Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Das Auto lenkt, der Fahrer denkt
Auch autonomes Fahren erfordert Aufmerksamkeit
LINDAU - Stellen Sie sich vor, Sie haben endlich die Möglichkeit, ein selbstfahrendes Auto zu erwerben und zu testen. Mit seinen vielen Assistenzsystemen soll es Ihnen das Fahren erleichtern und trotzdem eine höhere Sicherheit gewährleisten. Vielleicht bleibt Ihnen sogar Zeit, einen Film anzuschauen oder einen Videoanruf mit ihren Freunden zu tätigen. Doch ist diese Vorstellung bereits ganz ohne Probleme und Risiken umsetzbar?
Nein, wie ein Unfall im Bundesstaat Florida zeigte. Dort vertrieb sich ein Mann während des Autofahrens seine Zeit damit, einen Film anzuschauen und ganz ohne Sorgen die Kontrolle seinem Auto zu überlassen. Anfangs gab es keine Komplikationen, doch als ein Lastwagen den Fahrweg des Tesla kreuzte, konnten die Sensoren die weiße Plane des LKWs nicht von dem taghellen Himmel unterscheiden, wodurch der Bremsvorgang nicht ausgelöst wurde. Trotz mehrfacher Warnungen des Fahrzeuges, sowohl optischer als auch akustischer Art, sah der Fahrer sich nicht verpflichtet, einzugreifen. So kam es zur Kollision mit dem Lastwagen, bei der der Insasse getötet und der Tesla zerstört wurde.
Wir, die Schüler der Klasse 8a des Bodensee-Gymnasiums in Lindau, bekamen bei der Firma Continental die Chance eines teilautonomen Fahrerlebnisses. Zunächst hörten wir Vorträge über allgemeine Fakten zum Thema autonomes Fahren, unter anderem zu den Assistenzsystemen und deren Funktionen. So erfuhren wir, dass Statistiken über Verkehrsunfälle in Deutschland und Europa ergeben haben, dass die Unfallrate in den letzten Jahren durch die stetig steigende Entwicklung der Technik deutlich gesunken ist, und somit das Fahren kontinuierlich sicherer und auch entspannter wurde.
Danach erlebten wir diese Systeme bei einigen Probefahrten selbst. Mit einem Fahrzeug, anhand dessen uns die Mitarbeiter einen Notbremsassistenten demonstrierten, fuhren wir frontal auf eine stehende Fahrradfahrerattrappe zu und lösten den Assistenten dadurch aus. Der Höhepunkt unseres Besuchs war die Fahrt in einem Auto, das in der Lage war, von selbst die Spur einzuhalten und zu lenken. Anfangs war dies etwas erschreckend, doch mit der Zeit fühlte es sich immer sicherer an, in diesem Auto zu sitzen. Teilweise gab es kleinere Komplikationen, die der Fahrer jedoch schnell beheben konnte, indem er die Kontrolle über das Auto wieder selbst übernahm. ContiMitarbeiter Rainer Aue versicherte uns, dass autonomes Fahren durchaus sicher ist. Trotzdem müsse der Fahrer immer aufmerksam und jederzeit eingriffsbereit sein.