Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Das Herz wird durch Humor geöffnet“
Bernd Gnann vor der Kabarett- und Mundartwoche über Theater, das Publikum und seine Heimat
BAD SAULGAU - Die Kabarett- und Mundartwoche ist aus dem Jahresprogramm der Tourismusbetriebsgesellschaft nicht mehr wegzudenken. Anlässlich der inzwischen zehnten Auflage wurde ein hochkarätiges Programm auf die Beine gestellt. Darunter findet sich auch eine Komödie, bei der neben Jörg Bruckschen auch Bernd Gnann auf der Bühne zu sehen ist. Der 44-jährige Schauspieler, Intendant und Kabarettist stammt aus Reichenbach. SZMitarbeiterin Anita Metzler-Mikuteit hat sich mit ihm unterhalten.
„Himmel und Erde“lautet der Titel der Komödie. Weit entfernt von spirituellen Gedanken denkt manch einer vielleicht auch an den Klassiker aus der deutschen Küche, bei dem Blutwurst, Apfelmus und Kartoffelpüree auf den Teller kommen. Gibt es dazu möglicherweise im Stück einen konkreten Bezug?
Ich bin ja selbst Betreiber von zwei Gastronomiebetrieben, und dieses Gericht zählt tatsächlich zu meinen Lieblingsgerichten. Da lag der Titel „Himmel und Erde“natürlich nicht weit entfernt.
Wie kam es zu der Idee, zwei spießbürgerliche Staatsdiener in der tiefsten Provinz Gasthäuser testen zu lassen?
Die Inspiration lieferte ein Film von Josef Hader, der in Österreich zu sehen war. Thomas Beck, mein früherer Deutschlehrer am Studienkolleg St. Johann in Blönried, hat mir ein komplett neues Stück quasi auf den Leib geschrieben. Wir haben dieses dann in Karlsruhe in meinem Theater uraufgeführt – auf Schwäbisch natürlich.
Ganz nebenbei scheint es im Laufe der Aufführung um zutiefst menschliche Anliegen zu gehen. Es wird gezankt, philosophiert, geträumt und gejammert. Darf viel gelacht werden?
Ich komme ja vom Kabarett. Bis ich 20 Jahre lang an diversen Staatstheatern gespielt und auch die andere Seite des Humors kennengelernt habe. In diesem Stück wird natürlich viel gelacht. Doch auch die andere Seite des Lebens wird sehr eng betrachtet. Ich darf endlich mal wieder richtiges Theater spielen.
Nicht nur das Publikum geht in aller Regel mit bestimmten Erwartungen zu einer Veranstaltung. Wie ist das bei Ihnen als Bühnenakteur? Gehen Sie rundum zufrieden nach Hause, wenn sich die Zuschauer gut amüsiert haben? Oder wenn sich eine kritische, nachdenkliche Stimmung Raum geschaffen hat?
Grundsätzlich ist mein Motto: Theater muss Spaß machen. Für die Dar- steller wie auch für das Publikum. Natürlich liebt es jeder Darsteller, wenn er das Publikum berührt. Damit das funktioniert, muss man es erst zum Lachen bringen. Das Herz wird durch Humor geöffnet, dann kann der Ernst eindringen. So kann Theater durchaus lustig sein und gleichzeitig die Zuschauer berühren. Ich gehe natürlich zufriedener nach Hause, wenn mir das auch gelungen ist. „Himmel und Erde“ist dafür bestens geeignet.
Sie sind seit einigen Jahren Geschäftsführer des Kammertheaters Karlsruhe und des Regionalsenders Baden TV. Bleibt da genügend Zeit für die Bühne?
Organisieren war und bleibt meine Stärke. Ich liebe es, auf vielen verschiedenen Hochzeiten zu tanzen, aber kontrolliert. In den letzten acht Jahren habe ich viele Firmen gegründet, denen es Gott sei Dank sehr gut geht. Ich habe dabei auch gelernt, Verantwortung abzugeben, Mitarbeiter zu motivieren, sodass sie Entscheidungen selbstständig treffen können. So bleibt mir genügend Zeit für meine Familie, für meinen Beruf und vor allem auch für mich persönlich. Das Theaterspielen sehe ich mittlerweile als eine Art Kur und Erholung an. Aber es trainiert den Kopf und lenkt vor allem vom BusinessAlltag ab.
Nun ein Blick auf eine andere Bühne, nämlich die politische: Haben Sie da nicht manchmal das Bedürfnis, diverse Themen aufzugreifen und auf die Theaterbühne zu bringen?
Was momentan auf der Welt passiert, ist unglaublich und braucht dringend Ablenkung. Ich möchte mit meinem Theater aber keine Politik machen. Oder gar sagen, welches die richtige Politik ist. Jeder sollte in einem Land, in dem Meinungsfreiheit herrscht, selber entscheiden können, wen er wählen möchte. Ich bin für die klassische Unterhaltung zuständig.
Zurück in die heimatlichen Gefilde: Freuen Sie sich schon auf Bad Saulgau?
Immer wenn ich in der Heimat bin, besuche ich meine Eltern und meine vielen Geschwister. Bad Saulgau ist für mich eine wunderbare Stadt, die es längst begriffen hat, mit Kultur und den passenden Räumlichkeiten zu punkten. Da kann man sich nur freuen und hoffen, dass möglichst viele Zuschauer kommen und sich mit mir freuen. Daher ein kleiner Tipp: Gehen Sie zu kulturellen Veranstaltungen jeglicher Art. Genießen Sie die Vielfalt solcher Aktionen, denn wenn diese keinen Zuspruch mehr haben, werden sie aussterben.