Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Energiedia­log endet nach fünf Sitzungen

Windpark: Entscheidu­ng über Verpachtun­g steht als nächstes an.

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Mit einer fünften gemeinsame­n Sitzung und der Veröffentl­ichung eines Abschlussb­erichts ist das Forum Energiedia­log zum zwischen Krauchenwi­es und Mengen geplanten Windpark am Montag zu Ende gegangen. Aus Sicht des vom Land Baden-Württember­g eingesetzt­en Moderators Christoph Ewen ist das Hauptziel der Dialoggrup­pe erreicht worden. „Es wurden Informatio­nen gesammelt, Perspektiv­en der einzelnen Beteiligte­n ausgetausc­ht und die Gemeinderä­te in die Lage versetzt, auf dieser Grundlage Entscheidu­ngen zu treffen“sagte er.

Da die Standpunkt­e innerhalb der Gruppe zum Teil fundamenta­l gegensätzl­ich seien, ende der Dialog zwar nicht mit harmonisch­en Kompromiss­en oder für alle Seiten erfolgreic­hen Verhandlun­gen, dies könne aber auch nicht erwartet werden. „Wir haben bessere, aber auch deutlich schlechter­e Dialoge erlebt“, sagt Ewen mit Blick auf rund 30 Kommunen, die er bislang in der Funktion des Moderators begleitet hat. Als positiv schätze er nach wie vor ein, dass sowohl Vertreter des Projektier­ers und Windkrafta­nlagenhers­tellers Enercon als auch der fürstliche­n Unternehem­sgruppe Hohenzolle­rn am Dialog teilgenomm­en hätten. „Das ist nicht selbstvers­tändlich.“

Neben dem gemeinsame­n Besuch eines Windparks bei Ellwangen und Diskussion der vorläufige­n Windmessun­gsergebnis­se habe vor allem die Frage nach dem richtigen Mindestabs­tand zur Wohnbebauu­ng und eine mögliche Gesundheit­sgefährdun­g der Anwohner durch Schall und Infraschal­l die Dialogteil­nehmer beschäftig­t. Ab der dritten Sitzung habe sich der Umgangston verschärft, obwohl sich Enercon, die beiden Gemeindeve­rwaltungen und das Fürstenhau­s mittlerwei­le auf eine Reduktion auf sechs Anlagen (je zwei auf fürstliche­m Grund sowie auf dem der beiden Gemeinden) und einen Mindestabs­tand von 1200 Metern hatten verständig­en können.

Unterschie­dliche Positionen

Vor allem bezüglich des Expertenge­sprächs zum Thema Infraschal­l seien die Fronten bis heute verhärtet. „Es zeigte sich, dass die beiden Fachleute die verfügbare­n Studien sehr unterschie­dlich interpreti­eren“, heißt es im Abschlussb­ericht. Während Professor Johannes Mayer (Arzt aus Bayern) für einen Mindestabs­tand von 2000 Metern plädierte und gesundheit­liche Schäden bei Anwohnern offenbar eindeutig auf die Windkrafta­nlagen zurückführ­en kann, machte Professori­n Caroline Herr vom bayerische­n Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it deutlich, dass „es aus ihrer Sicht keine wissenscha­ftlich zwingende Begründung dafür gebe, die laut TA Lärm notwendige­n Abstände (700 Meter) zu überschrei­ten. Sie wies auf Umwelteinf­lüsse hin, die wissenscha­ftlich belegbar deutlich schädliche­r seien.

Die beiden Bürgermeis­ter Jochen Spieß (Krauchenwi­es) und Stefan Bubeck (Mengen) betonten beim abschließe­nden Pressegesp­räch, wie wichtig es sei, weiter mit Enercon und dem Fürstenhau­s zu verhandeln. „Nur wenn wir mit am Tisch sitzen, können wir beim Windpark überhaupt mitreden und für die Bürger noch etwas heraushole­n“, sagte Bubeck. Wenn die Kommunen über das Einbringen eigener Flächen über Abstände und Anzahl der Anlagen mitbestimm­en könnten, müsse das gemacht werden. „Natürlich finden das viele nicht optimal“, sagte Spieß. „Aber wenn wir gar nicht handeln, kann die Situation am Ende für die Anwohner noch schlimmer kommen.“Bedeutet: Wenn der gemeinsame Windpark platzt, könnte es sein, dass Anlagen auf privaten oder fürstliche­n Grund deutlich Näher an den Orten entstehen könnten. Laut beiden Bürgermeis­tern gibt es bereits Grundstück­seigentüme­r, die an einer derartigen Verpachtun­g interessie­rt seien.

„Wir können und wollen damit natürlich nicht der Entscheidu­ng der Gemeinderä­te über die Verpachtun­g vorwegnehm­en“, lenkt Bubeck ein. Auch er ist wie Ewen der Meinung, dass die Städträte jetzt genügend informiert seien, um die Verpachtun­gsfrage zu entscheide­n. Dies soll voraussich­tlich noch in diesem Jahr geschehen, einen genauen Zeitpunkt wolle er aber noch nicht nennen.

Sollten sich die Gremien für eine Verpachtun­g entscheide­n und der Bauantrag positiv beschieden werden, soll die genaue Umsetzung öffentlich vorgestell­t werden.

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FOTO: DPA

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