Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Puristen brauchen kein „Retractable Fastback“
Der Mazda MX-5 ist auch mit voll automatischem Hardtop und bekannter spritziger Motorisierung erhältlich
Besser, ich falle gleich mit der Fahrertür ins Haus: Ich bin ein Fan. Der Mazda MX-5 war und ist ein toller Roadster, ein feines Spielzeug, ein Sportwagen, bei dem der Preis zur Leistung passt. Zwei solcher Wägelchen habe ich gegen Ende meines Sturms und Drangs gefahren, doch seit die Familie mehr Köpfe zählt als der Zweisitzer maximal mögliche Mitfahrer, bleibt mir nichts anderes übrig, als wehmütig an früher zu denken, wenn ich einen MX-5 über die Straßen brausen sehe. Jetzt hat Mazda seine sportlichsten Produkte, für die das von Hand zu öffnende Verdeck immer noch charakteristisch ist, zusätzlich auch wieder mit voll automatischem Hardtop ins Regenwetter geschickt. Höchste Zeit, sich mal wieder reinzusetzen.
Spritziger Motor, direkte Schaltung, zahlreiche Assistenten, überaus sportliches Fahrverhalten
Klein, kompakt, knackig: Vieles kommt dem MX-5-Fan bekannt vor. Für Schnickschnack war der Wagen noch nie bekannt, und so beschränkt sich auch die aktuelle Version aufs Nötige. Die Schaltung ist direkt, der Motor spritzig, die Federung bemüht sich gar nicht erst, alle Straßenunebenheiten auszugleichen. Einen allzu empfindlichen Rücken sollte der Fahrer nicht haben, größer als 1,85 Meter sollte er auch nicht sein. Aber hey: Der MX-5 ist ja auch keine langweilige Familienkutsche.
Etwas beengte Platzverhältnisse, viel Windgeräusche bei höherer Geschwindigkeit auch bei geschlossenem Dach
Die Sitze lassen wenig Raum für Rumgerutsche, die Armaturen sind übersichtlich. Nur der Drehknopf für die Lautstärke des Radios ist ein bisschen schwer zu bedienen, weil in der kurzen und schmalen Mittelablage auch noch zwei Getränkehalter Platz finden mussten. Die Digitalisierung hat offenbar auch Mazda erreicht, das Radio ist mit allerhand Buchsen für allerhand digitale Aus- und Eingänge bestückt – aber halt leider ohne CD-Player. Das ärgert den in die Jahre gekommenen Musikfreund ein wenig. Aber die Digitalisierung sorgt an anderer Stelle für Freude und Sicherheit. Es gibt natürlich ein (zubuchbares) Navi und Freisprechen via Bluetooth. Zudem haben die japanischen Sportwagenbauer Assistenten im Angebot, die unter anderem das Rückwärtsfahren erleichtern, plötzliche Hindernisse und Verkehrszeichen erkennen, beim Ausparken und Spurhalten helfen und Alarm schlagen, wenn sie der Meinung sind, dass der Fahrer müde ist. Auch ein Tempomat ist an Bord.
Ungewohnt ist für den Traditionalisten das automatische Hardtop. „Retractable Fastback“heißt das bei Mazda, womit auch der Typenzusatz RF erklärt ist. Hat man in grauen Vorzeiten einfach oben am Rande der Windschutzscheibe hingelangt, einen Hebel umgelegt und das Stoffdach mit mehr oder weniger elegantem Schwung nach hinten verfrachtet, muss man nun einen Kippschalter beim Radio umlegen und festhalten, bis die dreigeteilte Haube samt Heckscheibe verschwindet. Was früher gefühlte zweieinhalb Sekunden gedauert hat und an jeder roten Ampel zu erledigen war, das braucht jetzt handgestoppte 14,4 Sekunden. Und funktioniert auch nur im Stehen oder langsamen Rollen, dafür aber ohne Verrenkungen. Geschmackssache.
Auch die Frage nach der Qualität der Optik liegt im Auge des Betrachters. So hat der MX-5 RF den „RedDot-Award 2017“für Produktdesign erhalten. Manche fühlen sich gar an die Corvette, den Ferrari Dino oder den Jaguar XJS erinnert. Ich finde den Wagen allerdings hintenrum im Vergleich zu früher ein bisschen zu knubbelig. Von vorne ist er hübsch wie eh und je.
Für den Traditionalisten neu ist eine Plexiglasscheibe auf Kopfhöhe zwischen den beiden Sitzen, die bei Touren ohne Dach den Wind ein bisschen einfangen soll. Klappt so lala, und wer ein Cabrio kauft, der sollte sich eigentlich auch nicht daran stören, wenn ihm der Fahrtwind ein wenig um die Nase bläst. Rein akustisch hat man diesen Effekt übrigens auch bei geschlossenem Dach: Zumindest bei höherer Geschwindigkeit pfeift der kleine Flitzer ganz schön, sodass man immer wieder mal geneigt ist zu überprüfen, ob die Fenster überhaupt geschlossen sind.
Fazit: Puristen brauchen kein „Retractable Fastback“, um an einem MX-5 Gefallen zu finden. Das schöne Gefühl, mit dem Hintern fast auf der Straße zu sitzen und durch ein kleines Zucken des rechten Fußes richtig Gas zu geben, bietet der Wagen aber ebenso zuverlässig wie alle seine Vorgänger.
Und noch ein kleiner Exkurs ins Japanische: „Jinba Ittai“nennen die Marketingstrategen von Mazda das „Gefühl der Einheit von Fahrer und Fahrzeug“. Und in der Tat fühlt sich der MX-5 schon ein bisschen an wie ein verlängertes Körperteil, das ganz direkt das auf die Straße bringt, was sich der Fahrer wünscht.