Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Gedankenreiches Poesiealbum
Die Poetry-Slammerin Julia Engelmann legt am 3. November ihr Debütalbum vor
Julia Engelmann ist als PoetrySlammerin, vor allem durch ihren Vortrag „One Day“(„Eines Tages, Baby“) im Bielefelder Hörsaal, bekannt geworden. Seither gilt sie als Stimme ihrer Generation. Ihre modernen Gedichte und Lebensweisheiten packt die gebürtige Bremerin nun nicht mehr nur in Bücher oder Vorträge. Die 25-Jährige singt sich alle Gedanken und Sorgen von der Seele und unterlegt ihre Weisheiten mit Melodien. Ihr Debütalbum „Poesiealbum“(Universal Music/Domestic Pop) erscheint am 3. November. Vom CD Cover strahlt die nachdenkliche Poetin. Und in Engelmanns „Poesiealbum“geht es um ihre Sicht auf die Welt. Die 14 Lieder sind eine Aneinanderreihung von nachdenklich machenden, gar melancholischen Themen, die am Ende immer in einem Ratschlag für das Leben enden. „Du musst leben, du wirst nicht gelebt“oder „Nach der nächsten Ebbe kommt der Mut“: Solche Songzeilen aus dem Opener „Gründer wird’s nicht“ziehen sich durch das Album. Engelmann ruft die Menschen auf, mutig zu sein, nicht zu verzagen und das Leben zu genießen, mit all seinen Facetten und mit all seinen Tiefschlägen, denen sie in ihren melancholischeren Liedern genau soviel Beachtung schenkt („An den Tag“, „Ich kann alleine sein“).
Sie spricht dabei vor allem die sogenannten Generationen Y und Z an.
Woraus ziehst du deine Inspiration?
Ach, vom Touren. Ich speichere immer ein paar Ideen für Musik in meinem Smartphone. Ich schreibe oft Texte im Flieger. Manches sehe ich einfach und entwickele daraus eine Idee. Wenn man auf ein gutes Riff stößt, eine gute Melodie und gute Texte – dann kommt das einfach zusammen.
Wenn euch jemand sagt, ihr hört euch genau wie AC/ DC an. Ist das eine Beleidigung oder ein Kompliment?
Das ist ein Kompliment. Es bedeutet: Wir spielen AussieRock und machen es richtig. Wenn jemand sagt, dass du dich wie eine schlechte Band anhörst, ist das doof. Aber wenn dir jemand sagt, dass du wie die beste Rock’n’Roll-Band klingst, dann machst du es richtig.
Was ist das Besondere an Musik aus Australien?
Gary „Angry“Anderson, der Sänger von Rose Tattoo, sagt: „Keiner attackiert eine Gitarre so wie ein Australier.“Wir spielen hart – und andererseits auch recht einfach. In Australien ist immer nur das Beste aus der amerikanischen und britischen Musikszene angekommen. Das haben wir dann genommen und vereinfacht. Drei Akkorde reichen.
AC/DC sind seit Jahrzehnten auf der Bühne. Hoffst du, dass ihr auf ähnliche Weise altert?
Absolut. Rock’n’Roll hält jung. Wir werden graue Haare bekommen, aber immer noch Rock’n'Roll spielen. Ob nun AC/DC oder Metallica.
Hat euch die Musik enger zusammengebracht?
Ja, wir fühlen uns enger verbunden als je zuvor. Wir haben einen neuen Gitarristen. Das hat uns auch nochmal näher zusammengebracht. Und auch unserer Crew sind wir eng verbunden. Da musst du dir nur einen Blick zuwerfen beim Soundcheck und der andere weiß, was du meinst.
Hast du jemals das Bedürfnis, diesen klassischen Hardrock-Pfad zu verlassen?
Nein. Das ist es, wofür wir leben. Ich war kürzlich an unserem freien Tag in einer Bar mit einer Jukebox. Da habe ich 40 Euro genommen und alle Songs von AC/DC, Rose Tattoo und Metallica ausgewählt.
Welchen Tipp hast du für junge Musiker?
Üben, üben, üben. Hört nur auf die Leute, die tatsächlich Ahnung haben. Habt keine Angst, Hilfe anzunehmen – wenn sie von der richtigen Seite kommt. Und habt gewissermaßen einen Scheuklappen-Blick. Es wird immer Leute geben, die sagen: „Das könnt ihr nicht.“Aber wenn ihr leidenschaftlich bei der Sache seid, ignoriert sie einfach. Außerdem musst du Teil einer Band sein, weil du das Spielen liebst – nicht wegen dem Geld. Seit Napster verdient man kein Geld mehr mit Alben. Keiner wird heute mehr der nächste Bono.
Glaubst du, es wird jemals wieder eine Band so erfolgreich wie Bono mit U2, Angus Young mit AC/DC oder James Hetfield mit Metallica?
Das Spiel hat sich verändert. Die Musikindustrie ändert sich ständig. Bands, die Rock'n'Roll oder Metal spielen, können schon groß werden. Motörhead waren überall. Sie waren die größte ArbeiterklassenBand der Welt. Das ist etwas Erstrebenswertes.
Live: 2.11. München, Tonhalle (ausverkauft); 6.11. Stuttgart, LKA-Longhorn (ausverkauft); 7.11. CH-Zürich Samsung Hall.