Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Der neue Fall ist für den Profiler knifflig
Im zweiten Krimi des Altshauser Autors Uli Herzog werden am Bodensee Frauen entführt
ALTSHAUSEN - Uli Herzog aus Altshausen hat seinen zweiten Krimi veröffentlicht. Der Roman „Frauenduft“spielt teilweise wieder, wie bereits sein Erstlingswerk, in Biberach. Auch diesmal ermittelt wieder der Fallanalytiker Ludwig Hirschberger. Doch nun führt die Spur auch in die Bodenseeregion. SZ-Redakteurin Barbara Baur hat sich mit dem Autor über seinen neuen OberschwabenKrimi unterhalten.
Herr Herzog, was passiert in Ihrem neuen Roman „Frauenduft“?
Am Bodensee werden nach und nach sieben Frauen entführt. Fünf davon werden jeweils einige Tage in Biberach gefunden. Sie sind völlig unversehrt, aber ohne Erinnerung. Deshalb vermutet die Polizei am Anfang, dass der Täter aus Biberach kommt. Weil die Kripo nicht weiterkommt, ruft die Kommissarin den pensionierten Fallanalytiker Ludwig Hirschberger aus Wien zur Hilfe. Weil den fünf Frauen weiter nichts passiert ist, nimmt er an, dass der Täter im Grunde harmlos ist. Doch dann werden in Überlingen zwei Frauen auf bestialische Weise ermordet. Auch ihre Leichen werden in Biberach gefunden. Für den Profiler wird der Fall immer kniffliger, aber zuviel will ich jetzt noch nicht verraten.
Was fasziniert Sie so an der Figur des Wiener Fallanalytikers Ludwig Hirschberger, dass er auch in ihrem zweiten Krimi die Hauptrolle spielen darf?
In meinem ersten Buch „Mord am Schützensamstag“ging es mir darum, eine Hommage auf meine Heimatstadt Biberach zu schreiben. An diesem Fall durfte der pensionierte Fallanalytiker Ludwig Hirschberger überhaupt nicht mitarbeiten, weil er bald selbst unter Verdacht geriet. Weil der Fall ihn nicht losließ, ermittelte er weiter und fand nach vielen Jahren die Lösung. Diesmal ist die Situation aber ganz anders. Es geht mir in dem Krimi darum, das Profil des Profilers zu schärfen, wenn ich das so flapsig sagen darf.
Was meinen Sie damit?
Ich habe mich stark in die Fachliteratur von Fallanalytikern und Profilern eingelesen. Dabei habe ich in die tiefsten Tiefen menschlicher Abgründe geschaut. Was mich aber viel mehr interessiert als diese grauenvollen Fälle, ist die HerangehensweiSichtweise se von Profilern. In Filmen wird oft ein falsches Bild von ihnen vermittelt, sie kommen fast wie Zauberer rüber. In Wirklichkeit sind sie aber unglaublich akribisch arbeitende Menschen. Während für die Kriminalpolizei die Zeit der Feind ist, ist sie für die Profiler der Freund. Sie haben viel Zeit, während die Kripo sehr schnell sein muss, weil die Aufklärungsrate von Verbrechen nach den ersten 24 Stunden rapide sinkt. Wenn die Polizei keinen Täter ermitteln kann, werden Profiler eingeschaltet. Dabei handelt es sich um Teams, zu denen forensische Psychiater genauso dazugehören wie Pathologen oder Spurensicherer. Sie sind also nicht Teil der Polizei, sondern werden als externe Berater herangezogen. Die Sonderkommission entscheidet hinterher, ob sie deren Ergebnisse annimmt oder nicht. In „Frauenduft“beschreibe ich die und Herangehensweise der Profiler.
Haben Sie schon Ideen für weitere Krimis, in denen Ludwig Hirschberger ermitteln könnte?
Ja, momentan habe ich noch vier Ideen, die ich gerne umsetzen würde, wenn mir der liebe Gott die Zeit gibt. Alle diese Fälle sollen in Oberschwaben spielen. Einen davon würde ich gerne in Ravensburg stattfinden lassen, aber wo genau noch ermittelt wird, weiß ich jetzt noch nicht. Bisher habe ich immer das letzte Kapitel zuerst geschrieben und die anderen Kapitel dann auf den Schluss ausgerichtet. Das hat den Effekt, dass der Plot steht, aber Orte immer noch hinzukommen können. Die Region um Bad Saulgau will ich aber Michael Boenke überlassen, der sie mit seinen Krimis schon hervorragend abdeckt.
Seit Sie Ihren ersten Krimi veröffentlicht haben, sind zwei Jahre vergangen. Welche Reaktionen haben Sie auf ihr Debüt „Mord am Schützensamstag“bekommen?
Der Erfolg hat mich völlig überrascht. Für die erste Auflage wurden 3000 Bücher gedruckt. Ich war mir nicht sicher, ob wir es schaffen würden, so viele Bücher zu verkaufen. Die Verlegerin meinte, dass wir dafür drei Jahre brauchen. Aber dann ging es viel schneller: Im Oktober ist das Buch erschienen und im Februar war es schon ausverkauft. Inzwischen sind wir bei 4500 verkauften Büchern, was für einen Regiokrimi ziemlich viel ist. Das hat mich völlig überwältigt, aber mir auch Mut gemacht, mit Ludwig Hirschberger weiterzumachen.