Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Schuko sorgt für saubere Luft
Bad Saulgauer Firma kooperiert für Erfindung mit Forschungsinstitut.
BAD SAULGAU - Der Filteranlagenhersteller Schuko im Industriegebiet Hochberger Straße in Bad Saulgau hat über einen Zeitraum von zwei Jahren ein innovatives Absaugsystem mit Blasluftströmung erfunden und entwickelt, das für deutlich weniger Feinstaub und zugleich einen geringeren Energieverbrauch am Arbeitsplatz sorgt. Mit im Boot ist das Forschungsinstitut Fraunhofer IPA (Institut für Produktionstechnik und Automatisierung) in Stuttgart, das seinen wissenschaftlichen Beitrag für dieses Projekt leistet.
Wo gehobelt wird, fallen Späne. Doch was der Heimwerker mit Besen und Staubsauger erledigt, muss in einer industriellen Produktion automatisiert geschehen. Dabei geraten die Mitarbeiter mit Spänen und Stäuben in Kontakt, was auf Dauer der Gesundheit schadet und zur Folge hat, dass Menschen durch das Einatmen der feinen Partikel sterben. „Das Problem daran ist, dass diese feinen Partikel für das menschliche Auge nicht zu sehen sind“, sagt Andre Schulte-Südhoff, Geschäftsführer der Firma Schuko, die seit 1981 ihren Sitz an der Mackstraße im Industriegebiet Hochberger Straße hat und 30 Mitarbeiter beschäftigt.
Aus den Mitarbeitern rekrutierte sich ein Team, das sich neben dem Tagesgeschäft um die gesamte Entwicklung des neuen Absaugsystems, um die Blechproduktion und um die Experimente kümmerte. Unterstützt wurde das Schuko-Team vom wissenschaftlich ausgerichteten Forschungsinstitut Fraunhofer IPA, das unter anderem für die Versuchsaufbauten oder die Strömumgssimulationen zuständig war. Das Forschungsinstitut und Schuko stellten sich gemeinsam der Herausforderung, die Späne- und Staubabsaugung neu zu erfinden.
Viel höhere Reichweite
Das Resultat des Projekts: das neue Absaugsystem mit Blasluftströmung nutzt einen großen Teil der abgesaugten und gefilterten Luft, um die Späne und Stäube zur Absaughaube zu blasen. Das Besondere daran: Eine Blasluftströmung hat eine etwa 30fach höhere Reichweite als eine herkömmliche Absaugluftströmung. Um diesen neuartigen Ansatz umzusetzen, mussten zwei Gewerke vereint werden: die Filteranlage und die Werkzeugmaschine. Denn nur wenn das Zusammenspiel aus Blasluft-und Absaugströmungen optimal abgestimmt ist, wird das Spangut vollständig erfasst.
Bislang liegt das Problem darin, das die vielen Partikel durch das Zerspanwerkzeug – meist Fräser – in alle Raumrichtungen ausgeworfen werden, weil die Absaughaube meistens zu weit entfernt von der Maschine steht. Genau in diesem Punkt spielt das neue Absaugsystem mit Blasluftströmung aufgrund seiner viel höheren Reichweite seine Stärken aus. Und durch eine Aufteilung der Luftströme in Blasluft und Abluft müssen nur etwa 20 Prozent der abgesaugten Luft feingefiltert und an die Umwelt abgegeben werden. „Wir haben dadurch 98 Prozent weniger Feinstaub“, ergänzt Schulte-Südhoff. Nicht nur er, sondern auch seine Mitarbeiter waren von diesem Ergebnis dann doch überrascht. „Damit hatten wir ehrlich gesagt nicht gerechnet“, sagt Prokurist Peter Miller, der davon überzeugt ist, dass die Industriebranche die Innovation zum Schutz der Umwelt und vor allem der Mitarbeiter begrüßen wird.
Von den Vorteilen überzeugt ist die Firma Polytec im badischen Gochsheim, die Karosseriebauteile für Lastwagen und Traktoren fertigt, und seit fast einem Jahr die Pilotanlage von Schuko im Einsatz hat. „Durch das neue Absaugsystem ist die Staubbelastung der Arbeitsplätze gesunken, was zu einer Steigerung des Gesundheitsschutzes und der Mitarbeiterakzeptanz geführt hat“, sagt Andreas Wetzel, Fertigungsleiter der Firma Polytec.
Schuko-Geschäftsführer Andre Schulte-Südhoff liegen indes einige Einladungen für Konferenzen und Tagungen vor, bei denen er die Vorzüge des neuen Systems nochmal genau erklären kann. „Ich hoffe, dass in den Betrieben ein Umdenken stattfindet.“