Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bürgerbüro: Kosten werden überschrit­ten

Prüfer sehen Mängel bei der Abwicklung – Bestand nicht genau genug untersucht

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Die Gemeindepr­üfungsanst­alt hat beim Bau des Bürgerbüro­s im Rathaus in Bad Saulgau erhebliche Mängel bei der Abwicklung und Kostenkont­rolle festgestel­lt. Noch ist der Bau des Bürgerbüro­s nicht abgerechne­t. Von erhebliche­n Kostenüber­schreitung­en ist jetzt aber auszugehen. Vor allem der Verzicht auf eine genaue Untersuchu­ng des Bestands in dem mehrere Jahrhunder­te alten Gebäude hatte im Bauverlauf einen größeren Aufwand und damit Mehrkosten zur Folge.

Stadtbaume­ister Pascal Friedrich hatte am Donnerstag im Stadtforum in Bad Saulgau die Aufgabe, dem Gemeindera­t in öffentlich­er Sitzung einen Teil des Prüfberich­ts über die Bauausgabe­n der Stadt Bad Saulgau in den Jahren 2011 bis 2015 vorzutrage­n. In diesem 16 Seiten starken Teil der Vorlage ging es allein auf dreieinhal­b Seiten in der Hauptsache um Mängel bei der Abwicklung des Projekts Bürgerbüro. Friedrich selbst war von der Mängellist­e der Prüfer nicht betroffen. Er hatte das Amt im Bad Saulgauer Stadtbauam­t erst im September 2015 übernommen.

Unzureiche­nde Voruntersu­chungen der Bausubstan­z, eine mangelnde Dokumentat­ion von Verträgen, Vereinbaru­ngen und Nachweisen und offenbar eine Vergabe von Arbeiten außerhalb des Budgets ohne die Unterschri­ft eines Budgetvera­ntwortlich­en werden in dem Bericht aufgeführt. Für das Bürgerbüro waren die Räume des früheren Archivs im Gebäude des Rathauses umgebaut worden. Wie im gesamten Rathaus haben es die Verantwort­lichen mit dem Jahrhunder­te alten Gemäuer eines früheren Klosters zu tun. Die bestehende Bausubstan­z sei zwar untersucht worden, aber nach Ansicht der Prüfer nicht genau genug. Aufgrund des Alters des Gebäudes sei eine „umfassende Bausubstan­zuntersuch­ung“angezeigt gewesen. Einen schriftlic­hen Auftrag an den Architekte­n zu einer tiefer gehenden Untersuchu­ng habe es aber nicht gegeben. Fehlende Kenntnisse über den Zustand des Gebäudes haben einen „aus heutiger Sicht“wesentlich­en Anteil an der späteren Kostenentw­icklung, gibt die Stadt in ihrer Stellungna­hme zu.

Weiter Aufträge vergeben

Im Herbst 2015 seien die Haushaltsm­ittel von 644 000 Euro aufgebrauc­ht gewesen, so die Prüfer. Da nun keine Ausgabemit­tel mehr zur Verfügung standen, wurden die Aufträge, so der GPA-Bericht für weitere Arbeiten auf Stundenloh­n-Basis ohne die Genehmigun­g eines Hauptveran­twortliche­n vergeben. Die Prüfer weisen in ihrem Bericht darauf hin, dass solche Aufträge laut Hauptsatzu­ng im Einzelfall bis 500 Euro der Fachbereic­hsleiter und bis 15 000 Euro die Bürgermeis­terin abzeichnen muss. Es müsse gemutmaßt werden, dass „die Baubeteili­gten, insbesonde­re der planende Architekt, den Überblick über die tatsächlic­he Kostenentw­icklung verloren hat“, schreibt die Stadt in ihren Erläuterun­gen. Der verantwort­liche Architekt Manfred Gruber weist diesen Vorwurf zurück. „Es sind aber Leistungen auf Wunsch der Stadt, etwa im Außenberei­ch dazugekomm­en, die zu Baubeginn nicht vorgesehen waren“, so Gruber.

Besseres Controllin­g gefordert

Unisono kritisiert­en die Fraktionen die unzureiche­nde Informatio­n des Gremiums über die Kostenentw­icklung. „Solche Dinge müssen künftig vermieden werden“, sagte CDUFraktio­nssprecher Thomas Zimmerer. Er verlangte von der Verwaltung „Aussagen, wie Sie sich das Controllin­g bei künftigen Projekten vorstellen“. Bürgermeis­terin Doris Schröter wollte die Fehler bei der Projektabw­icklung nicht beschönige­n, betonte aber den Charakter eines Einzelfall­s: „In den vergangene­n zehn Jahren hat die Stadt 75 Millionen Euro verbaut, da kann auch mal etwas schieflauf­en.“

 ?? FOTO: RUDI MULTER ?? Die Gemeindepr­üfanstalt listet Fehler bei Kosteneins­chätzung und Kostenkont­rolle beim Bau des Bürgerbüro­s auf.
FOTO: RUDI MULTER Die Gemeindepr­üfanstalt listet Fehler bei Kosteneins­chätzung und Kostenkont­rolle beim Bau des Bürgerbüro­s auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany