Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Nur Südkorea ist Feuer und Flamme
Fackellauf in Pyeongchang hat begonnen, die Olympia-Skepsis bleibt – Russisches Staatsdoping hat Konsequenzen
INCHEON (SID/dpa) - Strahlende Kinder, bunt gekleidete Tanzgruppen, aufmunternde Reden: 100 Tage vor dem Start der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) ist die Olympische Flamme in Südkorea eingetroffen. Die Gastgeber ließen auf dem Flughafen von Incheon nichts unversucht, die schlechte Stimmung der letzten Monate zu vertreiben. „Das ist ein sehr wichtiges und stolzes Symbol unserer Arbeit und unserer Mission, eines der aufregendsten Sportereignisse der Welt in unser Land zu bringen“, sagte Lee Hee-Beom, Chef des Organisationskomitees, über die Flamme.
Südkoreas Eiskunstlauf-Ikone Kim Yu Na, Olympiasiegerin von 2010, und Sportminister Do Jung-Hwan trugen die Flamme die Gangway hinunter, mit der auf dem Rollfeld die Olympische Fackel entzündet wurde. „Wir wollen, dass der olympische Fackellauf die Menschen mit den Spielen verbindet und die Leidenschaft für Olympia überall in Korea weckt“, sagte Lee.
7500 Fackelträger, in Anlehnung an die 75 Millionen Einwohner auf der koreanischen Halbinsel, wurden ausgewählt, um die Flamme auf einem 2018 Kilometer langen Weg durch das Land zu tragen. Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees wies auf die besondere Bedeutung der umstrittenen Spiele hin. Olympia sei das einzige Event, das die Welt in friedlichen Wettbewerben zusammenbringe und biete einen Moment des Glanzes, schrieb der deutsche IOC-Chef: „Die Olympischen Spiele sind immer ein Symbol für Hoffnung und Frieden.“
Der Auftakt der olympischen Asien-Tournee mit Tokio 2020 und Peking 2022 in der Warteschleife steht allerdings unter keinem guten Stern. Die größte Bedrohung für Pyeongchang liegt außerhalb des Einflussbereiches des Sports. Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel, immer wieder befeuert durch Provokationen von Nordkoreas Staatschef Kim und US-Präsident Donald Trump, sorgen für große Verunsicherung bei Sportlern und Funktionären.
Der britische Olympia-Chef Bill Sweeney gab kürzlich zu, dass für den Kriegsfall ein Evakuierungsplan für die Delegation Ihrer Majestät entworfen worden sei. Die großen Wintersportnationen Frankreich und Österreich haben bereits laut über einen Verzicht auf eine Teilnahme nachgedacht, sollte sich die Situation zuspitzen. Der Deutsche Olympische Sportbund bezeichnet Diskussionen über einen möglichen Verzicht als „verfrüht“, verweist auf seinen „ständigen Kontakt“zum IOC und zum Auswärtigen Amt. Von dort ist zu hören, dass sich Sicherheitsexperten ein Bild von der Lage vor Ort gemacht haben.
Derweil sollen Wildcards die Nordkoreaner für Olympia erwärmen und von Übergriffen auf die Spiele abhalten. Entsprechende Überlegungen bestätigte Cheforganisator Lee: „Das IOC wird mit den internationalen Fachverbänden darüber beraten, mehr Sportlern aus Nordkorea eine Teilnahme zu ermöglichen.“
Russe Legkow lebenslang gesperrt
Derweil hat das Staatsdoping in Russland den ersten Sotschi-Olympiasieger die Goldmedaille gekostet. Das IOC sperrte den russischen LanglaufOlympiasieger Alexander Legkow und dessen Teamkollegen Jewgenj Below wegen Dopings bei den Winterspielen lebenslang in allen Funktionen für Olympia. Legkow hatte 2014 Gold über 50 km gewonnen, der Titel wurde ihm nun entzogen. Zweiter war Legkows Landsmann Maxim Wylegschanin, er ist seit Dezember 2016 provisorisch gesperrt. Das IOC regierte damit auf die „forensischen und analytischen Dopinguntersuchungen“der Oswald-Kommission. Die Experten unter dem Vorsitz des Schweizers Denis Oswald hatten die 28 offenen Fälle untersucht und die betroffenen Athleten angehört.
Das Urteil betrifft auch die russische 15-km-Staffel, die hinter Schweden Silber gewonnen hatte und nun disqualifiziert wurde. Legkows deutscher Anwalt Christof Wieschemann nannte das Urteil der IOC-Disziplinarkommission „skandalös“, man werde Berufung beim CAS einlegen.
Die Sperren könnten ein Fingerzeig darauf sein, wie das IOC Ende November entscheiden wird, wenn es über die Teilnahme Russlands in Südkorea verhandelt. Bis dahin sollen die Ergebnisse einer vom Schweizer Samuel Schmid eingesetzten Untersuchungskommission vorliegen