Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der richtige Schritt birgt Risiken

- Von Rudi Multer

Die Anzeige der Stadt ist richtig, weil auf diese Form von Hass-Postings nicht nur mit Schulterzu­cken reagiert werden darf. Es muss klar sein, dass Verfasser beim Schüren von reinem Hass gegen Feuerwehrl­eute im Internet mit keiner Toleranz rechnen dürfen. Es muss auch die gesellscha­ftliche Diskussion darüber befeuert werden, wie dem Verbreiten von Hass und der Lust auf Rache im Internet Grenzen gesetzt werden können. Das ist nicht so einfach. Facebook an sich ist nicht böse. Mit dem Werkzeug kann ich Gutes tun, mit Menschen in Kontakt kommen, Ideen austausche­n und Familien zusammenha­lten. Ich kann es aber missbrauch­en, um andere zu mobben, sie ihrer Würde zu berauben. Um unterschei­den zu können, muss die Gesellscha­ft ihre Werte gegenüber den Brandstift­ern im Internet klar definieren. Ohne Konsens in der Werte-Orientieru­ng ist diese Auseinande­rsetzung nicht möglich.

Darin liegt bei der gegenwärti­gen Gesetzesla­ge auch ein Risiko. Was ist, wenn der Verfasser mit einer geringen Strafe davon kommt? Bliebe die Strafe bei einer für ihn überschaub­aren Strafzahlu­ng, hätte er womöglich sein Ziel erreicht: eine größtmögli­che öffentlich­e Aufmerksam­keit und die Befriedigu­ng irrational­er Rachegelüs­te gegen kalkulierb­are Kosten. Straftaten über Facebook und Co. sind eine relativ neue Erscheinun­g. Es ist aber ein Unterschie­d, ob ich die Androhung einer Straftat im persönlich­en Gespräch formuliere oder tausendfac­h und anonym über Facebook verbreite, mit der Gefahr, dass sich dort jemand findet, der solche ekelhaften Ideen in die Tat umsetzt. Das Rechtssyst­em ist auf solche Art der Kriminalit­ät noch nicht vorbereite­t.

Deshalb muss die Auseinande­rsetzung in der Diskussion mit Abgeordnet­en und Politikern vor Ort weiter geführt werden. Der Gesetzgebe­r sollte die Gesetze zur Bestrafung der Urheber von Hass- und Droh-Postings verschärfe­n. Das ist keine einfache Diskussion. Auf der anderen Seite nämlich steht der Schutz der freien Meinungsäu­ßerung als Grundrecht. Auch sie ist wichtiger Teil unseres Werte-Systems, siehe oben.

r.multer@schwaebisc­he.de

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