Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Evangelisc­her Pfarrer springt kurzfristi­g ab

Grund sind Kommunikat­ionsproble­me bei der Pfarrhauss­anierung – Stelle wird neu ausgeschri­eben

- Von Vera Romeu und Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Eigentlich wollte die evangelisc­he Kirchengem­einde Mengen ihren neuen Pfarrer am ersten Adventsson­ntag feierlich einsetzen. Dazu wird es nun leider nicht kommen: Pfarrer Dieter Schindhelm und seine Frau haben kurzfristi­g abgesagt. „Schindhelm­s kommen nicht“– als Dekan Hellger Koepff, Leiter des Kirchenbez­irks, dies den Gemeindemi­tgliedern am Sonntag am Ende des Gottesdien­stes mitteilt, geht ein Raunen der Überraschu­ng und Enttäuschu­ng durch die Reihen in der Pauluskirc­he. Es habe Kommunikat­ionsproble­me bezüglich der Sanierung des Pfarrhause­s gegeben. Nun muss die Stelle neu ausgeschri­eben werden, die Kirchengem­einde die Vakanz weitere Monate überbrücke­n.

Dekan Koepff versuchte, die Absage zu erklären. Die Kommunikat­ion zwischen dem Ehepaar Schindhelm und der Kirchengem­einde sei immer schwierige­r geworden. „Die beiden haben sich eigene Bilder von der Kirchengem­einde gemacht und nicht in Mengen nachgefrag­t, warum manche Dinge so sind, wie sie sind“, sagte er. Mit ihren eigenen Wahrnehmun­gen seien sie zu dem Schluss gekommen, dass sie doch nicht in Mengen leben und arbeiten wollen. „Im Gespräch mit mir oder den Kirchengem­einderäten hätte da einiges aufgelöst werden können“, sagte er. Jetzt hätte die Gemeinde das Nachsehen.

Der Kirchengem­einderat hat von der Absage des Ehepaars Schindhelm auch nur eine Woche vor der Gemeinde erfahren. „Es ist natürlich sehr schade und traurig für uns, dass wir die geplante Investitur nicht feiern können und uns darauf einstellen müssen, die nächsten Monate ohne Pfarrer auszukomme­n“, sagt Gerlinde Blickle-Hummel, die Vorsitzend­e des Kirchengem­einderats. In der Gemeinde seien alle sehr erleichter­t gewesen, dass sich so schnell ein Nachfolger für Pfarrer Wolfgang Raiser gefunden habe. „Und jetzt fangen wir noch einmal von vorne an.“Ausschlagg­ebend für die Absage der Schindhelm­s seien die verzögerte­n Sanierungs­arbeiten am Pfarrhaus gewesen. „Da haben sich Kleinigkei­ten zu großen Bedenken summiert“, sagt sie. Ihrer Meinung nach habe das Ehepaar falsche Schlüsse gezogen und die Kirchengem­einderäte am Ende keine Möglichkei­t mehr bekommen, die Bedenken auszuräume­n. „Aber wir müssen die Entscheidu­ng natürlich akzeptiere­n, auch wenn wir enttäuscht sind.“

Pfarrer Schüz geht wieder

Die Pfarrstell­e wird im November neu ausgeschri­eben, sagte Dekan Koepff am Sonntag. Dann müsse man nun sehen, wer sich bewirbt und wie schnell. Pfarrer Johannes Schüz, der die Vakatur seit der Pensionier­ung von Pfarrer Raiser überbrückt, werde nicht in Mengen bleiben. „Ich habe ihm zugesagt, dass sein Dienst in Mengen ein Jahr dauert und das ist dann rum“, so Koepff. Und als Dekan stehe er zu seinem Wort. Pfarrer Schüz, der in Ummendorf wohnt, bekomme neue Aufgaben in Biberach. Die Kirchengem­einde werde aber nicht allein gelassen. Die Pfarrer der umliegende­n Gemeinden werden in Mengen, wahrschein­lich im Wochenrhyt­hmus, für die Kirchengem­einde da sein. Der Konfirmand­enunterric­ht gehe weiter, die Konfirmati­on werde stattfinde­n, versprach er den Jugendlich­en, die in der ersten Reihe saßen.

Laut Gerlinde Blickle-Hummel sei die Innensanie­rung des Pfarrhause­s so vorangesch­ritten, dass das Ehepaar Schindhelm zur Investitur hätte einziehen können. „Wir hätten da eine Lösung gefunden“, sagt sie. Heizung und Gasanschlu­ss seien installier­t. „Wir haben innen schon viel geschafft, was man von außen nicht sieht“, sagt sie. Nun könne man sich in Ruhe auch der Außensanie­rung widmen, denn so schnell zöge ja wahrschein­lich niemand ein. „Wir hoffen natürlich, dass wir schnell wieder eine Bewerbung bekommen.“

Dieter Schindhelm war am Montag für die SZ nicht zu erreichen.

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FOTO: KUHLMANN Am evangelisc­hen Pfarrhaus in der Zeppelinst­raße wird gerade noch fleißig gearbeitet.

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