Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Heizkosten sinken – aber nicht mehr lange
Laut Wärmemonitor zahlten Haushalte 2016 sechs Prozent weniger für Wärme – DIW rät dennoch zu Sanierung
RAVENSBURG - Sie steigen mehr und mehr, die Kosten für Wohnraum in Deutschland – ganz im Gegensatz zu den Kosten, die Mieter und Hausbesitzer aufwenden müssen, um ihre Häuser und Wohnungen in den kalten Monaten zu heizen. So haben die deutschen Privathaushalte im Jahr 2016 sechs Prozent weniger für Öl und Gas bezahlen müssen, mit denen sie ihre Heizkessel befeuerten. Das geht aus dem Wärmemonitor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor, den die Ökonomen auf Grundlage der Daten des Energiedienstleisters Ista errechnet haben. Die Berechnungen basieren auf Heizenergieabrechungen von Mehrfamilienhäusern, die in Deutschland fast etwa die Hälfte des Wohnbestandes ausmachen.
Der Spareffekt beim Heizen basiert nicht auf einem geringeren Verbrauch wegen einer günstigeren weil wärmeren Witterung. In der Tat hatten die privaten Haushalte trotz der fortschreitenden energetischen Sanierung im vergangenen Jahr sogar einen höheren Heizbedarf als im Vorjahr. Da aber zugleich die Preise für Öl und Gas im Schnitt um acht Prozent sanken, hat das nach Angaben des DIW zu einer spürbaren Entlastung der Haushaltskassen geführt.
„Die Kostenbelastung der Haushalte beträgt inzwischen nur noch zwei Drittel dessen, was im Jahr 2008 für Raumwärme aufzuwenden war“, sagt DIW-Ökonom Claus Michelsen. In Mehrfamilienhäusern machen die Heizkosten nur noch durchschnittlich zehn Prozent der Kaltmiete aus, 2008 waren es noch 16 Prozent. Am teuersten war das warme Wohnzimmer in Hamburg mit 7,81 Cent je Kilowattstunde, am günstigsten ließ sich die Wohnung im Allgäu mit 4,85 Cent kuschelig warm machen. Insgesamt lag der Energiebedarf in den östlichen Bundesländern um rund fünf Prozent niedriger als im Westen, der Grund liegt in der Sanierungswelle nach der Wende, von der der Osten noch immer profitiert. Auch in Baden-Württemberg und Bayern mussten die Menschen weniger heizen, weil der Häuserbestand in energetischer Hinsicht besser dasteht als im bundesdeutschen Schnitt.
Nicht zuletzt mit Hinweis auf die besseren Energiewerte im Osten und im Süden Deutschlands fordern die Ökonomen, das Engagement in die Gebäudesanierung auf keinen Fall zu reduzieren. Das DIW nennt Überlegungen „kurzsichtig“, den Austausch von Fenstern, die Dämmung von Fasaden und Dächern wegen der aktuell niedrigen Preise für Öl und Gas zurückzustellen. Denn „die Zeiten sinkender Heizenergiepreise dürfen vorbei sein“, heißt es in der Studie, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. „Vor allem die Preise für Öl sind seit Jahresbeginn 2016 wieder gestiegen. Auch die Rohstoffmärkte erwarten eine weiter moderate Steigerung des Ölpreises in den kommenden Jahren.“