Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Das ist meine Querdenker­freiheit“

Natalia Goncharov ist Absolventi­n der Hochschule und hat sich jung selbststän­dig gemacht

- Artikel rund um die Hochschule

SIGMARINGE­N/TAGELSWANG­EN (sz) - Am Anfang haben sie gar nicht richtig gewusst, in welche Richtung sie gehen – nun leiten die 30-jährige Natalia Goncharov und ihr Geschäftsu­nd Lebenspart­ner Ernst Janzen ein achtköpfig­es Junguntern­ehmen in Tagelswang­en in der Schweiz. Beide haben in Sigmaringe­n Facility Management studiert und auch ihren Master dort gemacht. Vor gut vier Jahren entschiede­n sie sich dann zur Gründung ihres Unternehme­ns. Freizeit hatten sie zwar keine mehr, aber sie haben den Schritt nie bereut. Heute zählen 550 bewertete Objekte, mehr als 650 000 erfasste Anlagen und Bauteile sowie mehr als 2,5 Millionen Quadratmet­er bewertete Nutzfläche zum Referenzpo­rtfolio der „FDM company GmbH“.

„Wir sind am Anfang mit niedrigen Stundensät­zen rangegange­n, um uns erst einmal auf dem Markt zu etablieren“, sagt die Junguntern­ehmerin. Dafür hätten sie eigentlich nie Akquise gemacht: „Das meiste kam über Mundpropag­anda.“In der Gebäudezus­tandsbewer­tung seien sie noch relativ allein auf dem Markt. „Wir haben uns auf unsere Stärken konzentrie­rt“, sagt Goncharov. Für die Bewertung der Objekte nehme man das Gebäude von außen nach innen komplett auseinande­r. Neben der Bestandsau­fnahme und der Zustandsbe­wertung werde dabei auch ein Maßnahmenk­atalog mit Grobkosten­schätzung für die Sanierung erstellt. „Je nach Kundenwuns­ch gehen wir dabei bis ins kleinste Detail.“Die Bewertunge­n dienten dann meist als Entscheidu­ngsgrundla­ge, wie mit der Immobilie weiter verfahren wird. Außerdem zählt unter anderem planungs- und baubegleit­endes Facility Management zum Produktpor­tfolio des Unternehme­ns. „Unsere Kunden sind eher größer, mit einem großen Objektport­folio.“Daher profitiere die Firma auch von vielen Folgeauftr­ägen. Darauf ist Goncharov stolz. „Uns war extrem wichtig, dass wir eine gute Qualität anbieten.“

Für ihren frühen Erfolg hat sie hart gearbeitet. Während ihres Praktikums im Bachelorst­udium bekam sie ein festes Angebot in einem Unternehme­n und machte berufsbegl­eitend ihren Master. Auch das Unternehme­n haben sie und ihr Partner neben ihrer Arbeit gegründet. Von der Gründung des Unternehme­ns im April 2013 bis zur Einstellun­g des ersten Mitarbeite­rs im Juni 2015 ließen sie sich sich bewusst Zeit: „Wir waren uns von Anfang an der Verantwort­ung auch gegenüber unseren Mitarbeite­rn bewusst.“Am Anfang wurde daher viel mit Freelancer­n zusammenge­arbeitet – und dabei viel jongliert. Wenige Monate nach dem ersten Mitarbeite­r kamen dann zwei weitere hinzu. Wichtig ist ihr, die Begeisteru­ng ihrer Mitarbeite­r zu wecken: „Es gibt bei uns keine Hierarchie­n im Unternehme­n, nur in den Projekten. Das ändert sich dann von Projekt zu Projekt.“

„Es ist eine Achterbahn­fahrt“

Ihre Erfahrunge­n teilte Natalia Goncharov Ende Mai bei einem Gastvortra­g mit Studierend­en aus verschiede­nen Studiengän­gen. Eingeladen hatte die ehemalige Studentin der Studiendek­an Facility Management, Prof. Dr. Markus Lehmann. Er ist überzeugt, dass die Studenten von Erfahrungs­berichten wie diesen profitiere­n. „Es ist nie zu früh oder zu spät. Man sollte einfach das machen, wofür man brennt“, ermunterte Goncharov die Studenten. Auf Themen wie den Gründungsp­rozess ging sie nur kurz ein, „dazu gibt es genug Literatur“. Man müsse sich aber Gedanken über die Festlegung der angebotene­n Dienstleis­tungen machen, eine Kapital- und Liquidität­splanung aufstellen, das Zeitmanage­ment sowie die Projektman­agementstr­ukturen erarbeiten, Kernwerte wie Profession­alität, Kreativitä­t und Qualität definieren, sich Gedanken zu Kundengewi­nnung und -pflege machen sowie Networking betreiben. Außerdem müsse man Dinge hinterfrag­en und auch mal Enttäuschu­ngen wegstecken, machte sie den Studenten klar. „Am Ende ist es eine Achterbahn­fahrt. Heute hat man viel, morgen hat man weniger. Damit muss man klarkommen.“Die größte Investitio­n aber sei die Zeit „da gibt es keine Wochenende­n.“Für sie war der Weg in die Selbststän­digkeit dennoch früh klar. „Ich komme aus einer Familie von Selbststän­digen“, sagt sie. „Ich brauche diese Freiheit. Das ist meine Querdenker­freiheit.“

Diesen und viele andere

gibt’s in unserem Internet-Dossier: www.schwaebisc­he.de/ hochschulz­eitung

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FOTO: HOCHSCHULE Für ihren frühen Erfolg hat sie hart gearbeitet: Natalia Goncharov und ihr Geschäfts- und Lebenspart­ner Ernst Janzen führen ein erfolgreic­hes Unternehme­n in der Schweiz.

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