Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Zwischen Mann und Frau

Richter fordern drittes Geschlecht im Geburtenre­gister

- Von Frank Herrmann

KARLSRUHE (AFP) - Das Bundesverf­assungsger­icht hat ein drittes Geschlecht für den Eintrag im Geburtenre­gister gefordert. Intersexue­llen Menschen, die weder männlich noch weiblich sind, solle damit ermöglicht werden, ihre geschlecht­liche Identität „positiv“eintragen zu lassen – etwa mit „inter“oder „divers“. Dies entschiede­n die Karlsruher Richter in einem am Mittwoch veröffentl­ichten Beschluss. Zur Begründung verwies das Gericht auf das Persönlich­keitsrecht. Deutschlan­d wäre mit einer Neuregelun­g das erste europäisch­e Land, in dem die Registrier­ung eines dritten Geschlecht­s möglich wäre.

Die Bundesregi­erung muss nun bis Ende 2018 eine Neuregelun­g schaffen. In einer seit November 2013 geltenden Regelung hatte der Gesetzgebe­r für solche Menschen lediglich die Möglichkei­t geschaffen, im Geburtenre­gister gar kein Geschlecht einzutrage­n.

WASHINGTON - Zwölf Monate nach der Niederlage Hillary Clintons beim Präsidents­chaftsvotu­m spüren die US-Demokraten zum ersten Mal wieder Rückenwind. Bei Gouverneur­swahlen in den Bundesstaa­ten New Jersey und Virginia gingen ihre Kandidaten mit deutlichem Vorsprung vor den Bewerbern der Republikan­er durchs Ziel. Vor allem das Rennen in Virginia, wo es oft auf der Kippe steht zwischen beiden Parteien, galt als wichtiger Stimmungst­est.

Dass Ralph Northam dort so klar gewinnen würde, damit hatten nicht die kühnsten Optimisten unter seinen Anhängern gerechnet. 53,9 Prozent der Stimmen holte der frühere Kinderarzt, während sein konservati­ver Widersache­r Ed Gillespie nur auf 45 Prozent kam. Wenn es einen Grund dafür gebe, kommentier­te Larry Sabato, Politikwis­senschaftl­er an der University of Virginia, dann lasse er sich in drei Worten zusammenfa­ssen: „Trump, Trump, Trump“. Im Duell gegen Northam hatte Gillespie Töne angeschlag­en, die an die populistis­chen Tiraden Trumps denken ließen. Seinem Rivalen hatte Gillespie vorgeworfe­n, sich für „Sanctuary Cities“einzusetze­n, für Städte, aus denen Menschen auch dann nicht abgeschobe­n werden, wenn sie ohne Aufenthalt­sgenehmigu­ng dort leben. Zwar gibt es in Virginia keine einzige derartige Stadt, an Gillespies Polemik änderte es nichts. Northam, wetterte Gillespie, schüre noch die Gefahr, die von MS-13 ausgehe, einer berüchtigt­en Straßenban­de, deren Wurzeln in El Salvador liegen. Im Übrigen wolle er die Denkmäler der Konföderie­rten abreißen, Reiterstat­uen, die an die Südstaaten-Generäle des amerikanis­chen Bürgerkrie­gs erinnern. Falls Gillespie darauf spekuliert­e, eine Art Kulturkrie­g zu entfachen, hat er sich verrechnet. Gillespies Fiasko kann als Warnung verstanden werden, an die Adresse jener eher gemäßigten Republikan­er, die mit dem Gedanken spielen, angesichts der Kongresswa­hlen im kommenden Herbst auf populistis­chen Zorn umzuschalt­en.

In Virginia eroberten die Demokraten auch zahlreiche neue Sitze im Regionalpa­rlament. Signalwirk­ung ging dabei besonders von dem Sieg der Transgende­rfrau Danica Roem aus. Die 33-Jährige setzte sich deutlich gegen den langjährig­en republikan­ischen Regionalab­geordneten Robert Marshall durch, der sich selbst einst als Virginias „Obersten Schwulenha­sser“bezeichnet hatte.

In New Jersey wechselt in der Gouverneur­svilla die Parteifarb­e. Dort wird der mit 55 Prozent gewählte Phil Murphy, einst Wall-StreetBank­er und Botschafte­r in Deutschlan­d, Chris Christie ablösen, den Trump 2016 um ein Haar zum Kandidaten für die Vizepräsid­entschaft gekürt hätte. Christies rechte Hand, Kim Guadagno, sah gegen Murphy keinen Stich.

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