Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Vortrag über Hildegard von Bingen
Informationen und praktische Tipps für die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins
BAD SAULGAU (sz) - Einen höchst informativen Vortrag erlebten die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins. Ingrid Düsing aus Leutkirch referierte über Leben und Werk der heiligen Hildegard von Bingen. Mit großer Sachkunde zog die Rednerin die Zuhörer in ihren Bann.
Als zehntes Kind einer adligen Familie 1098 geboren, wurde Hildegard bereits im Alter von acht Jahren ins Benediktinerinnenkloster Disibodenberg bei Bad Kreuznach gesteckt. Ihre vielseitigen Begabungen konnte sie dort voll entfalten. Sie lernte lesen, schreiben, Latein und Musik. Bald aber traten ihr Interesse und ihre Begabung für das Erkennen der Feinstofflichkeit der Heilpflanzen immer mehr in den Vordergrund und bestimmten ihr Leben. Sie entwickelte schon früh ihre visionären Fähigkeiten für die Erkennung der Ganzheitlichkeit von Geist, Leib und Seele. Die Richtigkeit ihrer Erkenntnisse bestätigt die heutige moderne Wissenschaft in eindeutiger Weise.
Als junge Äbtissin gründete sie um 1140 auf dem Rupertsberg bei Bingen ein Frauenkloster. Nach heutigem Verständnis gilt sie als eine emanzipierte Nonne mit Sinn für alles Schöne und Musische. Den Nonnen erlaubte sie für damalige Verhältnisse eine sehr tolerante Lebensführung, was ihr viel Missbilligung von außen einbrachte. Sie sparte aber auch nicht mit Kritik an der oft sehr liberalen Lebensweise des Klerus einschließlich der Bischöfe. Ihr Rat drang sogar bis zu Kaiser Barbarossa durch.
Im praktischen Teil ihres Vortrags behandelte Ingrid Düsing zwölf der wichtigsten Heilmittel nach Hildegard. Bereits zu ihrer Zeit kam z. B. der Galgant bis von China über die Seidenstraße nach Europa. Aber auch von vielen heimischen Heilpflanzen wie Fenchel, Esskastanie, Petersilie, Salbei oder Muskatnuss erläuterte die Referentin ihre Wirkungsweise, Zubereitung und Anwendung.
Vor allem für Durchblutungsstörungen, schlechte Verdauung, Herzschwäche, Sodbrennen, Leberschmerzen und manch andere Beschwerden gab es wichtige Hinweise zu deren Behandlung. Aber auch bei Schlaflosigkeit, Nervosität, Niedergeschlagenheit, Stress oder Migräne helfen die Erkenntnisse von Hildegard. Schließlich gab es viele Tipps für die tägliche Zusammenstellung der Anwendungen. Dazu gehörten die Mengen, das Mischungsverhältnis mit anderen Lebensmitteln, Art des Backens oder ob rohe oder gekochte Verwendung. Für die längere Aufbewahrung der selbst zusammengestellten Essenzen erfuhr man wichtige Details.
Auch der äußerliche Gebrauch bei Operationswunden, Narben, Geschwüren oder nach Ziehen eines Zahns wurde erläutert. Sofern die Heilpflanzen nicht im Garten oder der Natur wachsen, gab es Hinweise auf die Kaufmöglichkeiten in Apotheken oder Reformhäusern.
Alles in allem regte der Abend viele der Anwesenden zum Nachdenken an.