Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bürkle folgt auf Sigtryggsson
Handball-Zweitligist Balingen-Weilstetten stellt den Ex-Kreisläufer als neuen Trainer vor
BALINGEN - Jens Bürkle ist neuer Trainer des HBW Balingen-Weilstetten, derzeit Tabellensechster der 2. Handball-Bundesliga. Das hat der Verein im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Der 37 Jahre alte studierte Sportwissenschaftler folgt auf Runar Sigtryggsson, der den Verein im Juli 2016 übernommen hatte, den Abstieg aus der 1. Bundesliga aber nicht verhindern konnte. Jetzt hat die Vereinsführung auf den aus ihrer Sicht schwachen Saisonstart, mit 15:5 Punkten und Platz sechs reagiert. Bürkle erhält einen Vertrag bis zum Ende der Saison 2019/2020.
Jens Bürkle, der Neue, ist ein alter Bekannter und galt als Favorit auf die Nachfolge. Bürkle, den der Verein mit einem Zweinhalb-Jahresvertrag austattete, spielte zwischen 2005 und 2012 für den HBW Balingen-Weilstetten als Kreisläufer. Seine Hauptaufgabe sieht er darin, die Abwehrarbeit zu verbessern: „Mein erstes Ziel ist es, die Abwehr zu stabilisieren. Das ist unsere Hauptaufgabe im Training der nächsten Tage.“Außerdem gelte es den jungen Spielern ein Gespür für Situationen zu vermitteln. „Im Kader sind sehr viele junge Spieler aus den Jahrgängen 1996 bis 1997. Die Mannschaft hat Potenzial, aber wir müssen der Mannschaft vermitteln, wie sie mit gewissen Situationen umzugehen hat.“Dass es nicht einfach wird, weiß Bürkle. „Sicher haben wir auch einige Spieler, die schon in der 2. Bundesliga gespielt haben, Erfahrung besitzen, aber natürlich verfügt auch die Konkurrenz über viel Qualität.“Umso mehr gelte es nun „vernünftige Arbeit“zu machen. Bürkle will der Mannschaft ein „Gefühl“für Tempo vermitteln. „Wann und in welchen Situationen gebe ich Gas oder wann nehme ich mal Gas raus. Ich bin mir bewusst, dass es eine extrem schwierige Aufgabe wird, aber ich freue mich darauf, mit der jungen Truppe zu arbeiten und sie zu entwickeln.“
Der inzwischen 37 Jahre alte Jens Bürkle kam im Jahr 2005 vom TV Kornwestheim zum HBW BalingenWeilstetten in die 2. Handball-Bundesliga und feierte im Jahr darauf den Aufstieg mit dem Verein in die 1. Bundesliga. Bürkle galt als Integrationsfigur im Balinger Handball, „der die Attribute der Gallier von der Alb“verkörpere, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Dementprechend sprach der studierte Sportwissenschaftler bei seiner Vorstellung in Balingen am Dienstag auch von der „Herzensangelegenheit HBW Balingen-Weilstetten“. Bürkle beendete seine Karriere als Spieler 2012 und heuerte als Trainer der DJK Rimpar in der 3. Liga an. Nur ein Jahr später, 2013, schaffte er mit Rimpar den Aufstieg in die 2. Bundesliga und wurde 2014 und 2015 von den Trainerkollegen und Managern der 2. Bundesliga zum Trainer des Jahres gewählt. 2015 wechselte er zum TSV HannoverBurgdorf in die Bundesliga, wo er bis zum Sommer als Trainer tätig war.
Langfristige Lösung
Manager Wolfgang Strobel sagte: „Ich freue mich, dass es gelungen ist, Jens von unserem Konzept zu überzeugen und dass wir uns so schnell einigen konnten. Wir haben jetzt knapp zwei Wochen bis zum nächsten Spiel, dem Derby gegen die HSG Konstanz (Sa., 4. Nov., 19 Uhr, Balingen, d. Red.). Da bleiben Möglichkeiten, die Mannschaft anders einzustellen.“Der Kontakt zu Bürkle sei in den vergangenen Jahren nie abgerissen - beide spielten einst Seite an Seite auf derselben Position beim HBW - „jetzt bestand die Möglichkeit zuzugreifen und mit Jens Bürkle eine längerfristige Lösung zu bekommen. Auf Jens wartet nun viel Arbeit in den nächsten Tagen“, sagte Strobel.
Handball-Zweitligist HBW Balingen-Weilstetten hatte sich am Dienstag von Trainer Runar Sigtryggsson getrennt. Das Fass zum Überlaufen brachte wohl die 28:39-Niederlage beim ASV Hamm-Westfalen am vergangenen Wochenende. Nach der Niederlage hatte Geschäftsführer Wolfgang Strobel starke, öffentliche Kritik am Auftreten der Mannschaft und am Trainer geübt. „Wir haben eine Mannschaft zusammengestellt, von deren Möglichkeiten wir überzeugt sind, wurden aber vor allem bei den Auswärtsspielen enttäuscht“, schaute Strobel kritisch zurück auf die Niederlagen in Coburg und Hamm.
Der Isländer Sigtryggsson hatte die Schwaben am 1. Juli 2016 übernommen, in der vergangenen Saison den Sturz in die Zweitklassigkeit nicht verhindern können. In der 2. Liga startete der HBW mit 15:5 Punkten. Das reicht derzeit nur zu Rang sechs in der 2. Liga. Damit sah der HBW, der derzeit in den Planungen für eine neue, größere Halle steckt, die fest eingeplante Rückkehr in die 1. Liga als gefährdet an. „Die Mannschaft und auch einzelne Spieler haben sich in den zurückliegenden Wochen und Monaten nicht so entwickelt, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagte HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel. Außerdem hatte Sigtryggsson bereits signalisiert, den Verein zum Saisonende zu verlassen. Der HBW habe aber eine langfristige Lösung angestrebt. Ebenfalls freigestellt wurde der bisherige Co-Trainer Ecki Nothdurft