Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Evangelischer Pfarrer springt kurzfristig ab
Grund sind Kommunikationsprobleme bei der Pfarrhaussanierung – Stelle wird neu ausgeschrieben
MENGEN - Eigentlich wollte die evangelische Kirchengemeinde Mengen ihren neuen Pfarrer am ersten Adventssonntag feierlich einsetzen. Dazu wird es nun leider nicht kommen: Pfarrer Dieter Schindhelm und seine Frau haben kurzfristig abgesagt. „Schindhelms kommen nicht“– als Dekan Hellger Koepff, Leiter des Kirchenbezirks, dies den Gemeindemitgliedern am Sonntag am Ende des Gottesdienstes mitteilt, geht ein Raunen der Überraschung und Enttäuschung durch die Reihen in der Pauluskirche. Es habe Kommunikationsprobleme bezüglich der Sanierung des Pfarrhauses gegeben. Nun muss die Stelle neu ausgeschrieben werden, die Kirchengemeinde die Vakanz weitere Monate überbrücken.
Dekan Koepff versuchte, die Absage zu erklären. Die Kommunikation zwischen dem Ehepaar Schindhelm und der Kirchengemeinde sei immer schwieriger geworden. „Die beiden haben sich eigene Bilder von der Kirchengemeinde gemacht und nicht in Mengen nachgefragt, warum manche Dinge so sind, wie sie sind“, sagte er. Mit ihren eigenen Wahrnehmungen seien sie zu dem Schluss gekommen, dass sie doch nicht in Mengen leben und arbeiten wollen. „Im Gespräch mit mir oder den Kirchengemeinderäten hätte da einiges aufgelöst werden können“, sagte er. Jetzt hätte die Gemeinde das Nachsehen.
Der Kirchengemeinderat hat von der Absage des Ehepaars Schindhelm auch nur eine Woche vor der Gemeinde erfahren. „Es ist natürlich sehr schade und traurig für uns, dass wir die geplante Investitur nicht feiern können und uns darauf einstellen müssen, die nächsten Monate ohne Pfarrer auszukommen“, sagt Gerlinde Blickle-Hummel, die Vorsitzende des Kirchengemeinderats. In der Gemeinde seien alle sehr erleichtert gewesen, dass sich so schnell ein Nachfolger für Pfarrer Wolfgang Raiser gefunden habe. „Und jetzt fangen wir noch einmal von vorne an.“Ausschlaggebend für die Absage der Schindhelms seien die verzögerten Sanierungsarbeiten am Pfarrhaus gewesen. „Da haben sich Kleinigkeiten zu großen Bedenken summiert“, sagt sie. Ihrer Meinung nach habe das Ehepaar falsche Schlüsse gezogen und die Kirchengemeinderäte am Ende keine Möglichkeit mehr bekommen, die Bedenken auszuräumen. „Aber wir müssen die Entscheidung natürlich akzeptieren, auch wenn wir enttäuscht sind.“
Pfarrer Schüz geht wieder
Die Pfarrstelle wird im November neu ausgeschrieben, sagte Dekan Koepff am Sonntag. Dann müsse man nun sehen, wer sich bewirbt und wie schnell. Pfarrer Johannes Schüz, der die Vakatur seit der Pensionierung von Pfarrer Raiser überbrückt, werde nicht in Mengen bleiben. „Ich habe ihm zugesagt, dass sein Dienst in Mengen ein Jahr dauert und das ist dann rum“, so Koepff. Und als Dekan stehe er zu seinem Wort. Pfarrer Schüz, der in Ummendorf wohnt, bekomme neue Aufgaben in Biberach. Die Kirchengemeinde werde aber nicht allein gelassen. Die Pfarrer der umliegenden Gemeinden werden in Mengen, wahrscheinlich im Wochenrhythmus, für die Kirchengemeinde da sein. Der Konfirmandenunterricht gehe weiter, die Konfirmation werde stattfinden, versprach er den Jugendlichen, die in der ersten Reihe saßen.
Laut Gerlinde Blickle-Hummel sei die Innensanierung des Pfarrhauses so vorangeschritten, dass das Ehepaar Schindhelm zur Investitur hätte einziehen können. „Wir hätten da eine Lösung gefunden“, sagt sie. Heizung und Gasanschluss seien installiert. „Wir haben innen schon viel geschafft, was man von außen nicht sieht“, sagt sie. Nun könne man sich in Ruhe auch der Außensanierung widmen, denn so schnell zöge ja wahrscheinlich niemand ein. „Wir hoffen natürlich, dass wir schnell wieder eine Bewerbung bekommen.“
Dieter Schindhelm war am Montag für die SZ nicht zu erreichen.