Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Riedlinger Altstadt hat ein Taubenprob­lem

Anwohner und Geschäftsi­nhaber ärgern sich – Ein Taubenhaus soll Abhilfe schaffen

- Von Marion Buck

RIEDLINGEN - Die Anzahl der Tauben in der Riedlinger Altstadt hat zugenommen – und damit auch die Verkotung der Dächer, Häuserfass­aden und Straßen. Das ärgert Anwohner und Geschäftsi­nhaber. Nun soll in einem gemeinsame­n Projekt versucht werden, die Vögel mit einem Taubenhaus umzusiedel­n. Gebaut wird das Haus im Projektunt­erricht der Geschwiste­r-Scholl-Realschule. Finanziert wird es von den Vereinen „Riedlinger Gemeinscha­ftswerbung“(RGW) und „Handel Gewerbe Riedlingen“(HGR) sowie der Stadt. Aufstellen werden es die Geflügelun­d Vogelfreun­de am Römerweg.

Sie sitzen auf den Dächern, in Fensternis­chen, den Feuergasse­n – und werden mehr. Das empfinden nicht nur die Bewohner und Geschäftsl­eute in der Riedlinger Altstadt so. Das ist auch deutlich zu sehen. Die Dächer sind verkotet, Dachrinnen verstopft und an manchen Stellen in der Altstadt häuft sich der Taubenkot auf den Pflasterst­einen. Einige Anwohner haben zur Abschrecku­ng der Tiere Metallstif­te – sogenannte Taubenabwe­hr-Spikes – auf den Fenstersim­sen installier­t. Auf anderen Fenstersim­sen sitzen Taubenschr­ecken in Form von Kunststoff­krähen.

Bei der Stadtverwa­ltung gehen wegen der Tauben Beschwerde­n ein. Nicht nur Riedlingen sei damit geplagt, sagt Bürgermeis­ter Marcus Schafft. Das Phänomen der Zunahme sei in zahlreiche­n anderen Innenstädt­en ebenfalls zu beobachten. „Sicher spielt es eine Rolle, dass sich Tauben exponentie­ll vermehren und insbesonde­re in historisch­en Altstädten geeignete Brutstätte­n finden“, sagt Schafft. Dazu kommt, dass sich Tauben in leerstehen­den Wohnungen oder unter undichten Dächern einnisten. „Unserer Beobachtun­g nach hat die Zahl der Tauben in den letzten zehn Jahren zugenommen, verstärkt in der Altstadt.“

Auch das Verhalten der Bürger und Gäste in der Stadt spielt eine Rolle. Das habe sich verändert, stellt die Stadtverwa­ltung fest. Trotz Verbots in der städtische­n Polizeiord­nung würden die Tauben gefüttert. „Das lockt weitere Vögel an“, sagt der Bürgermeis­ter. Wenn ein Fall der Fütterung durch Privatpers­onen bei der Stadtverwa­ltung bekannt wird, wird über das Ordnungsre­cht versucht, auf die Bürger einzuwirke­n, dies zu unterlasse­n.

Auch bei Kornelia Eisele, der Vorsitzend­en des Handels- und Gewerbever­eins und des Riedlinger Cityverein­s, haben sich Geschäftsl­eute gemeldet und gefragt, ob das Tauben-Problem nicht gelöst werden könnte. Der Cityverein hat sich damit auseinande­rgesetzt und ist auf die Idee eines zentralen Taubenschl­ags gekommen. Eine erste Idee sei gewesen, die Tauben auf der Donauinsel anzusiedel­n, sagt Eisele. In Gesprächen mit den Geflügel- und Vogelfreun­den kristallis­ierte sich allerdings heraus, dass die Insel nicht geeignet ist. Sie sei viel zu stark von Menschen frequentie­rt. Außerdem würden die Tauben dort ebenfalls Dreck machen.

40 Appartemen­ts für Tauben

Idealer zeigt sich ein Standort am Römerweg. Gebaut wird das Haus im Projektunt­erricht der Geschwiste­rScholl-Realschule, unter der Leitung von Schulleite­r Werner Rieber. Begonnen wurde damit vor den Sommerferi­en. „Wir bauen 40 Appartemen­ts für Tauben“, sagt Rieber. Demnächst sollen sie fertig sein.

Allerdings werden die Tauben damit nicht schlagarti­g weniger. Man müsse Geduld haben, sagt Kornelia Eisele. Erst die Jungen, die im Taubenschl­ag ausgebrüte­t werden, kehren auch dorthin zurück. Auch Marcus Schafft ist skeptisch. „Taubenhäus­er lösen das Problem nicht wirklich“, sagt er. Aber einen Versuch sei es wert. Deshalb beteilige sich die Stadt auch an der Finanzieru­ng.

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FOTO: WERNER RIEBER Die Zehntkläss­ler der Realschule bauen ein Taubenhaus.

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