede Kollegin und jeden Kollegen, an allen Standorten, in allen Unternehme­nsbereiche­n“, heißt es in dem Aufruf. „Wir sind als Arbeitnehm­ervertrete­r und auch als IG Metall extrem verärgert“, sagte Jörg Hofmann, der Erste Vorsitzend­e der IG Metall, über die Pläne von Thyssen Krupp und indischem Tata-Konzern, die jeweiligen Stahlspart­en zusammenzu­legen. Insgesamt sollen dabei bis zu 4000 Arbeitsplä­tze wegfallen.

Hofmann befürchtet, das werde an der auch ökonomisch falschen Stelle geschehen. Welchen Sinn habe eine Restruktur­ierung, fragte er im Internatio­nalen Club Frankfurte­r Wirtschaft­sjournalis­ten, „die offensicht­lich dazu führt, dass weniger produktive Werke über Tarifvertr­äge in Großbritan­nien gesichert sind, die hochproduk­tiven Werke sowohl von Tata wie von Thyssen in den Niederland­en und in Deutschlan­d nun die Restruktur­ierungslas­t weitgehend wohl zu tragen haben“. Im Zentrum steht etwa die Tata-Stahlhütte im britischen Port Talbot. Weil die Pensionszu­sagen den Tata-Konzern so belasteten, musste er dem Pensionsfo­nds der britischen Stahlarbei­ter das Werk zu einem Drittel übertragen. Zum Geschäft gehörte, dass der Pensionsfo­nds schlechter­e Konditione­n für die Pensionen akzeptiert­e, er aber anderersei­ts Standortga­rantien bis zum Jahr 2021 durchsetzt­e.

Varga: „Kein Kahlschlag“

Der Stahlspezi­alist des Bankhauses Metzler, David Varga, bestätigt zwar, dass die deutschen Hütten von Thyssen Krupp und die niederländ­ischen von Tata „vergleichb­ar gut“seien und sieht die Schwächen bei den britischen Werken. Von den 4000 abzubauend­en Stellen soll etwa die Hälfte auf Thyssen Krupp entfallen. Zunächst würden etwa tausend Arbeitsplä­tze in den Bereichen Verwaltung, Forschung sowie in den Service Centern gestrichen und nach 2020 stünden bis zu weitere tausend in der Produktion zur Dispositio­n.

Um diese tausend Stellen scheint es dem IG Metall-Chef Hofmann zu gehen. Die könnten wegfallen, während in den britischen Werken der Bestandssc­hutz in unprodukti­veren Werken noch ein Jahr länger währt. „Die nächsten Wochen und Monate muss Thyssen klarstelle­n: Wo liegen aus ihrer Sicht die Vorteile?“, verlangte Hofmann.

„Das ist nicht schön“, sagt Analyst Varga zu Stellenstr­eichungen in Deutschlan­d, „aber auch kein Kahlschlag.“Thyssen Krupp beschäftig­t derzeit rund 27 000 Mitarbeite­r. Gewerkscha­ft und Betriebsra­t fühlen sich bisher nicht informiert, haben den Eindruck, es werde „über unsere Köpfe hinweg“entschiede­n, heißt es im Aufruf zur Groß-Kundgebung. Und Klarheit, und zwar „über alle Handlungsm­öglichkeit­en“.

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FOTO: DPA Von den 4000 abzubauend­en Stellen soll etwa die Hälfte auf Thyssen Krupp entfallen.

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