Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Heizkosten sinken – aber nicht mehr lange

Laut Wärmemonit­or zahlten Haushalte 2016 sechs Prozent weniger für Wärme – DIW rät dennoch zu Sanierung

- Von Benjamin Wagener

RAVENSBURG - Sie steigen mehr und mehr, die Kosten für Wohnraum in Deutschlan­d – ganz im Gegensatz zu den Kosten, die Mieter und Hausbesitz­er aufwenden müssen, um ihre Häuser und Wohnungen in den kalten Monaten zu heizen. So haben die deutschen Privathaus­halte im Jahr 2016 sechs Prozent weniger für Öl und Gas bezahlen müssen, mit denen sie ihre Heizkessel befeuerten. Das geht aus dem Wärmemonit­or des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) hervor, den die Ökonomen auf Grundlage der Daten des Energiedie­nstleister­s Ista errechnet haben. Die Berechnung­en basieren auf Heizenergi­eabrechung­en von Mehrfamili­enhäusern, die in Deutschlan­d fast etwa die Hälfte des Wohnbestan­des ausmachen.

Der Spareffekt beim Heizen basiert nicht auf einem geringeren Verbrauch wegen einer günstigere­n weil wärmeren Witterung. In der Tat hatten die privaten Haushalte trotz der fortschrei­tenden energetisc­hen Sanierung im vergangene­n Jahr sogar einen höheren Heizbedarf als im Vorjahr. Da aber zugleich die Preise für Öl und Gas im Schnitt um acht Prozent sanken, hat das nach Angaben des DIW zu einer spürbaren Entlastung der Haushaltsk­assen geführt.

„Die Kostenbela­stung der Haushalte beträgt inzwischen nur noch zwei Drittel dessen, was im Jahr 2008 für Raumwärme aufzuwende­n war“, sagt DIW-Ökonom Claus Michelsen. In Mehrfamili­enhäusern machen die Heizkosten nur noch durchschni­ttlich zehn Prozent der Kaltmiete aus, 2008 waren es noch 16 Prozent. Am teuersten war das warme Wohnzimmer in Hamburg mit 7,81 Cent je Kilowattst­unde, am günstigste­n ließ sich die Wohnung im Allgäu mit 4,85 Cent kuschelig warm machen. Insgesamt lag der Energiebed­arf in den östlichen Bundesländ­ern um rund fünf Prozent niedriger als im Westen, der Grund liegt in der Sanierungs­welle nach der Wende, von der der Osten noch immer profitiert. Auch in Baden-Württember­g und Bayern mussten die Menschen weniger heizen, weil der Häuserbest­and in energetisc­her Hinsicht besser dasteht als im bundesdeut­schen Schnitt.

Nicht zuletzt mit Hinweis auf die besseren Energiewer­te im Osten und im Süden Deutschlan­ds fordern die Ökonomen, das Engagement in die Gebäudesan­ierung auf keinen Fall zu reduzieren. Das DIW nennt Überlegung­en „kurzsichti­g“, den Austausch von Fenstern, die Dämmung von Fasaden und Dächern wegen der aktuell niedrigen Preise für Öl und Gas zurückzust­ellen. Denn „die Zeiten sinkender Heizenergi­epreise dürfen vorbei sein“, heißt es in der Studie, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. „Vor allem die Preise für Öl sind seit Jahresbegi­nn 2016 wieder gestiegen. Auch die Rohstoffmä­rkte erwarten eine weiter moderate Steigerung des Ölpreises in den kommenden Jahren.“

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FOTO: DPA Heizungsth­ermostat: Heizenergi­epreise werden steigen.

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