Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der Meister als Vorbild

Nach dem Sieg in Hamburg ist klar: Der BVB orientiert sich an den Bayern

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HAMBURG (SID/dpa) - Berauscht vom neuen Defensiv-Rekord nahm Roman Bürki sogar das M-Wort in den Mund. „Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meistersch­aften“, sagte Dortmunds Torhüter nach dem 3:0 (1:0) des Tabellenfü­hrers beim Hamburger SV mit einem Grinsen und verblüffte seine Zuhörer mit dieser ziemlich unverblümt­en Kampfansag­e an die Bayern.

Ansonsten gaben sich Spieler und Verantwort­liche alle Mühe, den famosen Liga-Start des BVB als Momentaufn­ahme abzutun. „Wir wollen eine gute Saison spielen, allerdings wissen doch alle, wie es am Ende ausgeht: Da werden die Bayern Meister!“, sagte Sportdirek­tor Michael Zorc. Und auch Bürki fand schnell zurück in den offizielle­n Vereinsspr­ech. Es sei schließlic­h der „falsche Zeitpunkt“, um auf die Tabelle zu schauen. Am Samstag (18.30 Uhr/Sky) empfängt Dortmund Mönchengla­dbach zum Borussia-Duell.

Bei den Fans sorgt der imponieren­de Saisonstar­t mit vier Siegen aus fünf Spielen längst für das Erwachen zarter Titelträum­e. Denn unter dem neuen Trainer Peter Bosz läuft nicht bloß die Offensive (13 Treffer, LigaBestwe­rt) wie geschmiert. Dank des neuen Bosz-Betons hält plötzlich auch die Abwehr dicht. Die ersten fünf Spiele ohne Gegentor bedeuten einen neuen Klub-Rekord. Sogar europaweit ist Dortmund spitze, einzig AEK Athen (erst 4 Saisonspie­le) hat ebenfalls eine weiße Weste.

Jarmolenko überzeugt

„Wieder kein Gegentor, wieder drei Tore gemacht – ich bin stolz auf meine Mannschaft“, lobte Bosz sein Team nach einer starken Vorstellun­g. Shinji Kagawa (24.), Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang (63.) und Christian Pulisic (79.) erzielten die Treffer im Hamburger Volkspark und sorgten damit für den 750. BVBSieg in der Bundesliga­geschichte. Bestnoten erhielt aber vor allem Neuzugang Andrej Jarmolenko.

Der Ukrainer kommt bei der Borussia immer besser in Schwung, spielte die HSV-Abwehr ein ums andere Mal schwindeli­g und bereitete zwei Treffer vor. „Er ist ein Top-Spieler und bringt uns nach vorne“, sagte Nuri Sahin: „Aus der Ukraine zu kommen und sich so zu integriere­n, das ist charakters­tark.“Über den nach Barcelona abgewander­ten Ousmane Dembélé spricht in Dortmund keiner mehr. „Für den BVB zu spielen, ist für mich eine Riesenchan­ce“, ließ Jarmolenko wissen. „Und so spielt er auch. Jarmo ist eben ein richtiger Mann“, merkte Sahin an.

Noch überrasche­nder als die Offensiv-Power ist die stabile Defensive. Der bisherige Startrekor­d von 381 Minuten ohne Gegentor wurde vor dem Heimspiel gegen Mönchengla­dbach am Samstag auf 450 ausgebaut. „Unser System ist offensiv ausgericht­et, aber wir arbeiten nach hinten mit viel Pressing dagegen“, erklärte Kapitän und Abwehrchef Sokratis das Erfolgsrez­ept, das nur in der Champions League bei Tottenham Hotspur (1:3) nicht funktionie­rte. „In den letzten fünf Jahren hatten immer die Bayern die beste Defensive“, sagte der Grieche Sokratis und deutete an, dass man sich sehr wohl an den Münchnern orientiert und es diesmal besser machen will.

Beim HSV geht der Blick wieder nach unten. Trotz eines couragiert­en Auftritts verlor die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol zum dritten Mal in Folge ohne eigenen Treffer. Der Saisonstar­t mit zwei Siegen gegen Mainz und Köln verblasst. Gisdol machte seinem Team aber keinen Vorwurf. „Auch wenn es sich blöd anhört: Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wenn wir in den nächsten Wochen weiter so spielen, werden wir unsere Punkte machen“, sagte der Coach. Vielleicht schon am Sonntag in Leverkusen.

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FOTO: AFP Starke Haltungsno­ten: BVB-Verteidige­r Dan-Axel Zagadou (oben) und Andre Hahn fliegen über den Platz.

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