Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
55 Meister gehören zu Besten ihres Fachs
Kreishandwerkerschaft feiert mit Altmeistern das 50-jährige Meisterjubiläum
SIGMARINGEN - Die Kreishandwerkerschaft Sigmaringen hat an drei Frauen und 52 Männer den goldenen Meisterbrief übergeben. Zur Feier trafen sich die Geladenen des Kreises in der Brauereigaststätte Zollerhof. Ein Gruppenfoto zum Mitnehmen und ein Meisterbrief im DIN-A 2-Format konnten die Geehrten nach Ansprachen und einem guten Essen mit nach Hause nehmen.
Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Sigmaringen, Karl Griener, bat die Altmeister zunächst zu einem Gruppenfoto nach draußen. Auf der grünen Wiese ordnete Fotograf Erwin Schultheiss dann die gutgelaunten Altmeisterinnen und Altmeister. Damit sie alle sichtbar „in den Kasten“passten, fotografierte er sie von oben. Ein symbolträchtiges Foto, das beschriftet noch vor dem Ende der Feier jeder zur Erinnerung erhielt.
Nach vorne schauen, „Visionen haben“, so Kreishandwerksmeister Siegmund Bauknecht in seiner Ansprache, musste diese Generation. Sie seien mitten im Krieg geboren und gehörten unbestreitbar „zu den Besten ihres Faches“. Zeit ihres Lebens hätten sie hart gearbeitet und ihr handwerkliches Können im Laufe ihres Lebens immer weiter verbessert: „Seien Sie stolz darauf und geben Sie diesem Meisterbrief einen besonderen Platz.“In der Zeit des Wirtschaftswunders wurden die damals jungen Meister dringend gebraucht. Die heutige Zeit habe ganz andere Herausforderungen: „Die Konkurrenz ist nicht mehr nebenan, die Welt ist kleiner geworden.“Ein Problem sieht er auch darin, dass es einen Wettkampf um Auszubildende und Mitarbeiter gäbe. Er plädierte für das Handwerk: „Junge Handwerker sollten Sie sich als Vorbilder nehmen.“
Schneidermeisterin immer noch mit Begeisterung dabei
Bauknecht dankte auch den Frauen, die gerade in den kleinen Handwerksbetrieben einen wichtigen Platz eingenommen hätten. Er entschuldigte sich im Anschluss bei den anwesenden Meisterinnen, weil er in seiner Ansprache immer von männlichen Meistern gesprochen hatte. Friseurmeisterin Marianne Müller aus Bad Saulgau nahm es gelassen. Sie hatte als miteingeladenen Partner ihren erwachsenen Enkel mitgebracht. Noch heute arbeitet die selbstständige
Meisterin in ihrem Beruf. Auch Schneidermeisterin Gudrun Geschke aus Laiz ist als Damenschneiderin immer noch mit Begeisterung in ihrem Beruf tätig.
Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, gratulierte ebenfalls mit einer Ansprache: „Die Meisterprüfung war sicherlich für die meisten von Ihnen der Schlüssel zur Selbstständigkeit in Ihrem Handwerk.“Damals herrschte in den meisten Branchen Vollbeschäftigung und das „Deutsche Wirtschaftswunder“war in vollem Gange: Herrmann erinnerte daran, dass versucht wurde, den Facharbeitermangel mit „Gastarbeitern“auszugleichen und 1965 der Millionste bei seiner Ankunft ein Moped als Geschenk der Bundesrepublik bekommen habe. Gegenüber 1967 gibt es im Kammerbezirk heute rund 4000 weniger, nämlich 13604 Handwerksbetriebe bei einem gestiegenen Gesamtumsatz von 2,1 Milliarden D-Mark auf 8,9 Milliarden Euro. Die Effektivität im Handwerk hat sich gesteigert. Viele der Meister hätten sich auch ehrenamtlich innerhalb der handwerklichen Organisation engagiert, auch dafür dankte Herrmann.
Griener, Bauknecht und Herrmann gratulierten im Anschluss jedem einzelnen zum Jubiläum und überreichten den goldenen Meisterbrief. Danach blieb Zeit zum Essen und Reden. Zimmermannmeister Manfred Wiehl aus Bingen lobte die Organisatoren: „Eine richtig schönes Fest.“Wie viele der Geehrten konnte er einen Familienbetrieb aufbauen und ist als Seniorchef immer noch aktiv.
„Die Konkurrenz ist nicht mehr nebenan, die Welt ist kleiner geworden“, sagt Kreishandwerksmeister Siegmund Bauknecht.