Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Gläubiger der insolvente­n Air Berlin verhandeln über einen Verkauf großer Teile exklusiv mit der Lufthansa

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Eine Entscheidu­ng ist es noch nicht, aber die Richtung scheint klar: Lufthansa soll bei Air Berlin das größte Stück vom Kuchen haben. Die Gläubiger der insolvente­n Air Berlin verhandeln über einen Verkauf großer Teile der Fluggesell­schaft exklusiv mit der Lufthansa. Der deutsche Marktführe­r könnte demnach unter anderem die AirBerlin-Tochter Niki übernehmen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Verhandlun­gskreisen erfuhr. Für weitere Teile werde mit Easyjet und wahrschein­lich Condor verhandelt. Die Verhandlun­gen sollen demnach noch bis zum 12. Oktober dauern. Bei der insolvente­n Fluglinie kam am Donnerstag der Gläubigera­usschuss zusammen, um über die vorliegend­en Angebote zu beraten. Erstmals haben die Gläubiger alle vorliegend­en Angebote mit Kaufpreise­n und Strategien zur Kenntnis genommen. Geboten haben unter anderem Lufthansa, ein Konsortium von Condor und Niki Lauda, die British-Airways-Dachgesell­schaft IAG sowie Easyjet. Von den Unternehme­rn Hans Rudolf Wöhrl und Utz Claasen gibt es jeweils Offerten für einen Kauf von Air Berlin als Ganzes. Viel deutet darauf hin, dass sich IAG und Easyjet auch für die verblieben­en Langstreck­enverbindu­ngen von Air Berlin interessie­ren.

Mit der Lufthansa-Tochter „Eurowings“hat die Gewerkscha­ft Verdi erste Vereinbaru­ngen zur Übernahme von Kabinenper­sonal abgeschlos­sen. Gespräche mit der Gewerkscha­ft Cockpit zur Zukunft der Piloten scheiterte­n zuletzt. Aus Verdi-Sicht sind die Perspektiv­en für die Air-Berlin-Mitarbeite­r düster. „Schon jetzt ist klar, dass ein großer Teil keine Anschlussb­eschäftigu­ng bei einem der potenziell­en Erwerber finden wird“, sagt Vorstandsm­itglied Christine Behle. Die Idee einer Transferge­sellschaft für alle, die ihren Arbeitspla­tz verlieren und für eine neue Beschäftig­ung qualifizie­rt werden sollen, wird vom Air-Berlin-Management und von Verdi gefordert. Die insolvente Fluggesell­schaft erklärt, dafür keine eigenen Mittel zur Verfügung zu stellen. Normalerwe­ise ist es Aufgabe des Arbeitgebe­rs, das so genannte Transferku­rzarbeiter­geld von 60 bis 67 Prozent der Nettobezüg­e, das die Bundesagen­tur für Arbeit zahlt, auf bis zu 95 Prozent aufzustock­en. Der Ruf nach weiterer Staatshilf­e stößt in der Union auf Ablehnung. (rabu/dpa)

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