Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kloster Sießen zeigt 72 Bilder der Ikonenmalerin Beate Zeeb
Ausstellung „Gemaltes Licht“vermittelt Bedeutung und Technik von Ikonen – Viele Arbeitsschritte sind notwendig
SIESSEN - Im Torhaus des Klosters Sießen ist am vergangenen Wochenende die Ausstellung „Gemaltes Licht“eröffnet worden. Sie zeigt 72 Ikonen der Malerin Beate Zeeb und bringt dem Betrachter die Bedeutung der Kult- und Heiligenbilder der Ostkirchen nahe. Darüber hinaus informiert sie anschaulich über den aufwendigen Herstellungsprozess der Kunstwerke.
Beate Zeeb hat zu Beginn dieses Jahres während einer Exerzitienwoche im Kloster Sießen für eine Gruppe von Schwestern einen Ikonenmalkurs gegeben. Damals ahnte sie noch nicht, dass Monate später am gleichen Ort ihre erste Ausstellung eröffnet würde. Jetzt haben 72 Ikonen aus ihrer Werkstatt im Torhaus des Klosters einen Ort gefunden, der die Hängung nach Themen erlaubt und durch seine Helligkeit die Farben zum Leuchten bringt.
In der Vernissage, die von Flötenmusik der Schwestern Ulrika Maria, Christiana und Susanne stilvoll umrahmt wurde, stellte Schwester Emanuela die theologische Bedeutung der Ikonen heraus. Solche Bilder finden sich vor allem in den orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus. Sie sind geweiht und zeigen Gott, die Gottesmutter, Engel und Heilige, die von den Gläubigen durch Weihrauch, Kerzen und den Ikonenkuss verehrt werden.
Die Darstellung der Bildinhalte ist dabei keineswegs der Kreativität des Malers überlassen. Sie folgt teils Jahrhunderte alten Vorlagen, die oft minutiös nachgearbeitet werden. Jedes Detail besitzt eine symbolhafte Bedeutung. Der Goldgrund der Ikonen etwa steht für das Licht des Heils und die Erlösung. Ein hölzernes kleines Separee in der Raummitte, das in der Klosterschreinerei gefertigt wurde, lädt die Besucher zur intensiveren Beschäftigung mit einer Ikone ein.
Fortbildung in Kursen
Beate Zeeb, die aus Gomaringen stammt, hat bereits 2004 ihre Liebe zur Ikonenmalerei entdeckt und sich in dieser Kunst intensiv fortgebildet. Trotz des großen Arbeits- und Zeitaufwands empfindet sie diese Form der Malerei bis heute als Berufung. Ihrem Grußwort fügte sie Hinweise auf die Herstellung einer Ikone bei, die eigentlich eine handwerkliche Tätigkeit ist. Angesichts der vielen Arbeitsschritte, die sowohl ausführliche Vorbereitungen wie lange Trocknungszeiten erforderten, sei ein großes Maß an Ruhe und Geduld unabdingbar.
Allein die Holztafeln, auf denen die Ikone entstehen soll, müssen sechs Monate lagern, nachdem sie aufwendig grundiert wurden. In der Ikonenmalerei werde die Farbe in zahlreichen Schichten aufgebracht, wobei in der byzantinischen Technik sechzig bis achtzig Farbaufträge üblich seien. Die Ingredienzien, die für die einzelnen Arbeitsprozesse benötigt werden, hat die Künstlerin auf einem Arbeitstisch zusammengestellt. Da finden sich unter anderem Pigmentfarben, aus denen die Töne gemischt werden, die für ein bestimmtes Motiv vorgeschrieben sind. Ein Ei steht für das Eigelb, in dem die Farbpigmente aufgelöst werden.
Hochkarätiges Gold liegt als Folie bereit, die in einer speziellen Technik aufgetragen wird. Am kommenden Wochenende, 7. und 8. Oktober, lässt sich Beate Zeeb im Torhaus bei ihrer Arbeit an einer Ikone über die Schulter schauen. Überdies hat sie die Entstehung eines Werks fotografisch dokumentiert und als Poster gestaltet.
Die Ikonenausstellung „Gemaltes Licht“ist im Torhaus des Klosters Sießen bis zum 24. November zu den folgenden Zeiten geöffnet: dienstags bis freitags von 14.30 bis 16.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.