Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Ironie ist unser großes Stichwort“
Mr. Hurley & die Pulveraffen schaffen mit Piraten-Folk den Sprung in die Charts
Aus einer musikalischen Nische bis auf Platz fünf der deutschen Albumcharts: Die Piratenband Mr. Hurley & die Pulveraffen aus Osnabrück hat mit ihrem vierten Album „Tortuga“nun den Durchbruch geschafft. Die Band, bestehend aus vier Geschwistern, konnte sich in der Heavy-Metal-Szene durch ihre Auftritte auf dem Wacken Open Air einen Namen machen. Eva-Maria Peter hat im Interview mit Mr. Hurley, Simon Erichsen, über das Piratenleben, private Pläne und politisches Interesse gesprochen.
Das Leben auf einem Piratenschiff im 17. und 18. Jahrhundert war keinesfalls angenehm, was reizt euch am Piratenleben?
Historisch betrachtet war es auf Piratenschiffen auch nicht anders als auf Handels- oder Marineschiffen. Viele Menschen lebten auf sehr engem Raum unter unhygienischen Bedingungen zusammen. Was uns reizt, ist nicht die historische Betrachtung, sondern das romantisierte Piratenleben, das wir aus Hollywood kennen. Man lebt in tropischen Paradiesen und schippert dorthin, wo man will. Es gibt keine Regeln. Das Gefühl von Freiheit reizt uns. Nonkonformismus ist das Schlagwort.
Eure Band besteht aus vier Geschwistern. Wie seid ihr zu Piraten geworden?
Piraten findet doch jeder irgendwie gut. Wir hatten als Kinder natürlich eine Playmobil-Pirateninsel. Aber die Geschichte hinter unserer Band ist ein wenig anders. In unserer Heimat in Osnabrück gibt es jedes Jahr das Straßenmusiker-Festival „Die goldene Säge“. Dort gibt es einen Preis für den außergewöhnlichsten, besten Auftritt. Meine Geschwister und ich haben lange Zeit im Bereich Irish-Folk Musik gemacht. Da gibt es viele Trink- und Seemannslieder, weshalb wir es passend fanden, bei diesem Festival im Jahr 2009 als Piraten aufzutreten. Das kam sehr gut an. Somit war die Piratenband geboren.
Wie viel Pirat steckt in euch persönlich?
Es kommt selten vor, dass wir Leute um ihr Gold erleichtern (lacht), aber wir lieben alle die schönen Piratengeschichten.
Wie verbringt ein Pirat seine Freizeit?
Für extravagante Hobbys bleibt neben der Musik gar keine Zeit. Privat sind wir eher entspannt unterwegs. Wir Geschwister machen auch in der Freizeit sehr viel zusammen. Da ist von Vorteil, dass wir eine harmonische Familie sind. Wir streiten so gut wie nie.
Ein Piratenschiff ist eigentlich eine Männerdomäne. Ihr habt auch eure Schwester mit an Bord. Wie ist die Rollenverteilung geregelt?
Historisch gesehen ist das eine Männerdomäne, aber es gab auch berühmte Piratinnen. Anne Bonny und Mary Read zum Beispiel. Bei uns in der Band gibt es keine Rangordnung, wir sind alle gleichberechtigt.
Wie würdest du euren Musikstil mit drei Worten beschreiben?
Piratenfolk, Rock ’n’ Roll und AggroShanty.
Welche Musik hörst du privat?
Ich höre privat viel Folk, aber auch Hip-Hop, wenn die Texte gut gemacht sind. Meine absolute Lieblingsband ist Katzenjammer.
Welche Botschaft wollt ihr mit eurer Musik vermitteln?
Wir sehen uns als Entertainer, nicht als große Künstler. Die Leute sollen Spaß an unseren Geschichten, dem Wortwitz und der tanzbaren Musik haben. Privat sind wir definitiv politisch interessierte Menschen, aber wir sind keine politische Band. Einzelne Songs wie „Der Haifisch“greifen mal aktuelle politische Themen auf, aber unser Hauptziel ist es, die Leute zu bespaßen.
Ein Pirat scheint sich vor nichts zu fürchten. Wovor habt ihr Angst?
Wir würden in der echten Piratenwelt versagen. Wir haben einen gehörigen Respekt vor Unwetter. Und ich persönlich habe skurrilerweise sogar Angst vor Vögeln, selbst vor Singvögeln. Wenn vor mir eine Taube losfliegt, springe ich erst mal drei Meter zurück.
Hättet ihr trotzdem Lust, einmal über einen längeren Zeitraum gemeinsam in See zu stechen?
An sich ja. Aber wir sind wirklich die unglaubwürdigste Piratenband der Welt. Unsere Schwester wird nämlich immer seekrank. Sie ist zudem Antialkoholikerin genauso wie unser Schlagzeuger. Ironie ist unser großes Stichwort.