Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Sexuelle Belästigung gibt es überall“
Sozialpsychologin Charlotte Diehl zum Skandal um Hollywood-Mogul Harvey Weinstein
RAVENSBURG - Die sexuellen Übergriffe von Harvey Weinstein waren ein offenes Geheimnis – dennoch konnte der US-Filmproduzent seine Macht jahrzehntelang ausnutzen. Im Gespräch mit Daniel Drescher erklärt die Sozialpsychologin Charlotte Diehl, welche Folgen sexuelle Belästigung für die Opfer hat – und wie sich Frauen dagegen wehren können.
Der Skandal um Harvey Weinstein hat eine große Debatte um sexuelle Belästigung und Sexismus ins Rollen gebracht. Das ist nicht nur ein Problem der Filmbranche, oder?
man die ins Boot holt, die nicht direkt betroffen sind, aber so ein Fehlverhalten mitbekommen und einschreiten müssten. Für die Betroffenen ist es viel schwerer, sich tatsächlich zu wehren. Dass diese selbst erst so spät etwas sagen, wundert mich nicht, weil sie in einem Abhängigkeitsverhältnis standen. Zudem kommt eine solche Situation überraschend und ist unangenehm, da fällt es schwer, sich akut zu wehren.
Was löst sexuelle Belästigung bei den Betroffenen aus?
Tat mitverursachen, und dann gibt es eine zweite Kategorie Frauen, denen das nicht passiert, weil sie sich „korrekt“verhalten. So schaffen sich manche ein Gefühl von Kontrolle, aber das ist eine Illusion. Wenn man sich sicher fühlen will, kann man ja einen Selbstverteidigungskurs machen, aber es kann nicht sein, dass man sich für alle Eventualitäten rüsten muss – anstatt dass die Übergriffigen es einfach unterlassen.
Warum wehren sich Frauen nicht stärker?