Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Festival-Veranstalter erfüllt Auflagen nicht
Polizei und Stadtverwaltung brechen Taggeflüster ab – Organisator ist insolvent
MENGEN - Weil der Veranstalter nicht alle Auflagen für das TechnoFestival einhalten konnte, haben Polizei und Stadtverwaltung das Taggeflüster am Samstag, 9. September, abgebrochen und das Südsee-3-Gelände geräumt. Wie die „Schwäbische Zeitung“erst jetzt auf Nachfrage erfuhr, hatte der langjährige Festivalorganisator aus Ravensburg kurz zuvor Insolvenz angemeldet und konnte am Festival beteiligte Dienstleister und Partner nicht bezahlen.
Wie viele Rulfinger aus den vergangenen Jahren wissen, hat das Festival mit „Geflüster“nicht allzu viel zu tun. Das Konzept der Party mit elektronischer Musik von in der Szene bekannten DJs sieht vor, dass zwischen 12 und 22 Uhr Musik aufgelegt und getanzt wird, die Gäste das Gelände aber anschließend verlassen. Bei jungen Leuten in der Region und auch darüber hinaus ist das Taggeflüster auch wegen der Location an den Zielfinger Seen und dem Strandbad in unmittelbarer Nähe beliebt.
Dass es in diesem Jahr bei der Organisation drunter und drüber ging, zeigt auch ein Blick auf die Facebook-Seite des Taggeflüsters. Dort teilt der Veranstalter am Morgen der Veranstaltung mit, dass die von vielen Besuchern fest eingeplanten Shuttlebusse aus Lindau, Friedrichshafen und Konstanz entfallen. Als Grund wird die Erkrankung mehrerer Busfahrer genannt.
Polizei sieht Verkehrsgefährdung
Auch wenn das Festival auf dem privaten Südsee-3-Gelände stattfindet, bedarf es einer Genehmigung der Stadtverwaltung. „Dies ist bei gewerblichen Veranstaltungen dieser Größenordnung üblich“, sagt Bürgermeister Stefan Bubeck. In Zielfingen sei die Situation sowieso in zweierlei Hinsicht problematisch: einmal aufgrund möglicher Lärmbelästigung und dann durch die Nähe zum Vogelschutzgebiet.
Polizei und Rulfingens Ortsvorsteher Manfred Moll hätten nach dem Rechten gesehen, während die Veranstaltung schon mit rund 400 Gästen im Gange war. Das regnerische Wetter hatte weitere Gäste offenbar abgehalten, die Open-AirVeranstaltung zu besuchen, in vergangenen Jahren waren oft zwischen 1000 und 2000 Gäste gekommen. „Ich wurde schließlich dazugeholt, weil die Polizei die Veranstaltung unter den vorgefundenen Bedingungen nicht weiterlaufen lassen wollte“, so Bubeck.
Eine Gefährdung des Verkehrs und der Sicherheit der Feiernden sei vor allem gewesen, dass der Veranstalter die geforderten Absperrungen für den Verkehr und Beschilderungen des Festivalgeländes und der Parkplätze nicht eingerichtet hatte. „Wir waren uns einig, dass die Situation im Dunkeln zu gefährlich werden würde“, sagt Bubeck. Vor Ort habe er außerdem erfahren, dass der Veranstalter kurz zuvor Insolvenz angemeldet hatte und deshalb wohl auch den Partner, der die Absperrgitter für den Eingangsbereich aufstellen sollte, nicht hatte bezahlen können. „Auch der Insolvenzverwalter war vor Ort und dann war man sich einig geworden, dass die Absperrungen mit den Einnahmen aus der Veranstaltung bezahlt werden könnten“, so Bubeck.
Als man mit dem Veranstalter gegen 19 Uhr habe überlegen wollen, wie die Veranstaltung friedlich aufgelöst werden könne, sei der Veranstalter ziemlich ausfällig geworden. „Wir haben uns dann mit den Technikern darauf verständigt, dass wir den Abbruch des Festivals aufs schlechte Wetter schieben, um zu vermeiden, dass sich der Unmut der Gäste auf den Veranstalter konzentriert“, sagt Bubeck. Stress habe möglichst vermieden werden sollen.
Es habe dann aber noch eine Lösung für rund 200 Gäste gefunden werden müssen, die erst um 22 Uhr mit Omnibussen abgeholt werden sollten. Weil der Wirt des Südsee 3 die nassen und zum Teil verdreckten Partygäste nicht allesamt aufnehmen wollte, wurden sie in der Ablachhalle untergebracht. Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehr und des Roten Kreuzes halfen bei der Evakuierung des Geländes und der Versorgung der Besucher in der Halle.
„Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung“, sagt Bubeck. Sollte der Veranstalter aus Ravensburg allerdings noch einmal anfragen, würde er kein weiteres Mal eine Genehmigung bekommen. Polizeipressesprecher Thomas Straub bestätigt die Aussagen von Bürgermeister Bubeck. Der Veranstalter war für die „Schwäbische Zeitung“am Freitag nicht zu erreichen.