Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ein Clown spricht in St. Antonius über Leben und Tod
Hospizgruppe Bad Saulgau feiert ihr 20-jähriges Bestehen mit einem Vortrag mit Ludger Hoffkamp und viel Humor
BAD SAULGAU - In einer fast vollbesetzten St.-Antonius-Kirche hat die Hospizgruppe Bad Saulgau am Samstagabend ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. Mit dem Vortrag des Theologen, Trauerbegleiters und Klinikclowns Ludger Hoffkamp bekam der Festakt zu einem vermeintlich traurigen Thema eine unerwartet humoristische Note.
Ludger Hoffkamp macht Mut zum Umgang mit Trauernden – und lobt die Arbeit der Hospizgruppe: „Sie machen Krisenintervention“. Dabei macht der der Referent Mut zu unverkrampften Begegnungen von Angehörigen, Bekannten und Freunden mit den Trauernden: „Wir dürfen uns mit unserer Unsicherheit auf das einlassen, was ist“.
Der Referent gibt in seiner frei gehaltenen und mit Anekdoten und Witzen garnierten Rede sehr praktische Tipps. „Wenn Ihnen von einem Trauernden Kaffee angeboten wird, lehnen Sie den nie ab“, empfiehlt der Seelsorger. Kochen und Servieren des Kaffees vermittle das Gefühl, nicht ohnmächtig zu sein. Mit dem Trauernden einfach Kaffee zu trinken sei allemal besser als gut gemeinte Ratschläge zum Umgang mit der Trauer zu erteilen. Hoffkamp: „Ratschläge sind Schläge“. Viel zu oft würden Menschen in der Trauer eine Art Krankheit sehen, „weil wir die Trauer nicht aushalten“.
„In diesen Situationen können wir nur noch da sein“, so Hoffkamp. Es helfe darüber zu sprechen, was den Verstorbenen zu Lebzeiten aus persönlicher Sicht ausgemacht habe. Hoffkamp erzählt von einer Beerdigung, die er zusammen mit den Angehörigen als Ausstellung von Tonfiguren gestaltet hat. Als Schwerkranke hatte die verstorbene Frau ihre Familie als Tonfiguren dargestellt. Für den großen Wunsch, mit den Figuren eine Ausstellung zu gestalten, reichte die Zeit nicht mehr. Die Ausstellung gab es bei der Trauerfeier.
Als eine gute Idee empfahl er das Beispiel einer Frau, die den Trauernden eine Gulaschsuppe vorbeibrachte, weil diese kaum einen Gedanken ans Kochen verschwenden würden. Hoffkamp spricht lieber von „Kummer“als von Trauer. Beim Wort Kummer liege es nahe, „dass andere sich um den Trauernden kümmern“.
Auch Humor könne helfen. „Humor ist eine Form, Liebe zu zeigen“, so der Klinikclown. Das würden auch neuere Erkenntnisse aus der Psychologie untermauern. Inzwischen stünde nicht mehr die Aufarbeitung des Erlebten im Vordergrund. „Wer lacht, kann nicht an Trauriges denken“, so Hoffkamp. Er erzählt über seinen Clown-Einsatz in einem Flüchtlingscamp mit syrischen Flüchtlingen. Nach dem herzhaften Lachen über den Clown, berichteten die Betreuer, dass die Kinder seither nicht mehr Krieg, sondern Clown spielen würden.
Das Publikum konnte beim Vortrag über ein vermeintlich trauriges Thema auch über die Geschichte einer schwer kranken Frau lachen, der Hoffkamp im Krankenhaus die rote Nase eines Clowns schenkte. „Das ist eine sehr gute Idee“, freute sich die. „Die lasse ich mir im Sarg anziehen, dann lachen sich alle Leute tot.“