Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zeremonie ist würdevoll und heiter zugleich
Bischof Roald Nicolai Flemestad weiht drei Diakone der Christ-Katholischen Kirche
EBENWEILER - Bischof Roald Nicolai Flemestad hat drei Männer zu Diakonen der Christ-Katholischen Kirche geweiht: Volker Schulte aus Schleitheim bei Bern (Schweiz), Ralf Blasberg aus einer Kleinstadt bei Köln und Davide Mossenta aus Udine in Norditalien. Angehörige und Freunde sowie Glaubensschwestern und -brüder aus Deutschland und dem angrenzenden Ausland verfolgten die Zeremonie.
Davide Mossenta, Jahrgang 1995, hatte nach seinem Schulabschluss zunächst ein Theologiestudium am Priesterseminar in Udine begonnen, das er abbrach, weil er in der konservativen römisch-katholischen Kirche Italiens keine Zukunft für seine christlich-seelsorgerische Lebensplanung sah. So spricht er etwa offen über seine Ablehnung des Zölibats.
Inzwischen hat Mossenta ein Studium der Betriebswirtschaft mit Ausrichtung Industriemanagement begonnen, um sich eine berufliche Basis zu schaffen, die ihm erlaubt, ehrenamtlich eine Christ-Katholische Gemeinde in seinem Umfeld aufzubauen. Ob der Weihe zum Diakon nach einigen Jahren und einer Wiederaufnahme des Theologiestudiums der Entschluss zur Priesterweihe folgen wird, lässt er offen.
Ein Befürworter der Annäherung
Ralf Blasberg unterrichtet nach abgeschlossenem Studium der Theologie am Gymnasium einer Kleinstadt bei Köln Religion und Philosophie. Durch Griechenlandreisen und Kontakte während des Studiums zum Metropoliten in Bonn beeinflusst, begrüßt er die Bestrebungen für eine Annäherung von Alt- und damit auch Christ-Katholiken an die Orthodoxie. Im November 2016 von Generalvikar Klaus Mass zum pastoralen Mitarbeiter in der Düsseldorfer St.-Willibrord-Gemeinde berufen, sieht er seine Aufgabe als Diakon – in Zusammenarbeit mit Daniel Gerte und Frederik Herzberg – im weiteren Ausbau der Christ-Katholischen Gemeinde Nordrhein-Westfalens.
Volker Schulte, Jahrgang 1959, studierte Geschichte, Pädagogik, Soziologie, Recht- und Wirtschaftswissenschaft in Tübingen, Bochum, Göttingen und New York. Während des Studiums sammelte er Erfahrungen bei Amnesty International, lebte in einem Kibbuz und arbeitete in der Intensivstation eines Krankenhauses. Einer Assistentenzeit an der Uni Göttingen und einigen Jahren im Eidgenössischen Departement für Auswärtige Angelegenheiten folgten weltweite Entwicklungshilfeeinsätze vorwiegend im Gesundheitsmanagement. Seit 2011 ist er Professor an der Fachhochschule Nordwestschweiz, Dozent an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, übernahm Lehr- und Forschungsaufgaben unter anderem an der Business School Hanoi und der Universität Ho Chi Minh City sowie Forschungsprojekte zur medizinischen Versorgung im ländlichen Raum, im Arbeitsalltag und der allgemeinen Gesundheitsvorsorge.
Seine christliche Aufgabe als Spätberufener sieht Volker Schulte in der Mahnung seiner Zeitgenossen, der vermeintlichen Allmacht modernen Fortschritts in Wissenschaft und Technik zu misstrauen, um zurückzufinden zum Glauben, der Türen öffnet, zur Liebe, die menschliches Zusammenleben fördert und zur Hoffnung, die ermutigt, sich auf den Weg zu machen.
Im Dienst des Glaubens
Mit der kleinen Ebenweiler Gemeinde trafen sich die Gäste nach einer Vesperandacht zum Kennenlernen beim gemeinsamen Abendessen in Mauren. Nach einem Morgengebet in der Hofkapelle in Ragenreute am nächsten Tag folgte eine Führung durch den Hummelsaal bei den Franziskanerinnen in Sießen. Später riefen die Glocken der Pfarrkirche St. Johannes in Oberhomberg zur Weiheliturgie. Klaus Mass, Generalvikar der Christ-Katholischen Kirche in Deutschland, hieß die drei Kandidaten im Kreis derer willkommen, die sich mit der Weihe zu Diakonen in den Dienst des Glaubens nehmen ließen. „Als Brüder Jesu werdet ihr Erben des Reiches Gottes sein und seine unendliche Liebe sichtbar machen“, sagte Mass.
Bruder Maximilien Cain begleitete die Lieder mit der Gitarre, stimmgewaltig unterstützt von Diakon Friedrich Hartmann. Andächtig verfolgten die Besucher die Weihe – eine würdevolle und dennoch heitere Zeremonie. „Großer Gott, wir loben dich“beendete die Feier.